Interessenten für Schlecker: Schlecker-Kinder wollen Drogeriekette angeblich selbst zurückkaufen
Nach dem Scheitern der Transfergesellschaft für die Schlecker-Beschäftigten verhandelt der Insolvenzverwalter weiter über den Verkauf der insolventen Kette. Im Gespräch sind auch die Kinder von Anton Schlecker.
Bei der insolventen Drogeriekette Schlecker sind nach Angaben des Insolvenzverwalters nach wie vor mehrere potenzielle Investoren in der engeren Auswahl. Ein Sprecher dementierte am Sonntag einen „Spiegel“-Bericht, demzufolge es nur noch einen einzigen ernsthaften Interessenten gebe. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz werde in den kommenden Wochen mit den möglichen Käufern konkrete Verhandlungen aufnehmen, hieß es. Das Magazin hatte unter Berufung auf Finanz- und Gläubigerkreise berichtet, nur ein einziger Investor habe sich das Unternehmen bisher genauer angesehen.
Geiwitz will die Gespräche mit Interessenten und Gläubigern fortführen, nachdem eine Transfergesellschaft für rund 11 000 entlassene Schlecker-Mitarbeiter gescheitert war. Sie hätte massenhafte Kündigungsschutzklagen verhindert, die nun nach Geiwitz’ Auffassung Investoren verschrecken könnten. Die Gewerkschaft Verdi hatte jedoch angekündigt, die Entlassenen nicht zu solchen Klagen ermuntern zu wollen.
Das Nein der FDP zu Landesbürgschaften für die Transfergesellschaft löste eine heftige politische Debatte innerhalb der Berliner Bundesregierungskoalition aus, die auch am Wochenende fortgesetzt wurde. Die angestrebte Schlecker-Transfergesellschaft war am Donnerstag gescheitert, weil drei Länder mit FDP-Wirtschaftsministerium – Bayern, Sachsen und Niedersachsen – nicht bereit waren, sich an einer Kreditbürgschaft zu beteiligen. Unionspolitiker hatten sich für die Bürgschaften ausgesprochen.
Die beiden Kinder des gescheiterten Schlecker-Gründers Anton Schlecker, Meike und Lars Schlecker, überlegen dem „Spiegel“ zufolge, das Unternehmen mit Hilfe eines Investors selbst zurückzukaufen. Sie könnten dann das von ihnen bereits angeschobene Konzept zur Modernisierung der Drogeriekette nach einem überstandenen Insolvenzverfahren ohne Altschulden umsetzen. Schlecker-Senior darf laut dem Bericht nicht mehr für das Unternehmen tätig werden, ein entsprechendes Verbot sei im Handelsregister eingetragen worden. Der Sprecher des Insolvenzverwalters betonte, es sei von Anfang an nicht ausgeschlossen worden, dass Meike und Lars Schlecker bei einer Lösung für das Unternehmen eine Rolle spielen könnten.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) bot Geiwitz an, nach geeigneten Beschäftigungsmöglichkeiten für die Schlecker-Frauen in der Altenpflege zu suchen. Alleine in den 7000 Mitgliedsunternehmen des Verbandes könnten sofort 10 000 Fachkraftstellen dauerhaft besetzt werden, heißt es in dem Brief von bpa-Präsident Bernd Meurer.
Mit Blick auf das Verhalten der FDP legte der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer mit seiner Kritik an seinem Koalitionspartner nach. „Ich bin sehr betroffen, dass den Schlecker-Mitarbeiterinnen durch das Veto unseres bayerischen Wirtschaftsministers der Weg in eine sichere Zukunft verbaut wurde“, sagte Seehofer dem „Spiegel“. Bislang sei Bayern als Land bekannt, das Probleme löse „und jetzt machen wir Probleme“, sagte der CSU-Chef. „Das erfüllt mich nicht mit Stolz.“ CDU/CSU-Parlamentsgeschäftsführer Peter Altmaier sagte dem Sender RBB, „ich bin schon der Auffassung, dass zur Politik auch ein gewisses Maß an Empathie und Mitgefühl gehört. Deshalb hätte ich es sehr begrüßt, wenn wir eine Auffanggesellschaft hätten bilden können.“ Der Widerstand der FDP gegen diese Lösung habe ihn „überrascht und auch ein bisschen enttäuscht“.
Der FDP-Spitzenkandidat für die Nordrhein-Westfalen-Wahl, Christian Lindner, wies Kritik am Verhalten der Liberalen zurück. Die Ablehnung einer staatlich organisierten Transfergesellschaft sei weder eiskalt noch unsozial oder unsolidarisch, sagte Lindner auf einem Kongress der NRW-FDP am Sonntag in Duisburg. Sozial sei vielmehr, wenn die betroffenen Schlecker-Frauen auf dem Arbeitsmarkt „schnell in neue Arbeit kommen“. FDP-Generalsekretär Patrick Döring gab Verdi eine Mitschuld an der Schlecker- Pleite, weil diese 2011 dazu aufgerufen habe, Schlecker wegen schlechter Arbeitsbedingungen zu boykottieren. (dpa/AFP)
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