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Solarhersteller: Solon stoppt Produktion in Berlin

Produktionsstopp in Berlin: Der Berliner Solarmodulhersteller Solon produziert seit vier Wochen nicht mehr.

Berlin - Beim Berliner Solarmodulhersteller Solon spitzt sich mal wieder die Situation zu. Nach Angaben aus Unternehmenskreisen wird seit etwa vier Wochen nicht mehr produziert, knapp 90 Beschäftigte aus der Fertigung blieben zu Hause – bei Fortzahlung der vollen Bezüge. Firmensprecherin Uta Kreft sagte dagegen auf Anfrage, es gebe „keinen generellen Produktionsstopp“, sondern nur tageweise Unterbrechungen. „In ca. zwei Wochen wird die Produktion in Berlin wieder aufgenommen.“ Kreft erklärte die Pause mit temporären Lücken bei der Materialbelieferung. Das deckt sich wiederum mit der Einschätzung aus Unternehmenskreisen, wonach Solon kaum noch Betriebsmittelkredite bei Banken bekommt. Weil aber Lieferanten aus Angst vor Ausfällen in der stark schrumpfenden Solarbranche häufig nur noch gegen Vorkasse ihre Komponenten zustellten, werde die gesamte Fertigung lahmgelegt. Der indische Microsol-Chef Anjaneyulu Turlapati, der Solon im März vergangenen Jahres aus der Insolvenz übernommen hatte, versuche nun Geld bei indischen und chinesischen Banken aufzutreiben. In Berlin beschäftigt Solon noch rund 300 Mitarbeiter.

Das Unternehmen war 1996 in Kreuzberg gegründet worden und zwei Jahre später an die Börse gegangen. 2008 setzte Solon mehr als 800 Millionen Euro um, unter anderem auch mit Tochtergesellschaften in verschiedenen Ländern. Damals bezog das Unternehmen auch einen spektakulären Neubau in Adlershof. Doch dann ging es bergab, enorme Überkapazitäten und in der Folge dramatische Preisabstürze prägen bis heute den Markt für Solarmodule und führen zu einem Firmensterben. Bis Mitte 2011 hatte Solon 400 Millionen Euro Schulden. Das Unternehmen musste Insolvenz anmelden.

Das in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässige und von Indern geführte Unternehmen Microsol übernahm Solon mit dem Ziel einer Arbeitsteilung: Berlin sollte Module für Dachanlagen in Europa produzieren und das arabische Werk wiederum Module für Solarparks in aller Welt. Offenbar scheitert dieses Geschäftsmodell jetzt an Finanzierungsengpässen. Die bis vor wenigen Monaten in Berlin tätige Werkleiterin wollte im Drei- Schicht-Betrieb arbeiten, um so den vergleichsweise teuren Standort gegenüber dem arabischen „Schwesterwerk“ konkurrenzfähig zu machen. Doch bereits damals gab es nicht genügend Betriebsmittel, um die Fertigung auch vorzufinanzieren. Die Werkleiterin verließ Solon.

Am Standort Berlin liegen die Bruttolöhne nach Angaben des Betriebsrats im Schnitt bei 1800 Euro. Wenn selbst solche Löhne zu hoch sind, ist das bezeichnend für die Modulbranche, die von der Billigkonkurrenz aus Asien, den Überkapazitäten und der Unsicherheit in der deutschen Solarförderpolitik aufgerieben wird. Dennoch bewertet Solon „den deutschen Markt weiterhin als stabil“, so die Firmensprecherin, habe sich aber zuletzt „stark auf den Ausbau des Asien-Geschäfts konzentriert“. Alfons Frese

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