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Hauptsache digital. Die Mehrzahl der Start-ups in Berlin beschäftigen sich mit Internetanwendungen.
© Syda Productions

Unternehmensgründer: Start-ups wollen Jobmotor sein

Gründer beschäftigen allein in Berlin mehr als 50.000 Menschen. Bundesweit sind es doppelt so viele. Viele von ihnen kommen aus dem europäischen Ausland.

Berlin bleibt die Hauptstadt der Start-ups. Gut ein Drittel der rund 6000 technologielastigen Jungunternehmen haben ihren Sitz in der Bundeshauptstadt, sagte Florian Nöll, Chef des Bundesverbands Deutsche Start-ups, am Dienstag in Berlin. Dabei entwickeln sich die Firmen auch immer mehr zum Jobmotor, wie aus dem jüngsten Start-up-Monitor hervorgeht. „In den vergangenen drei Jahren sind allein in Berlin gut 50.000 Arbeitsplätze in diesen Unternehmen entstanden“, sagte Nöll. Bundesweit gesehen seien es doppelt so viele. Und nach Einschätzung der befragten Start-ups würden binnen eines Jahres noch einmal 50.000 hinzukommen. Allerdings handele es sich dabei um einen Bruttowert, schränkte Nöll ein.

Für die Studie befragten der Verband, die Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) und die Unternehmensberatung KPMG gut 1000 Start-ups aus dem gesamten Bundesgebiet. Neben Berlin sind München, die Rhein-Ruhr-Region, Hamburg und der Raum Stuttgart/Karlsruhe relevante Gründerzentren in Deutschland. Drei Merkmale qualifizieren nach Auffassung der Studienmacher ein Unternehmen als Start-up. „Die Firmen sind jünger als zehn Jahre, sie sind besonders innovativ und sie sind stark wachstumsorientiert“, erklärt Sven Ripsas, Professor für Entrepreneurship an der HWR.

Ökosystem Berlin funktioniert

Ein viertes Merkmal lässt sich auf Basis der Studienergebnisse problemlos hinzufügen: Start-ups sind besonders international. Jeder zehnte Gründer und knapp jeder fünfte Beschäftigte in den Jungunternehmen kommt nicht aus Deutschland. „In Berlin ist es sogar jeder dritte“, betonte Nöll die herausgehobene Position der Bundeshauptstadt. Dabei ist es nach Auffassung von Ripsas längst nicht mehr allein die allgemeine Beliebtheit Berlins als Metropole, die Programmierer, Datenspezialisten oder eben Unternehmer aus ganz Europa anzieht. Es sei ein Ökosystem entstanden, in dem Investoren, Gründer und Fachkräfte sich gegenseitig befruchteten.

Diese Einschätzung stützt auch KPMG. Besonders in der Gründungsphase und bei den ersten kleineren Wachstumsrunden gebe es inzwischen ausreichend institutionelle und private Geldgeber aus Europa, sagte Unternehmensberater Tim Dümichen. „Was das angeht, sind wir hier aus den Kinderschuhen raus.“ Problematisch sei aber nach wie vor für viele deutsche Start-ups der Zeitpunkt, wo sie massiv wachsen müssten. „Wenn die Millionenzahlen zweistellig werden, spielen plötzlich Investoren aus den USA eine große Rolle.“ Und die säßen eben meistens nicht in Europa. Umso wichtiger sei, dass die Politik hierzulande die Rahmenbedingungen für Investoren verbessere, mahnte Dümichen.

Seit Langem fordert der Start-up-Verband ein investorenfreundliches Klima etwa durch Steuererleichterungen. In diesem Zusammenhang kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Wochenende an, ein geplantes Gesetz, das Investorengewinne aus Beteiligungsverkäufen besteuern sollte, habe in dieser Form keine Zukunft. „Das begrüßen wir natürlich“, sagte Nöll. „Finanzierung war, ist und bleibt das Thema, was die Gründer am meisten beschäftigt.“

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