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In einigen Bereichen des öffentlichen Dienstes haben Quereinsteiger gute Chancen.
© Andrea Warnecke/dpa

Fachkräftemangel: Schneller in den öffentlichen Dienst

Knapp vier Monate brauchen Berliner Behörden im Schnitt, um eine Stelle zu besetzen. Das soll in Zukunft zügiger gehen.

Von Laurin Meyer

Wer sich um eine Stelle im öffentlichen Dienst bewirbt, der muss meist einiges mitmachen. Die formellen Anforderungen sind hoch, Behörden verlangen umfangreiche Unterlagen. Und Bewerber warten häufig einige Monate auf eine Rückmeldung. Geht es nach der Senatsverwaltung für Finanzen, soll all das bald der Vergangenheit angehören.

Gemeinsam mit den Bezirken und der Hauptverwaltung arbeite man derzeit daran, offene Stellen deutlich schneller zu besetzen. So wollen die Behörden in den kommenden Monaten Ausschreibungsverfahren vereinheitlichen und so verkürzen. Außerdem sollen Dienststellen künftig zentrale Bewerbungsbüros einrichten. Derzeit liegen in den Landesbehörden im Schnitt fast vier Monate zwischen der Planung einer Stelle und dem ersten Arbeitstag des neuen Mitarbeiters – in der Privatwirtschaft dauert das halb so lang.

Eigentlich kann es gar nicht schnell genug gehen. Bis zum Jahr 2026 werden laut Senatsverwaltung voraussichtlich mehr als 35.000 Beschäftigte aus dem Landesdienst ausscheiden – das sind fast 29 Prozent aller Beschäftigten. Im Bereich „Bauen und Planen“ geht in den kommenden fünf Jahren sogar fast jeder zweite Mitarbeiter in den Ruhestand, in sozialen Berufen sind es im selben Zeitraum 40 Prozent. Hinzu kommt: Die Stellen der Gehenden mit neuen Mitarbeitern zu besetzen, dürfte nicht ausreichen. Die Berliner Bevölkerung wächst jährlich um bis zu 40 000 Menschen. Es müssen also weitere Stellen geschaffen werden.

Auch schon heute sind die Chancen für Bewerber sehr gut. So sind in der Berliner Hauptverwaltung rund 2000 Stellen unbesetzt, in den Bezirken sind es rund 1000 Stellen. Für die kommenden zwei Jahre hat der Senat zudem bereits einen Mehrbedarf von mehr als 4000 Stellen ausgewiesen. Die sollen vor allem mit Finanzbeamten (388), Feuerwehrleuten (410), Polizisten (868) und Lehrkräften (831) besetzt werden.

Schnellere Stellenbesetzungen, das soll auch durch mehr digitale Ausschreibungen funktionieren. Seit Jahresbeginn haben die landeseigenen Arbeitgeber bereits mehr als 2000 Jobs über das gemeinsame Jobportal der Berliner Verwaltung vergeben – fast so viele wie im ganzen vergangenen Jahr. Insgesamt 37 Berliner Dienststellen nutzen das Onlineportal bereits, darunter Bezirksämter und Senatsverwaltungen, aber auch die Feuerwehr und Bibliotheken.

Bewerbungen laufen zunehmend online

Das Portal führt Nutzer durch einen Online-Bewerbungsprozess, Unterlagen können als Dateien hochgeladen werden. Das scheint auch bei immer mehr Bewerbern anzukommen. Verschickten im ganzen Jahr 2017 gerade einmal rund 5000 Bewerber ihre Unterlagen über das Jobportal, waren es seit Jahresbeginn schon mehr als 60.000.

Zu den Bereichen, in denen die Verwaltung heute wegen des hohen Mitarbeiterbedarfs wesentlich flexibler bei der Einstellung geworden ist, gehören die Schulen. Der hohe Bedarf an Lehrkräften hat dazu geführt, dass die geforderten Voraussetzungen für Bewerber deutlich heruntergeschraubt wurden. Die Verwaltung setzt auf Quereinsteiger aus schulnahen Fachbereichen.

Gute Chancen für Quereinsteiger

Und auch ohne abgeschlossenes Lehramtsstudium kann man jetzt in Berlin Lehrer werden, wenn für eine Stelle keine ausgebildeten Kräfte zur Verfügung stehen. Auch in anderen Berufsfeldern hat die Senatsverwaltung Pilotprojekte gestartet, um den Quereinstieg zu erleichtern. Für die Personalsachbearbeitung haben das Landesverwaltungsamt sowie die Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg und Treptow-Köpenick ein Konzept entwickelt, mit dem Bewerber auch ohne Berufserfahrung im Personalwesen arbeiten können. In gemeinsamen Lehr- und Praxisgruppen werden diese dann an der Verwaltungsakademie Berlin weitergebildet.

Geht es nach der Senatsverwaltung, könnten berufsbegleitende Modelle zum Quereinstieg durchaus Schule machen. „Dieses Konzept ist grundsätzlich übertragbar auf andere Berufsgruppen“, sagt der stellvertretende Sprecher Alexis Demos.

Weniger ist mehr

Bewerber sollten die neue Flexibilität der Verwaltung schon am Schreibtisch berücksichtigen und genau beachten, was in der Ausschreibung gefordert ist, rät Bewerbungscoachin Christine Werner. „Das Anschreiben darf nicht länger als eine Seite sein“, sagt sie. Außerdem müssten Bewerber im Lebenslauf nicht mehr alles mit Stichpunkten untermauern, wie das noch vor wenigen Jahren der Fall war. Das Motto sei: Weniger ist mehr.

Viele Grundsätze würden jedoch bestehen bleiben: „Die Bewerbung im öffentlichen Dienst erfordert in der Regel ein formaleres, also weniger lockeres Anschreiben als in der freien Wirtschaft“, sagt Werner. Auch werde mehr darauf geachtet, dass die Stellenmotivation und das Bewerberprofil deutlich herauskommt.

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