Siemens: Strom für eine Milliarde Menschen
Seit 1972 produziert Siemens in Berlin Gasturbinen. Nun wurde die 1000er Marke geknackt. Und eine Turbine tritt eine lange Reise an.
Wie viel wiegt eigentlich elektrischer Strom? In diesem Fall 300 Tonnen. Siemens hat in seinem Berliner Gasturbinenwerk die 1000er Marke überschritten und eine Turbine vom Typ SGT5-4000F mit einer Leistung von 300 Megawatt an das Kraftwerk Umm Al Houl in Katar geliefert.
Dazu trat die Turbine eine lange Reise an: Vom Berliner Westhafen ging es zunächst nach Rotterdam und dort mit einem Schwergutschiff über den Atlantischen Ozean über Gibraltar ins Mittelmeer. Über den Suez-Kanal gelangt die Maschine ins Rote Meer, umrundete die arabische Halbinsel und erreicht schließlich Katar. Dort sorgt sie mit neun weiteren Turbinen und vier Generatoren nicht nur für 2,5 Gigawatt Strom sondern produziert durch die integrierte Meerwasserentsalzungsanlage täglich bis zu 618 Millionen Liter Trinkwasser.
Erste Gasturbine ist im Standby-Betrieb
Das Berliner Turbinenwerk in der Huttenstraße wurde bereits 1904 gegründet. Zunächst wurden dort Dampfturbinen hergestellt, 1972 verließ die erste Kraftwerksgasturbine das Werk. Die erste Siemens-Gasturbine aus Berlin hat eine Leistung von 62,5 MW und ist heute noch im Standby-Betrieb.
Gasturbinen verbinden den klassischen Schwermaschinenbau mit moderner Fertigungstechnologie wie beispielsweise Additive Manufacturing. Die Herstellung einer Maschine dauert mehrere Monate. Neben Siemens gibt es weltweit lediglich eine Hand voll Hersteller von Gasturbinen wie etwa General Electric (USA) oder Kawasaki (Japan).
Die installierte Leistung der in Berlin produzierten insgesamt 1.000 Gasturbinen von etwa 220 Gigawatt (GW) würde ausreichen, um rein rechnerisch rund eine Milliarde Menschen (siehe Infographik) mit Strom zu versorgen. Die Gesamtleistung der 1.000 Gasturbinen entspricht damit in etwa der installierten Stromerzeugungsleistung von Spanien und Italien. Über 90 Prozent der in Berlin gefertigten 1.000 Gasturbinen wurden exportiert.
Lara Keilbart