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Den "mit Abstand" größten Anteil an Verpackungsabfällen haben Papier und Kartons.
© dpa

Wegwerfkultur: So viel Verpackungsmüll wie nie

Noch nie haben die Deutschen so viel Papier und Kartons weggeworfen. Gründe sind der Online-Handel und Coffee to go.

Die Pizza aus dem Tiefkühlfach, der Coffee to go im Pappbecher und die neue Hose vom Online-Versand: Die Deutschen produzieren so viel Verpackungsmüll wie nie. Seit 2003 stieg die Pro-Kopf-Menge von 187,5 Kilogramm auf 212,5 Kilogramm im Jahr 2013, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervorgeht, die am Freitag veröffentlicht wurde.

Die gesamte Verpackungsmüllmenge stieg demnach binnen zehn Jahren von 15,5 Millionen auf 17,1 Millionen Tonnen pro Jahr. Den "mit Abstand" größten Anteil an Verpackungsabfällen haben Papier und Kartons. Deren Menge nahm binnen zehn Jahren um gut eine Million Tonnen zu, während zum Beispiel der Glasabfall im selben Zeitraum um 372 Kilotonnen schrumpfte.

Ein Grund: Boom des Internethandels

Die Gründe für die Zunahme sind nach Angaben der Bundesregierung vielfältig: Der Boom beim Internethandel, der seine Waren in normierten, oft zu großen Kartons verschicke, der häufigere Kauf von großen Haushalts- und Unterhaltungsgeräten und die Zunahme von Importwaren, die seltener in Mehrwegverpackungen angeboten würden.

Allein die Verpackungen für Getränke, Nahrungsmittel und Haustierfutter machen in Privathaushalten zwei Drittel der Verpackungen aus, wie das Bundesumweltministerium in der Antwort auf die Anfrage mitteilte. Zum einen konsumierten die Verbraucher einfach mehr, zum anderen habe die Zahl der Ein- und Zweipersonenhaushalte zugenommen. Diese kauften im Allgemeinen kleinere Verpackungseinheiten, wodurch der Verpackungsverbrauch insgesamt steige.

Andere Ess- und Trinkgewohnheiten

Auch geänderte Ess- und Trinkgewohnheiten schlagen sich in der Abfallmenge nieder: Ein Beispiel für den gestiegenen Außerhausverzehr ist der unterwegs getrunkene Coffee to go. Aber auch bei der Lebensmittelzubereitung zuhause fallen dem Ministerium zufolge mehr Verpackungen an: Dies liege am Trend zu Tiefkühlkost, Fertiggerichten, Teilfertiggerichten und mikrowellengeeigneten Produkten oder kleineren, vorportionierten Verpackungseinheiten. Diese Faktoren wirkten sich "stark erhöhend" auf den Verpackungsverbrauch aus.

Beim Müll von Privathaushalten erreiche Deutschland schon jetzt Recycling- und Verwertungsraten, "die im weltweiten und im europäischen Vergleich vorbildlich sind", erklärte das Umweltministerium. Ein verbindliches Ziel, den Verpackungsmüll zu verringern, habe sich die Regierung nicht gesetzt. Sie wolle vielmehr "noch stärkere Anreize" zur Verminderung des Müllaufkommens und zum Recycling setzen.

Appell: Abkehr von der Wegwerfkultur

So sieht das geplante Wertstoffgesetz vor, dass Privathaushalte künftig auch Produkte aus Kunststoff und Metall im gelben Sack oder in der gelben Tonne sammeln können. Alte Kleiderbügel und ausrangiertes Plastikspielzeug gehören dann zum Beispiel nicht mehr in den Restmüll. Der Entwurf für das Wertstoffgesetz soll kommende Woche vorgelegt werden. Außerdem will die Regierung den Verbrauch von Plastiktragetaschen weiter senken, um Ressourcen zu schonen.

Der umweltpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Peter Maiwald, forderte auf seiner Website eine Abkehr von der Wegwerfkultur. Die Müllpolitik der Bundesregierung sei ein "Trauerspiel", sagte er der Zeitung "Die Welt". Deutschland produziere insgesamt und je Einwohner mit Abstand am meisten Verpackungsmüll in der gesamten Europäischen Union, sagte er. "Auf diesen Meistertitel können wir nicht stolz sein." Das Ministerium wies darauf hin, dass die Datenerfassung in Deutschland sehr aufwendig und genau sei - eine wirkliche Vergleichbarkeit sei damit nicht garantiert.

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