Brillenhandel: Schau mir in die Augen, Kleines!
Es muss nicht immer Fielmann oder Mister Spex sein: Wie sich kleine Optiker gegen die Ketten und Onlinehändler behaupten.
Sie können Buchstaben nicht richtig entziffern, schielen, verfügen nur über eine eingeschränkte räumliche Wahrnehmung oder haben Schwierigkeiten, Gesichter zu erkennen: 40,1 Millionen Menschen in Deutschland leiden nach Zahlen des Zentralverbandes der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) unter sogenannter Fehlsichtigkeit. Fast jeder Zweite in der Republik ist also prinzipiell auf technische Unterstützung in Form einer Brille oder Kontaktlinsen angewiesen, um Sehschwächen auszugleichen – es klingt nach einer krisensicheren Grundlage für Industrie und Handel.
Die Markt für optische Hilfsmittel wächst
Tatsächlich ist der Markt für optische Hilfsmittel in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Laut Branchenverband ZVA haben Deutschlands Augenoptiker und Onlinehändler allein im Jahr 2014 insgesamt 12,2 Millionen Brillen verkauft und damit 5,6 Milliarden Euro umgesetzt – ein Plus von 3,5 Prozent. Was manchen dabei überraschen mag: Verdient hat daran vor allem der stationäre Handel mit seinen zahlreichen mittelständischen Optikern und einer Handvoll Filialisten.
Der Brillenhandel im Internet hat zwar in den vergangenen Jahren stetig zugenommen und verzeichnet jährliche Zuwächse im zweistelligen Bereich, hat am Gesamtumsatz der Branche mit 3,7 Prozent aber einen vergleichsweise kleinen Anteil.
Die Zahl der Optikerläden sind seit Jahren ab
Insgesamt mischen deutschlandweit derzeit rund 12 000 augenoptische Fachgeschäfte im Brillengeschäft mit. Während Handelsketten oder sogenannte Filialisten wie der börsennotierte Marktführer Fielmann immer weiter expandieren, ist bei den mittelständischen Brillenhändlern eine entgegengesetzte Bewegung zu beobachten: Die Zahl der Optikerläden im Land nimmt seit etwa drei Jahren ab.
Filialisten wie Fielmann eröffnen immer mehr Zweigstellen
Das Phänomen hat Augenoptikermeister Frank Kindt auch in seinem Kiez in Berlin-Wittenau beobachtet. Allein in den vergangenen zehn Jahren hätten wenigstens fünf Kollegen in der Gegend ihren Laden dichtgemacht, erzählt der 62-Jährige. Sein Brillengeschäft an der dortigen Oranienburger Straße hält sich dagegen schon seit Jahrzehnten: Den Laden hat Frank Kindt Ende der 1970er-Jahre von seiner Mutter übernommen. In dieser Zeit gründete auch Günther Fielmann sein Unternehmen in Hamburg. „Seitdem hat sich in der Branche einiges getan“, sagt Kindt.
Die Filialisten, die vor allem in großen Einkaufscentern und an Stellen vertreten sind, wo andere Unternehmen nicht unbedingt eine Dependance eröffnen würden, bieten ihren Kunden Brillen nebst Gläsern zum kleinen Preis. Neben bekannten Marken führen sie verschiedene hauseigene Produktlinien. Durch den Filialisten habe sich besonders die Einstellung der Deutschen zur Brille grundlegend verändert. „Er hat das Image der Brille als modischen Artikel nach vorne gebracht“, sagt Kindt. Was früher für viele Kunden allenfalls notwendiges Übel war, hat sich zum modischen Accessoire entwickelt. „Die Leute finden jetzt Spaß daran, eine Brille zu tragen“, meint Optiker Kindt.
Der Onlinehändler Mister Spex bietet 7000 Modelle an
Aber auch Onlinehändler wie das Berliner Unternehmen Mister Spex machen dem stationären Brillenhandel zunehmend Konkurrenz. Dort gibt es Damen-, Herren- und Sonnenbrillen inklusive Gläser ab 39,90 Euro aufwärts. „Wir liegen mit unseren Preisen bis zu 60 Prozent unterhalb der unverbindlichen Empfehlung der Hersteller“, sagt Unternehmenssprecherin Judith Schwarzer. Rund 7000 Modelle stehen derzeit zur Auswahl. Kunden können ihre Favoriten per Webcam virtuell anprobieren und bekommen die bestellte Ware innerhalb von fünf bis 14 Tagen kostenlos zur Anprobe nach Hause geliefert.
Optiker setzen auf Spezialisierung
Augenoptiker Kindt hat ein weitaus kleineres Sortiment: In seinen Glasregalen und Schubladen liegen etwa 1300 verschiedene Brillen für Frauen, Männer und Kinder. Aus seiner Sicht hat der stationäre Handel dem Internetvertrieb nicht nur den persönlichen Kontakt zum Kunden, sondern auch den Einsatz von Technik voraus. „Einen Sehtest und spezielle Messungen am Auge können Sie im Internet nicht machen“, sagt der Optiker.
Er bietet seinen Kunden zum Beispiel eine Überprüfung des Innendrucks der Augen an. Mithilfe der Untersuchung lassen sich Krankheiten wie Grauer und Grüner Star erkennen und gegebenenfalls rechtzeitig behandeln. Aus Kindts Sicht kann man als Optiker gut überleben, wenn man seine Kunden pflegt und sich nicht allzu breit aufstellt. „Man muss sich spezialisieren“, ist sich der Kleinfirmenchef sicher.
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