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Solon schließt seine Zentrale in Adlershof.
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Update

Von Berlin an den Persischen Golf: Solarmodul-Hersteller Solon schließt Zentrale in Berlin

Der Solarmodul-Hersteller Solon schließt seine Zentrale in Berlin. Damit verlieren am Standort Adlershof 230 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Der indisch-arabische Investor verlegt die Zentrale an den Persischen Golf.

Dieser Investor wollte offenbar keinen Tag länger als nötig in Berlin bleiben. Das indische Solarunternehmen Microsol schließt die Zentrale seiner Tochtergesellschaft Solon im Berliner Forschungspark Adlershof – und zwar auf den Tag genau zwei Jahre nach der Übernahme. Damals, kurz nach dem 6. März 2012, hatte Microsols Gesandter Anjan Turlapati seinen Berliner Mitarbeitern versprochen, den Betrieb mindestes zwei Jahre lang weiterzuführen. Am Donnerstagabend teilte Solon mit, den Firmensitz von Berlin in die Vereinigten Arabischen Emirate zu verlagern. Die Produktion von Solarmodulen und die weiteren Einheiten in Adlershof würden geschlossen. Alle rund 230 Mitarbeiter seien davon betroffen.

Damit geht ein Stück Berliner Industriegeschichte zu Ende. Die Wurzeln der formal 1996 in Berlin-Kreuzberg gegründeten Firma reichen zurück bis ins studentische Umfeld der TU Berlin der 1970er Jahre (siehe Kasten). Der steile Aufstieg begann nach der Verabschiedung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) durch die rot-grüne Bundesregierung im Jahr 2000. Seither erhalten Solarstromproduzenten feste Vergütungssätze für den Strom, was den Absatz von Solarmodulen ankurbelte.

Abwärtstrend seit 2010 erkennbar

In seinem besten Jahr 2008 beschäftigte der Solarkonzern mit Töchtern in Frankreich, Italien und den USA fast 1000 Mitarbeiter und setzte 815 Millionen Euro um. In jener Zeit fiel auch die Entscheidung zum Bau des spektakulären Gebäudes mit geschwungenem Rasendach am Rande des Forschungsparks. Es gehört schon seit Jahren der Bank. Spätestens 2010 deutete sich an, dass Solon den Konkurrenzkampf mit chinesischen Billigherstellern verlieren könnte. Der Bund sowie die Länder Berlin und Mecklenburg-Vorpommern gewährten dem Unternehmen eine Ausfallbürgschaft in Höhe von 146 Millionen Euro. Im Hochsommer 2011 besuchte auch Berlins damals wahlkämpfender Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) den Standort und sprach den Mitarbeitern Mut zu. Nachdem Solon dann im Dezember 2011 den Insolvenzantrag stellen hatte müssen, zeigte kein prominentes Mitglied der Landesregierung mehr Interesse.

Der Betriebsstättenleiter Lars Podlowski, der vor der Insolvenz im Vorstand saß, stellte sich am Donnerstag bis in den späten Abend den Fragen der Belegschaft. „Aktuell ist es für uns die höchste Priorität, dass wir partnerschaftliche Verhandlungen mit dem Betriebsrat führen, um in dieser schwierigen Situation eine faire Einigung mit unseren Mitarbeitern zu finden“, ließ er mitteilen. Am heutigen Freitag will er auf einer Pressekonferenz erklären, wie es weitergeht.

Denn der Name Solon, der in der Branche und bei Kunden durchaus einen guten Ruf genießt, wird offenbar nicht sterben. So haben die indischen Unternehmer, die einst ihre Firma im arabischen Steuerspar-Emirat Fudscheira aufgebaut hatten, ihre Firma mittlerweile in Solon umgetauft. Auf der indischen Solon-Internetseite werben die Investoren mit „world class German Technology“ – obwohl viele Module künftig in den Emiraten entwickelt und gebaut werden. Den schrumpfenden deutschen, und europäischen Markt will die neue Solon mit Modulen beliefern, die von der Partnerfirma ML&S in Greifswald montiert werden.

Nicht mehr das alte Solon

„Solon wird damit definitiv nicht mehr die alte Solon sein, auch wenn der Markennamen weiter besteht“, sagte Karl- Heinz Remmers, Gründer der Berliner Beratungs- und Fachverlagsfirma Solarpraxis in einer ersten Reaktion. „Da ja bereits nach dem Kauf (der Firma 2011, Anm.) immer mehr auch bei Mircosol gemacht wurde, hatte sich das Produkt ohnehin gewandelt. Solon dürfte in Deutschland große Schwierigkeiten haben, nun noch Dinge umzusetzen“.

Der langjährige Beobachter fand am Donnerstag immerhin Worte für das Ende dieses Kapitels der Berliner Industriegeschichte. Bei Wista-Management, der landeseigenen Betreibergesellschaft des Technologieparks war man sprachlos. Wie auch bei der Firma Younicos, die ebenfalls im Solon-Gebäude residiert und dem Solon-Mitgründer Alexander Voigt gehört: Beide waren nicht über die Schließung informiert worden.

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