Galeria Karstadt Kaufhof ohne Chef: Stefan Fanderl hinterlässt eine große Baustelle
Der Konzern-Chef war schon seit Wochen abgetaucht. Seinen Nachfolgern bleibt nicht viel Zeit, die Kaufhaus-Kette noch zu retten.
Es war ein Abschied mit Ansage – allerdings keiner offiziellen. Denn schon seit Monaten wurde gerätselt, was eigentlich mit Stephan Fanderl, dem Chef von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK), ist.
Mitten in der Krise, die ja nicht nur Corona als Ursache hat, war von dem Vorstandsvorsitzenden des Warenhauskonzerns kaum etwas zu hören. Er habe sich nach einem Bandscheibenschaden den notwendigen Rehabilitationsmaßnahmen unterziehen müssen und deshalb die Rettungsbemühungen der vergangenen Wochen von außen miterleben müssen, wurde von Fanderl kolportiert. In der Essener Konzernzentrale ist er dem Vernehmen nach seit Wochen nicht mehr gesichtet worden. Eine offizielle Erklärung von GKK gab es dazu aber nicht.
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Doch seit Mittwoch herrscht Klarheit: Fanderl räumt seinen Posten. „Die Trennung erfolgt einvernehmlich“, hieß es in einer Mitteilung des Warenhausriesen und seines Mutterkonzerns Signa. Auch als Geschäftsführer von Signa Retail trat Fanderl zurück. Zu den Gründen für die Trennung äußerten sich die Unternehmen nicht.
Stetige Kritik von Verdi
Damit verlässt der Manager den Konzern, der die Zusammenführung der beiden Kaufhaus-Ketten Karstadt und Galeria Kaufhof eigentlich vorantreiben sollte. Handel stecke ihm im Blut, hieß es über den Sohn eines Edeka-Händlers. Vor seiner Zeit bei Karstadt war Fanderl unter anderem auch schon im Management des US-Einzelhandelskonzern Wal-Mart und im Vorstand von Rewe. Dem Karstadt-Konzern stand der promovierte Betriebswirt seit 2014 vor.
Nach der Fusion mit Galeria übernahm er die Leitung des gesamten Unternehmens und schwor das Haus auf einen Sparkurs ein, bei dem die Synergieeffekte des Zusammenschlusses genutzt werden sollten. So wurde etwa der Einkauf oder der Online-Auftritt zusammengeführt.
Eine Konstante seiner Arbeit war die Kritik, mit der die Gewerkschaften ihn begleiteten. Es fehle ein Konzept für die Zukunft, lautete der Vorwurf der Arbeitnehmerschaft. GKK könne nicht gesund gespart werden, es brauche viel mehr Ideen, die die gut rund 28.000 Beschäftigten mit einbezögen.
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Besonders heftig wurde die Kritik vor knapp einem Monat, als Pläne bekannt wurden, wonach GKK fast die Hälfte seiner Filialen in Folge der Coronakrise schließen will. Tausende Mitarbeiter würden dadurch ihre Jobs verlieren. Auch hier allerdings: Kein öffentliches Statement von Fanderl. „Wenn Entlassungen anstehen, muss Dr. Fanderl als erster gehen“, forderte Verdi damals. Doch auch mit dem Eigentümer der Warenhauskette, dem österreichischen Milliardär René Benko, soll es zuletzt zu Uneinigkeiten gekommen sein.
Schutzschirmverfahren nur bis Ende Juni
Dabei bräuchte GKK derzeit eine gute Führung wie wohl selten zuvor. Die Coronakrise hat dem Konzern nach eigenen Angaben einen Umsatzverlust von rund einer Milliarde Euro beschert. Seit Anfang April hat die Kaufhaus-Kette ein Schutzschirmverfahren beantragt. Dabei bleibt die Geschäftsführung im Unterschied zum Insolvenzverfahren eigentlich im Amt, um den Sanierungsprozess mitzubestimmen.
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GKK hat die Führung der Geschäfte für die Zeit des Verfahrens allerdings an den vom Gericht bestellten Sachverwalter Frank Kebekus abgegeben. Zunächst soll er das Unternehmen gemeinsam mit dem Finanzvorstand Miguel Müllenbach und dem Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz leiten.
Doch viel Zeit zum Eingewöhnen bleibt dem neuen Trio nicht. Das Schutzschirmverfahrens läuft nur noch bis Ende Juni. Danach muss GKK die Gehälter seiner Beschäftigten wieder selbst zahlen, was in den vergangenen drei Monaten die Agentur für Arbeit übernommen hatte. Eigentlich sollte zu diesem Zeitpunkt ein Sanierungsfahrplan feststehen. Ob das allerdings so kommt, ist offen.
Das Kaufhaus gilt im Handel als Königsdisziplin. Auch deshalb schossen am Donnerstag nicht wie sonst üblich die Spekulationen über Fanderls Nachfolge aus dem Boden. Denn eines ist klar: Es gibt dankbarere Jobs.
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