Statistisches Bundesamt: Die Inflationsrate sinkt
Durch sinkende Energiepreise sinkt die Inflationsrate. Das Statistischen Bundesamtes legte am Donnerstag aktuelle Zahlen vor. Weil Verbraucher günstiger tanken und heizen können, haben sie mehr Geld für andere Dinge übrig.
Sinkende Energiepreise haben die Inflation in Deutschland im Juli erneut gedrückt. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes lagen die Verbraucherpreise nur noch um 0,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Wiesbadener Behörde bestätigte am Donnerstag erste Schätzungen.
Im Juni sank die Teuerungsrate erstmals seit Januar
Im Mai hatte die Inflationsrate noch bei 0,7 Prozent gelegen. Im Juni war die jährliche Teuerungsrate dann erstmals seit Januar wieder gesunken. Währungshütern bereitet die Mini-Inflation allerdings Sorgen. Deutlich billiger wurden im Juli gegenüber dem Vorjahr leichtes Heizöl (minus 22,4 Prozent) und Sprit (minus 7,1 Prozent).
Der Rückgang der Energiepreise habe sich nochmals verstärkt, erklärten die Statistiker. Ohne Energiepreise wäre die Inflationsrate mit 1,0 Prozent deutlich höher ausgefallen. Nahrungsmittel wurden binnen Jahresfrist um 0,4 Prozent teurer. Der Preisanstieg schwächte sich damit ab, im Juni hatte er noch 1,0 Prozent betragen. Mehr als vor einem Jahr mussten Verbraucher für Nettokaltmieten zahlen (plus 1,2 Prozent). Deutliche teurer wurden auch Taxifahrten (plus 12,9 Prozent). Die Branche begründet die Preiserhöhungen mit der Einführung des Mindestlohns von 8,50 Euro pro Stunde zum Jahresbeginn. Weniger mussten Verbraucher dagegen für sogenannte anderen Dienstleistungen zahlen.
Die niedrige Inflation stärkt die Kaufkraft der Verbraucher
Ursache war vor allem die Einführung des Bestellerprinzips bei der Wohnungsvermittlung. Danach bekommt der Makler sein Geld von demjenigen, der ihn beauftragt hat. Das ist in der Regel der Vermieter. Gegenüber Juni stiegen die Lebenshaltungskosten insgesamt leicht um 0,2 Prozent. Die niedrige Inflation stärkt die Kaufkraft der Verbraucher, zumal die Tarifabschlüsse in diesem Jahr deutlich über der Preissteigerungsrate liegen. Den Währungshütern bereitet die Entwicklung dagegen Kopfzerbrechen. Die Inflation ist weit entfernt von der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB), die ein stabiles Preisniveau bei knapp unter 2,0 Prozent anstrebt. Um diesen Wert wieder zu erreichen, pumpt die EZB seit Anfang März vor allem über den Kauf von Staatsanleihen pro Monat etwa 60 Milliarden Euro in den Markt.
"Wir sollten uns über das billigere Öl freuen"
Die Gefahr einer Deflation - einem Verfall der Preise auf breiter Front - sehen Ökonomen derzeit aber nicht. Die schwache Inflation im Juli sei überwiegend der allerjüngsten Ölpreisschwäche geschuldet, sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. „Das Auf und Ab des Ölpreises wird noch längere Zeit die Veränderung der Verbraucherpreise prägen.“ Ähnlich argumentierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer: „Die Inflation liegt nur deshalb nahe bei Null Prozent, weil die Preise für Benzin und Heizöl stark gefallen sind“. Von Deflation zu sprechen, sei ökonomisch unsinnig. „Stattdessen sollten wir uns über das billigere Öl freuen.“ (dpa)