Die Umflaggung hat begonnen: So wird aus Kaiser's Edeka
Marktführer Edeka hat erste Kaiser's-Supermärkte in Berlin umgeflaggt. Was sich für Kunden und Mitarbeiter ändert.
Das Rot ist noch da an der Wand hinter der Bedientheke, ebenso die großen, weißen Lettern über den Regalen. Feinschliff, sagt Mark Rosenkranz, Vorstandssprecher der Edeka-Gesellschaft Minden-Hannover, zu der Berlin gehört: Darum wolle man sich später kümmern. Das Wesentliche aber ist geschafft im ehemaligen Kaiser’s-Markt am Tempelhofer Damm, und deshalb darf er sich jetzt offiziell Edeka nennen. Blaugelbe Luftballontrauben über dem Eingang und Handzettel weisen darauf hin, dass jetzt alles anders – natürlich besser – ist.
Niedrigere Preise
Ein breiteres, tieferes Sortiment verspricht Edeka. Vor allem jedoch: niedrigere Preise. Ein prall mit Markenartikeln gefüllter Einkaufswagen soll das verdeutlichen: „Bei Kaiser’s bezahlten Sie für diesen Einkauf 100,34 Euro, und bei Edeka nur 76,66 Euro“, wirbt ein Plakat. Sicher ist, dass Edeka aufgrund seiner Marktmacht deutlich mehr Rabatte bei Lieferanten heraushandeln kann als Kaiser’s es je konnte – ein Grund für den Niedergang des Lebensmittelhändlers.
Edeka und Rewe haben sich die Filialen hälftig aufgeteilt, in „langen, spannenden Verhandlungen, über deren Inhalte Stillschweigen bewahrt wird“, wie Rosenkranz sagt. Neben dem Kaiser’s am Tempelhofer Damm sind nunmehr fünf weitere Märkte auf Edeka umgeflaggt, so in der Wendenschloßstraße in Köpenick und der Franz-Jacob-Straße in Lichtenberg. Entscheidender als die optische sei jedoch die technische Integration, sagt Vertriebsleiter Torsten Krethlow: IT-Strukturen anzugleichen, Warenflüsse und Logistikabläufe neu zu organisieren koste pro Filiale vier bis fünf Tage. Man sei aber gut dabei: „In 45 von 61 Märkten ist das inzwischen erfolgt.“ Bis Juni soll der Wechsel vollzogen sein.
Ein Rückschritt in der Technik
Die größte Herausforderung bedeutet all das wohl für die bisherigen Kaiser’s-Beschäftigten. Es mag überraschen: Technisch war Kaiser’s insofern weiter, als Waren über einen Automatismus disponiert wurden. Wurde ein Glas Nutella verkauft, orderte das System direkt nach. Ein solches System ist bei Edeka erst in der Entwicklung, weshalb die Angestellten selber den Bestand im Blick behalten und nachbestellen müssen. Aus Sicht der Edeka aber auch ein Vorteil: „Es gibt keine zentrale Zuteilung, die Mitarbeiter bestimmen selber, was sie anbieten möchten.“ So lassen sich je nach Standort Schwerpunkte setzen.
Es gibt neue Kassen, Tasten, Bedienungsweisen und Warengruppen. Am Montag läuft eine Verkäuferin im schwarzen Edeka-Poloshirt mit einer Kundin im Gefolge suchend durch die Gänge in dem 1300 Quadratmeter großen Geschäft. 50 Prozent des Sortiments wurden ausgetauscht. Im Tiefkühlschrank finden sich noch letzte Packungen Spaghettieis der Eigenmarke „Jeden Tag“ – bald werden sie wie die rund 350 übrigen Artikel der Reihe verschwunden sein. Dafür profitieren Kunden fortan von 2500 „Gut & Günstig“-Artikeln, betont Edeka.
Das sind die Reste
Schürzen und Kittel durften die Mitarbeiter zur Erinnerung behalten. Überrollt habe Edeka der „Ansturm von Souvenirjägern“, die eine Kaiser’s-Kanne oder einen Leuchtbuchstaben haben wollen: Man habe entschieden, diesen Wünschen nachzukommen, auch wenn damit ein gewisser Verwaltungsaufwand verbunden sei.
Die Markenrechte liegen jetzt bei Edeka. Es sammele aber niemand Kaiser’s-Schilder bei Rewe ein, sagt Edeka-Mann Rosenkranz lachend. Die meisten sind wohl eh längst abmontiert: Rewe hat bereits den Großteil der Filialen umbenannt.