Easyjet-Chefin über Flughäfen SXF und BER: "Schönefeld ist für uns ein großes Problem"
Niemand befördert mehr Fluggäste an Berlins kleinerem Flughafen Schönfeld als die britische Easyjet. Deren Chefin Carolyn McCall verliert wegen der Zustände dort die Geduld.
In Berlin liegt die Easyjet mit 4,8 Millionen Jahrespassagieren bei den Fluglinien auf dem dritten Platz hinter Air Berlin und der Lufthansa-Gruppe. Sie hat erst Anfang April einen zehnten Jet in der Hautstadt stationiert und bedient in diesem Sommer 44 Strecken. In Schönefeld sei man der Platzhirsch, leide jedoch unter den zunehmenden Engpässen, sagte Chefin Carolyn McCall dem Tagesspiegel bei einem Treffen in Paris. Am Flughafen SXF müssen die Reisenden mangels ausreichender Sitzgelegenheiten oft auf dem Fußboden hocken und vor den wenigen Snackbars bilden sich lange Warteschlangen.
„Schönefeld ist für uns ein großes Problem, wir drängen die Flughafengesellschaft beständig darauf, für mehr Passagierkomfort zu sorgen“, sagte McCall dem Tagesspiegel. „Unsere Kunden fragen, was in Berlin los ist, wann der BER endlich eröffnet wird. Und wurden schon so viele Termine genannt, die nicht eingehalten wurden, wir warten jetzt dringend darauf dass uns endlich gesagt wird was geschieht.“
In den zwölf Monaten bis Ende März stieg die Zahl der von Easyjet beförderten Passagiere europaweit um 7,2 Prozent auf 70,7 Millionen bei einer Rekordauslastung der Maschinen von 91,5 Prozent. Derzeit verfügen die Konkurrenten der irischen Ryanair über 248 Flugzeuge, 175 weitere sind bestellt, darunter 130 des neuen Airbus-Modells A320neo mit besonders umweltfreundlichen Triebwerken. Seit dem Jahr 2000 hat der Billigflieger die CO2-Emissionen pro Passagierkilometer von 116,2 auf 81,05 Gramm senken können, bis 2020 sollen es dank der neuen Jets noch einmal acht Prozent weniger werden.
Sorge vor einem "Brexit"
McCall erklärte, sie wollen den Wachstumskurs in Deutschland und ganz Europa fortsetzen. Sorgen bereitet ihr aber der mögliche Austritt Großbritanniens aus der EU. „Wir sind eine europäische Airline und hängen von den gemeinsamen Vereinbarungen ab, um durch ganz Europa zu fliegen“, sagte McCall. Deshalb betone man überall dass die wirtschaftlichen Vorteile für den Flugreisenden viel größer seien, wenn das Land in der EU verbleibe. Kommt es doch zum Austritt hat Easyjet Alternativpläne, die man aber erst dann diskutieren will, wenn der Fall eintreten sollte.
Eine Partnerschaft mit einer Luftverkehrsgesellschaft in einem anderen EU-Land zur Wahrung von Verkehrsrechten schließt McCall aus. Jüngste Spekulationen über eine Kooperation mit der Beteiligung an Air Berlin will sie nach wie vor nicht kommentieren. Auf die Frage, warum sich ein profitabler Low-Cost-Carrier an einer ständig Verluste einfliegenden Hybrid-Airline beteiligen sollte, gibt sie allerdings eine klare Antwort: „Da müssen Sie jemanden fragen, der so etwas tut. Es gibt Airlines, die machen so etwas, Easyjet nicht.“
In Deutschland, wo man kürzlich eine neue Basis in Hamburg eröffnet hat, will Easyjet weiter wachsen, sich aber nicht von den derzeitigen Offensive des irischen Konkurrenten Ryanair unter Druck setzen lassen, der Air Berlin vom zweiten Platz der Airlines in Deutschland verdrängen will. „Unsere Strategie ist es, profitabel zu wachsen, den Kunden einen guten Service zu bieten und unseren Aktionären eine gute Dividende zu sichern“, so McCall. Im Geschäftsjahr 2015, das am 30. September endete, hatte die Airline ihren Vorsteuergewinn um 18 Prozent auf 686 Millionen Pfund steigern können. „Unser Erfolg in den vergangenen Jahren beruht darauf dass wir das gemacht haben, was wir für richtig hielten und diesen Kurs werden wir fortsetzen.“ Man arbeite in ihrem Unternehmen "rational und sehr diszipliniert", sagte sie. "Wir können aber auch aggressiv sein und wissen, wie man im Wettbewerb gewinnt“.