Siemensstadt in Spandau: "So wie früher wird es nicht mehr"
Siemens kehrt nach Berlin zurück und will bis zu 600 Millionen Euro investieren. Was halten die Anwohner der Siemensstadt davon?
Allein die Namen zeigen schon, wie eng Siemens mit Berlin verbunden ist: In der Siemensstadt, nahe des Siemensdamms und den Siemenswerken liegt der Wilhelm-von-Siemens-Park.
Rund 13000 Menschen wohnen in der 5,66 Quadratkilometer großen Ansiedlung. Hier kennt man seine Nachbarn, man grüßt sich auf der Straße. Es gibt ein großes Sport- und ein Freizeitzentrum, mehrere kleine Läden, Kneipen und Bäckereien. Den Großteil der Siemensstadt machen aber die sieben Wohnsiedlungen und die Industriebauten aus. Dass Siemens hier, wo der Konzern 1847 gegründet worden ist, fast 600 Millionen Euro in ein neues Viertel investieren will, können viele noch nicht so recht glauben.
Die Wirtin der Kneipe „zum Rohreck“, direkt gegenüber des großen Siemens-Verwaltungsgebäudes, zum Beispiel ist skeptisch. Siemens habe viele Arbeiter entlassen und Gebäude geschlossen. Dass sie jetzt so viel Geld in einen neuen Campus und Projekte in Siemensstadt stecken wollen, kann sie sich schwer vorstellen. Prinzipiell sei es zwar eine gute Idee, für sie ändere sich aber auch mit den Investitionen nichts. Viele Arbeiter lebten nicht in Siemensstadt, mehr Kundschaft würde es ihr also nicht bringen.
In einem kleinen Supermarkt, mitten in der Wohnsiedlung, arbeitet Güner Arslan. Sie bezeichnet die meisten Einwohner hier als „Siemens-Kinder“. „Wir sind mit Siemens aufgewachsen. Vor 30 Jahren haben hier noch über 40000 Leute gearbeitet, dann wurde die Produktion leider verlagert.“ Sie findet es schön, dass der Konzern nun zurückkommen wolle. Siemens gehöre schließlich nach Siemensstadt.
"Siemensstadt ist gestorben"
Dadurch würde bestimmt viel erneuert werden, wie etwa der stillgelegte S-Bahnhof oder einige der geschlossenen Gebäude und Turnhallen. Ein Anwohner und Freund gibt ihr recht. Daniel G. arbeitet im Siemensturm als Telekommunikations-Dienstleister – allerdings nicht für den Großkonzern. Viele der Gebäude werden an andere Unternehmen vermietet. Daniel G. sagt: Es ist einfach an der Zeit, dass Siemens zurückkommt.
„Siemensstadt ist gestorben.“ meint hingegen eine Mitarbeiterin der Ring-Bäckerei. Die 48-Jährige erklärt: „So wie früher wird es nicht mehr werden. Die großen Arkaden haben unser kleines Zentrum kaputt gemacht.“ Selbst nun, da Siemens wiederkomme, würde das vermutlich nicht viel ändern.
Ella Simon