Hitze in Berlin: Sprudelherstellern gehen die Flaschen aus
Der große Durst: Mineralwasser ist gefragt wie nie, in den Läden klaffen große Lücken. Die Wasserproduzenten geraten durch die Nachfrage unter Druck.
Die Durststrecke wird immer länger. Die kleinen Mineralwasserflaschen bei dm in Berlin-Zehlendorf sind an diesem Mittag komplett ausverkauft, bei Edeka an der Truman-Plaza – wenige Kilometer entfernt – klaffen große Lücken im Sortiment. Nur bei Getränke Hoffmann am Botanischen Garten stapeln sich die Mineralwasserkästen zu hohen Türmen, wie sie eigentlich im Handel normal wären. „Wir haben heute eine frische Lieferung bekommen", sagt ein Mitarbeiter. Sonst wäre auch hier das Angebot viel kleiner.
Der heiße Sommer macht Durst. Die Brauer freuen sich auf ein Rekordjahr, doch das Lieblingsgetränk der Bundesbürger ist Mineralwasser. Fast alle Anbieter fahren Sonderschichten. „Wir arbeiten im Drei-Schicht-Betrieb“, berichtet Annett Volkwardt, die als Marketingchefin für den Verkauf von Bad Liebenwerda und Spreequell zuständig ist. Das heißt: Produziert wird quasi rund um die Uhr, auch am Wochenende.
Das macht sich bemerkbar. „Wir produzieren zehn bis 20 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum“, betont Volkwardt, wobei die Berliner lieber Spreequell trinken als das Schwesterwasser. Beide Marken gehören zur hessischen Rhön-Sprudel-Gruppe, die Quellen liegen jedoch in Brandenburg. Das Wasser für Spreequell und Bad Liebenwerda kommt aus Bad Liebenwerda, allerdings aus zwei getrennten Quellen. Wird das Wasser jetzt teurer, wo jeder ständig Durst hat? Nein, sagt Volkwardt, die Menge macht’s.
Gearbeitet wird rund um die Uhr
Auch die Konkurrenz lässt es ordentlich sprudeln. An vielen der 16 Produktionsstandorte lässt Coca-Cola (Apollinaris, Vio, Glacéau Smartwater) rund um die Uhr produzieren. Marktführer Gerolsteiner berichtet von Absatzspitzen. Dank des hohen Einsatzes der Mitarbeiter sei die Lieferfähigkeit aber weiter sichergestellt, heißt es auf Anfrage.
Leute, bringt das Leergut zurück
Es könnte allerdings noch besser sein. Das Problem: Wie bei den Brauern wird auch bei den Mineralwasserbrunnen das Leergut knapp. Verbraucher sollten die Mehrwegflaschen nicht horten, sondern zeitnah wieder zurückbringen, appelliert Gerolsteiner-Sprecherin Heike Görres an die Kunden. Immerhin würden Mehrwegflaschen bei Gerolsteiner 70 Prozent des Absatzes ausmachen.
Dabei dürfte es eigentlich keine Probleme geben. Denn anders als bei den Brauern wird die Logistik bei den Mineralwasser-Pfandflaschen zentral organisiert. Zuständig ist die Genossenschaft deutscher Brunnen, die etwa die Glas- oder Pet-Flaschen mit der schlanken Taille und den Noppen in Umlauf bringen. „Wir sind lieferfähig“, betont ein Sprecher. „Wer heute zusätzliche Flaschen bestellt, hat sie in zwei bis drei Tagen in seinem Lager.“
Nur: Wer bestellt, bezahlt – und hat nur kurz etwas von seinen Mehrausgaben. Denn danach gehen die Mehrwegflaschen in den Pool und stehen auch den Konkurrenten zur Verfügung. Viele Anbieter setzen auf eigene, individualisierte Flaschen, die schicker aussehen und sich besser vermarkten lassen – allerdings wird das fehlende Leergut hier auch schneller zum Problem. Und neben den Flaschen fehlt es auch zunehmend an Fahrern, die volle Kästen zum Kunden und leere zum Unternehmen bringen.
Lücken im Handel
Dem Handel gefällt das nicht. Man könnte fünf bis zehn Prozent mehr Mineralwasser verkaufen, heißt es in der Zentrale von Getränke Hoffmann. Wenn denn nur genug Nachschub da wäre. Auch bei Deutschlands größter Supermarktkette Edeka „sind nicht alle Artikel jederzeit verfügbar“, wie man bedauernd feststellt. Bei Spreequell werden besonders die kleinen Flaschen knapp, bei Edeka und Rewe sind die günstigen Eigenmarken schnell ausverkauft. Verdursten muss allerdings niemand. Trotz der Lücken in den Sortimenten ist bis auf wenige Ausnahmen immer Wasser da. Allerdings muss man vielleicht die Marke wechseln oder statt der Medium-Variante auf den Sprudel umsteigen.
Das dürfte sich vorerst auch nicht ändern. In der nächsten Woche soll es heiß bleiben. Für die Brunnen ist das eine gute Nachricht. Denn sie mussten im verregneten Sommer 2017 eine Absatzdelle hinnehmen, der diesjährige Boom entschädigt sie. Und die Quellen geben genug her.
Selbst wenn es ein paar Wochen nicht regnet, seien diese ergiebig, versichert der Sprecher der Brunnengenossenschaft. „Die Quellen erschöpfen sich nicht kurzfristig“, betont er. Es brauche nämlich Jahrzehnte, bis eine Quelle versiege.
Trinkwasser in Berlin wird nicht knapp
Auch wer seinen Durst mit Leitungswasser stillen möchte, kann unbesorgt sein. „In Berlin wird das Wasser nicht knapp“, versichert Astrid Hackenesch-Rump von den Berliner Wasserbetrieben. Berlin habe ein sehr gutes Grundwasservorkommen. Und das wird auch so bleiben. Wenn die Wasserbetriebe in der Nähe der Spree, am Wannsee oder an anderen Gewässern Brunnen anlegen, entstehe ein Sog, der das Wasser anzieht. Das versickert dann im Boden. „Wir machen unser Grundwasser selber“, sagt Hakenesch-Rump.
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