Berlin: Siemens entscheidet über Investition in die Siemensstadt
Am Dienstag will der Siemens-Vorstand entscheiden, ob der Konzern seinen Innovationscampus in Berlin baut - oder in Asien. Es geht um 600 Millionen Euro.
Michael Müller wartet auf einen Anruf aus München. Spätestens am Dienstag will der Siemens-Vorstand entscheiden, wo mit einer Investitionssumme von 600 Millionen Euro ein Innovationscampus für die digitale Welt entsteht: Am traditionsreichen Standort in Siemensstadt oder doch in Asien, wo manche im Konzern eher die Zukunft sehen als in Europa. Der Regierende Bürgermeister Berlins hat sich kräftig bemüht um den Zuschlag und wird als einer der Ersten informiert, sobald die Entscheidung gefallen ist. Wenn alles gut geht für Berlin, dann will Vorstandschef Joe Kaeser am Mittwoch gemeinsam mit Müller das Projekt vorstellen.
Anfang Oktober hatte der Senat ein sogenanntes Eckpunktepapier nach München geschickt, das eng abgestimmt war mit den Berlin-Befürwortern im Siemens-Management und das als Entscheidungsgrundlage dient. Mit dem Papier verbinde er „die Möglichkeit, die Siemensstadt wieder zu einem Ankerpunkt unserer Bemühungen zu machen, die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Berlin international zu stärken“, hatte Müller damals geäußert. Und Siemens-Vorstandsmitglied Cedrik Neike, ein gebürtiger Berliner, hatte die „konstruktiven“ Gespräche mit dem Senat gelobt. Das Land Berlin habe „in kurzer Zeit eine tragfähige Grundlage für unser Konzept geschaffen“.
Beim Denkmalschutz ist Berlin Siemens entgegengekommen
Mit der Großinvestition möchte der Weltkonzern die Transformation von der realen in die digitale Welt forcieren. Gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft sollen auf dem Campus moderne Forschungs- und Bürokapazitäten geschaffen und auch Wohnungen gebaut werden. In Berlin wurde der Konzern vor mehr als 170 Jahren gegründet, hier beschäftigt Siemens gut 11.000 Mitarbeiter in diversen Fabriken, zumeist in Siemensstadt. Das größte Problem auf dem 700.000 Quadratmeter großen Gelände – 250.000 Quadratmeter davon sind bebaut – ist der Denkmalschutz. Der Senat ist dem Konzern entgegengekommen: Fassaden und Dächer sollen bleiben wie sie sind, dahinter darf Siemens bauen, was und wie sie möchten. Wenn denn die Entscheidung für Berlin fällt.