Smartphone statt Kleingeld: Sparkassen führen mobiles Bezahlen ein
Viele Deutsche können bald per Smartphone zahlen. Die Frage ist aber, ob sie das auch annehmen.
Die Schweden machen es vor. Der Kuchen im Café, das Ticket im Bus, selbst die Kollekte in der Kirche oder das Kleingeld für den Bettler an der Straßenecke – all das kann man im Norden Europas längst mit seinem Handy bezahlen. Einmal kurz das Smartphone vor ein Lesegerät halten, fertig. In Deutschland, der Hochburg des Bargelds, war das lange nur eine Zukunftsvision. Doch nun wird das kontaktlose Bezahlen per Smartphone auch hierzulande flächendeckend möglich. Ein Großteil der deutschen Sparkassen, 306 von 385, bieten den Dienst seit diesem Montag an. Auch die Berliner Sparkasse und die Mittelbrandenburgische Sparkasse machen mit. Die Mehrheit der Volks- und Raiffeisenbanken wollen im August folgen. Ob die Berliner Volksbank dann auch schon dabei ist, ist noch offen – man arbeite an der Umsetzung, heißt es. Deutsche Bank und Commerzbank bieten das mobile Bezahlen hingegen bereits an.
WORUM ES GEHT
Gedacht ist das kontaktlose Bezahlen per Smartphone vor allem für kleine Beträge. Für eine Flasche Wasser oder eine Tüte Chips soll man an der Supermarktkasse nicht mehr sein Portemonnaie herausholen müssen. Stattdessen zückt man das Smartphone, das die meisten ohnehin stets in Griffweite haben. Bislang funktioniert das Bezahlen damit allerdings nur, wenn man ein Android-Gerät hat. Denn Apple lässt andere Anbieter schlicht nicht auf die nötige Schnittstelle im Gerät zugreifen. Zwar bietet der Konzern mit Apple Pay ein eigenes Bezahlsystem fürs iPhone an, doch das ist in Deutschland noch nicht verfügbar – auch wenn immer wieder Gerüchte die Runde machen, dass es bald soweit sein soll.
Um den Bezahldienst auf seinem Smartphone zu nutzen, braucht man zusätzlich eine Bezahl-App seiner Bank. Bei den Sparkassen heißt sie „Mobiles Bezahlen“, die Volks- und Raiffeisenbanken haben den Dienst in ihre „VR Banking“-App integriert. Wenn man es nicht eh schon getan hat, muss man dort seine Kartendaten hinterlegen. Während bei der Deutschen Bank das nur mit der Kreditkarte möglich ist, lassen die Volksbanken und Sparkassen auch die Girokarte zu. Experten meinen, dass das die Akzeptanz des mobilen Bezahlens erhöhen könnte, da viele Deutsche ungern die Kreditkarte für tägliche Einkäufe nutzen.
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WIE SICHER DAS IST
Das Prinzip beim Bezahlen mit dem Smartphone ist dasselbe wie beim kontaktlosen Bezahlen mit der Giro- oder Kreditkarte. Dabei braucht man die Karte nur kurz ans Lesegerät zu halten: Solange der Betrag unter 25 Euro liegt, wird das Geld automatisch abgebucht, ohne dass man den Pin eingeben oder den Bon unterschreiben muss. Der Vorteil beim Smartphone: Zumindest die Sparkassen lassen einen selbst über die Sicherheitseinstellungen entscheiden. So kann man wählen, ob man die Bezahlfunktion schlicht durch das Aktivieren des Bildschirms auslösen will oder ob das nur nach dem Entsperren und dem Öffnen der App möglich ist.
Übertragen wird das Geld dann mittels NFC-Technologie, über die das Handy mit anderen Geräten auf kurze Distanz Daten austauschen kann. Wie schon beim kontaktlosen Bezahlen per Karte, weckt das Sicherheitsbedenken. Allerdings meinen Experten, dass Kriminelle beim Smartphone die Daten längst nicht so schnell auslesen können wie bei der Karte – denn dafür bräuchten sie den Zugangscode der App. Allerdings können Diebe mit dem gestohlenen Smartphone im Zweifel mehrfach für bis zu 25 Euro einkaufen gehen, solange Karte und Gerät nicht gesperrt sind.
WAS DAS BRINGT
Noch ist die Bereitschaft der Deutschen, mit dem Smartphone zu bezahlen, allerdings gering. 96 Prozent haben es einer Umfrage der Beratungsgesellschaft Deloitte zufolge noch nie ausprobiert und sehen darin auch keinen Mehrwert. Deshalb sind auch die Mobilfunkanbieter mit ihren Versuchen gescheitert, den Deutschen das Bezahlen per Smartphone nahezubringen. Die Telekom hat ihren Versuch ebenso eingestellt wie O2 und Base, Vodafone hat seine Smartphone-Geldbörse erst im Juni abgeschafft. Auch die Erfolge der Banken halten sich bislang in Grenzen. Die Deutsche Bank, die das kontaktlose Zahlen per Smartphone bereits vor über einem Jahr eingeführt hat, zählt gerade einmal eine fünfstellige Zahl an Nutzern für den Dienst – und das bei insgesamt 300 000 Kunden.
Bislang sind es wohl nur sehr technikaffine Verbraucher, die von dem Bezahlen per Smartphone hierzulande Gebrauch machen – obwohl das schon an 75 Prozent der Kartenterminals in Deutschland möglich ist. Ein Grund dürfte sein, dass der Zusatznutzen tatsächlich begrenzt ist. Einzig das Kramen nach Kleingeld wird dadurch unnötig. Doch zum einen stört das viele Deutsche aber auch nicht so sehr, sie hängen an ihrem Bargeld. Zum anderen fällt das Suchen nach Münzen auch dann weg, wenn man per Girokarte kontaktlos zahlt.
WARUM ES WICHTIG IST
Trotzdem ist es sinnvoll, dass die Banken jetzt im großen Stil das Bezahlen per Smartphone anbieten. Andernfalls würden sie dieses Feld nämlich anderen Spielern überlassen – allen voran Google. Der Suchmaschinenkonzern hat erst im Juni in Deutschland seinen Bezahldienst Google Pay gestartet. Über den ermöglichen aktuell die Commerzbank, die Comdirect und die Berliner SmartphoneBank N26 ihren Kunden das mobile Bezahlen. Allerdings sind viele Nutzer gerade bei Google vorsichtig geworden, schließlich ist es das Geschäftsmodell des Konzerns, möglichst viele Daten von seinen Nutzern zu sammeln und zu verwerten. Für den Bezahldienst verspricht Google zwar, nur die nötigsten Daten zu erfassen und sie nicht für Werbezwecke zu verwenden. Trotzdem argumentieren die Sparkassen nun bewusst mit dem Datenschutz: Bei ihrem Dienst „verbleiben sämtliche Daten zu jeder Zeit bei der Sparkasse und werden nicht an Dritte weitergegeben oder verkauft“.
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