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Mangelware: In Drogeriemärkten, Baumärkten und Apotheken gibt es keine Schutzmasken.
© imago images/Eibner
Update

Mundschutz kaufen: So kommen Sie doch noch an Atemschutzmasken

Alle Bundesländer schreiben jetzt eine Maskenpflicht vor für Busse, Bahnen und beim Shoppen. Doch wo findet man welche?

Beim Einstieg in den Ausstieg spielt ein Kleidungsstück eine zentrale Rolle: die Atemschutzmaske.

Zwar hatten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder zunächst gegen ein bundesweites Maskengebot entschieden, doch inzwischen haben alle Bundesländer verpflichtende Regelungen. Für den öffentlichen Personenverkehr und das Einkaufen wird das Tragen einer Mund-Nasen-Maske Pflicht. Wobei es reicht, wenn man sich einen Schal oder ein Tuch vors Gesicht bindet.

[Mehr zum Thema: Lockerung der Corona-Maßnahmen – was ändert sich, was bleibt wie es ist? Das haben Bund und Länder beschlossen]

Wer nicht improvisieren will, hat ein Problem: Mund-Nasen-Masken sind hierzulande Mangelware. 

Ausverkauft: Schon wenige Tage nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie hingen solche Zettel in den Schaufenstern.
Ausverkauft: Schon wenige Tage nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie hingen solche Zettel in den Schaufenstern.
© imago images/photothek

Schon wenige Tage nach Ausbruch des Virus hängten Drogeriemärkte und Apotheken „Ausverkauft“-Schilder in ihre Schaufenster. Auch das Internet ist bei dm oder Rossmann keine Alternative. Rossmann empfiehlt, sich eine Stoffmaske selbst zu nähen. Fehlanzeige auch bei den Baumärkten: „Derzeit sind alle Atemschutzmasken ausverkauft“, berichtet Hornbach.

Dabei ist die Nachfrage riesengroß. Der T-Shirt-Hersteller Trigema produziert seit kurzem waschbare Mund-Nasenmasken aus Baumwolle und Polyester, zehn Stück kosten 120 Euro. Wer jetzt bestellt, bekommt die Ware allerdings frühestens im Mai. Auch der Unterwäscheproduzent Mey lässt seine Angestellten jetzt Schutzmasken nähen. Diese haben eine Sonderzulassung als Medizinprodukte und gehen derzeit ausschließlich an Krankenhäuser, Pflegeheime und andere institutionelle Einrichtungen. Mittelfristig, so heißt es bei Mey, werden aber wohl auch Verbraucher online bestellen können.

Verbraucherschützer: Menschen müssen Masken bekommen können

Stell dir vor, es gibt die dringende Aufforderung, Masken zu tragen, aber du kannst keine kaufen – für Verbraucherschützer ist das ein Unding. „Sofern eine Maskenpflicht für bestimmte Lebensbereiche angedacht wird, müssen diese auch zwingend zur Verfügung stehen“, sagte Kai Vogel, Gesundheitsexperte des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (VZBV), dem Tagesspiegel. 

„Die Politik muss dafür Sorge tragen, dass Schutzmasken flächendeckend zur Verfügung stehen, bevor Erleichterungen im öffentlichen Leben erfolgen – und der persönliche Schutz eine der Bedingungen für diese Lockerungen ist“, mahnt der Verbraucherschützer. Allerdings dürfe die Schutzkleidung dafür nicht aus anderen Bereichen, etwa aus dem Gesundheits- und Pflegebereich, abgezogen werden.

Österreich: Einkaufen nur mit Mundschutz. Die Masken gibt es am Eingang der Läden.
Österreich: Einkaufen nur mit Mundschutz. Die Masken gibt es am Eingang der Läden.
© dpa

In Spanien hat die Polizei Masken an Arbeitnehmer verteilt, in Österreich bekommen Kunden diese von den Supermärkten. In Deutschland ist das undenkbar. „Der Handel kann Atemschutzmasken nicht flächendeckend zur Verfügung stellen, da es nach wie vor nicht ausreichend Kapazitäten gibt“, sagte ein Sprecher des Handelsverbands dem Tagesspiegel. 

Vorrang für Ärzte und Pfleger

Hinzu komme, dass medizinische Atemschutzmasken vorrangig dem Klinik- und Pflegepersonal zur Verfügung gestellt würden. Die Bundesregierung hofft, Schutzausrüstung im Ausland einkaufen zu können und will parallel dazu eine Produktion in Deutschland aufbauen. Eine ganz schnelle Lösung ist das wohl nicht.

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In der Stadt Jena ist das Tragen von Schutzmasken bereits seit einiger Zeit Pflicht. „Viele Bürger haben ihre Masken selbst genäht“, berichtet der Sprecher der Stadtverwaltung, Kristian Philler. Rund 10.000 Masken hat die Stadt über die Diakonie und die Bürgerstiftung Jena an jene verteilen lassen, die nicht wussten, wie sie sonst an Schutzkleidung kommen. 

Allerdings hat auch die lokale Wirtschaft das Geschäft entdeckt. Orthopädiehäuser und kleine Baumärkte stellen in der Unistadt in Eigenregie Masken her. Um dem Bußgeld von 50 Euro zu entgehen, reicht es jedoch auch, wenn man sich in Jena einen Schal oder ein Tuch vor Mund und Nase bindet.

Maskenpflicht in Jena: Unbekannte haben darauf hin eine Statue im Zentrum "geschmückt".
Maskenpflicht in Jena: Unbekannte haben darauf hin eine Statue im Zentrum "geschmückt".
© imago images/Christoph Worsch

Wenn Güter knapp sind, floriert das Geschäft der Betrüger und Abzocker. 249 Euro verlangte ein Händler im Internet für eine FFP3-Atemschutzmaske, Fake Shops bieten Masken an, die sie gar nicht haben. Verbraucherschützer kennen viele von diesen Fällen.

Amazon und Ebay sperren unseriöse Verkäufer

Die großen Verkaufsplattformen im Internet gehen gegen solche Preistreiber vor. Amazon hat kürzlich Zehntausende von Angeboten gesperrt oder diese entfernt, berichtet ein Sprecher. Ebay hat sogar mehr als eine halbe Million Artikel von seinem Marktplatz geräumt, 4,5 Millionen Produkte wurden wegen überhöhter Preise blockiert und zahlreiche Verkäufer wurden suspendiert, heißt es auf Tagesspiegel-Anfrage. 

Medizinische Schutzmasken und Desinfektionsmittel dürfen bei Ebay nicht mehr von Privatleuten, sondern nur noch von einem kleinen Kreis gesondert zugelassener gewerblicher Verkäufer angeboten werden. Der internationale Versand und Auktionen sind in diesem Segment verboten.

Real.de, der Online-Marktplatz von Real, hat zum Schutz der Käufer alle Nennungen des Wortes "Corona" in Verbindung mit Atemschutzmasken und Desinfektionsmitteln sperren lassen.

Wie komme ich an eine Maske?

Doch wie kommt man denn nun an eine Schutzmaske, wenn man selbst keine großen Nähkünste hat? Man kann die Talente anderer nutzen und Stoffmasken auf Wochenmärkten und Nachbarschaftsportalen kaufen. Man kann allerdings auch ohne großen Aufwand mithilfe von Küchentüchern und Gummibändern eine Behelfsmaske basteln. Viele Menschen weichen auf Tücher aus oder auf Rundschals.

Selber nähen: Viele basteln sich Atemschutzmasken selbst.
Selber nähen: Viele basteln sich Atemschutzmasken selbst.
© Tagesspiegel

Doch Wunder über Wunder: Man kann tatsächlich auch Masken im Internet kaufen. Auf Amazon etwa bieten inzwischen einige Firmen Schutzkleidung an, allerdings kommen diese fast ausschließlich aus China. Bestseller ist der 30er-Pack Einwegmasken von einer Firma aus Shenzhen für 11,45 Euro, die verspricht, per Express schon Richtung Wochenende zu liefern. Allerdings finden sich über sie zwiespältige Userkommentare.

[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Über die Entwicklungen speziell in Berlin halten wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden.]

Man kann allerdings auch auf deutsche Anbieter ausweichen.

Sabina Berton verkauft mit ihrer Freiburger Firma Lukip Sonnenschirme normalerweise Sonnenschutz für Restaurants und Cafés. Die Ware bezieht sie aus Polen. Jetzt hat die Gastronomie Zwangspause, der Lieferant hat sich umgestellt und näht nun wiederverwendbare, waschbare Atemschutzmasken aus Baumwolle. 4,89 Euro kostet eine Maske, inklusive Mehrwertsteuer und Versand. Allerdings muss man mindestens 50 Masken abnehmen, geliefert wird gegen Vorkasse.

Auch die Firma Tsarnos, die eigentlich Hemden und Blusen anbietet, hat jetzt Baumwoll-Masken im Sortiment. Allerdings kann man auch hier nicht Einzelteile kaufen, sondern muss bei der Premiumausführung mindestens zehn Masken zum Gesamtpreis von 85 Euro bestellen. Einfache Masken gibt es für 3,80 Euro das Stück, allerdings liegt die Mindestbestellmenge bei 100 Stück.

Und auch im Tagesspiegel-Shop wird man fündig: Zehn Baumwollmasken kann man jetzt für 110 Euro bestellen.

Der Onlinehändler About You verkauft ab Ende April Stoffmasken zum Selbstkostenpreis von 1,70 Euro pro Stück. Der Händler startet am Dienstag, dem 28. April, mit 200.000 Masken und will im weiteren Verlauf insgesamt vier Millionen Stück anbieten. Wer will, kann sich schon jetzt hier registrieren lassen.

Wer keine Stoffmaske möchte, kann auch auf andere Masken ausweichen. Die Firma Alsino aus Fröndenberg bietet im Internet – etwa auf real.de – unter dem Namen „Trendmaus“ Einweg-, aber auch FFP2-Masken (Stück 9,95 Euro) an, Lieferzeit ein bis zwei Tage.

„Es gibt genug Masken“

„Wir importieren selber aus China“, sagt Geschäftsführer Norbert Bucher. Zum Unternehmen gehört auch ein Großhandel, der etwa Arztpraxen beliefert. Der Nachschub sei gesichert, verspricht der Unternehmer. Und auch für andere hat er gute Nachrichten: Die Lieferengpässe würden bald der Vergangenheit angehören. „Die Chinesen produzieren wieder“, sagt er, „es gibt genug Masken“.

In Berlin hat die Wirtschaftsfördergesellschaft Berlin Partner einen Online-Marktplatz für Alltagsmasken konzipiert, auf dem sich Anbieter von Textilmasken und Suchende zusammenschließen können. Suchinserate für diese Communitymasken sind allerdings erst ab einer Menge von 100 Stück möglich, wer weniger braucht, muss die Funktion "Angebote durchsuchen/Anbieter finden", nutzen, teilt Berlin Partner mit.

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