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Beliebtes Zahlungsmittel. Mehr als drei Viertel der Deutschen bezahlen an der Kasse am liebsten mit Scheinen und Münzen.
© dpa

Debatte über Zahlungsmittel: "Schafft das Bargeld ab!"

Bares hat ausgedient, sagt Deutsche-Bank-Chef Cryan. Doch die Deutschen wollen ihre Banknoten behalten.

Sollte man Bargeld ganz abschaffen? Dann wäre auch das Falschgeldproblem mit einem Schlag aus der Welt. Bargeld helfe nur noch Geldwäschern und anderen Kriminellen, ihre Geschäfte zu verschleiern, sagte Deutsche-Bank-Chef John Cryan in dieser Woche beim Weltwirtschaftsforum in Davos – und überraschte mit einer gewagten These: Bargeld werde in den nächsten zehn Jahren verschwinden. Denn: „Cash ist fürchterlich teuer und ineffizient.“

Bereits im vergangenen Jahr hatte der Wirtschaftsweise Peter Bofinger die Abschaffung des Bargeldes gefordert und damit Stürme der Entrüstung ausgelöst. Schließlich hängen die Deutschen sehr an ihren Scheinen und Münzen. Während etwa Schweden und Dänemark ihren Zahlungsverkehr radikal digitalisieren, zahlen die Menschen in Deutschland nach wie vor vor allem bar: bei 79 Prozent der Transaktionen, wie die Bundesbank anhand Daten von 2014 errechnet hat. Gut die Hälfte (53 Prozent) der Umsätze im Einzelhandel werden mit Bargeld abgewickelt.

Handel glaubt nicht an schnelles Aus

„Meines Erachtens wird der Anteil des unbaren Zahlungsverkehrs zunehmen und trotzdem wird Bargeld bleiben“, bekräftigte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele. Barzahler schätzen es, dass sie einen genaueren Überblick über ihre Ausgaben haben und sich beim Bezahlen keine Sorgen über Datenschutz machen müssen.

Auch beim Handelsverband HDE glaubt man nicht an einen schnellen Abschied von Schein und Münze. „Ob und wann das Ende für das Bargeld kommt, entscheiden die Kunden. Der Handel nimmt derzeit noch mehr als die Hälfte seines Umsatzes per Bargeld entgegen“, ließ HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth auf Nachfrage erklären. „Insofern ist ein Ende noch nicht absehbar, auch wenn die Umsätze mit Kartenzahlungen stetig, aber langsam steigen.“

Sinn warnt vor Strafzinsen

Zu den Ökonomen, die das Bargeld verteidigen, gehört Hans-Werner Sinn. Der Präsident des Ifo-Instituts sieht im Bargeld einen Schutz der Bürger vor der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. „Einige Zentralbanker wollen das Bargeld abschaffen, damit die Banken negative Zinsen einführen können und die Schuldenstaaten Südeuropas für ihre Schulden keine Zinsen mehr zahlen müssen, sondern ganz im Gegenteil bezahlt werden“, sagte der Ifo-Chef kürzlich im Tagesspiegel-Interview.

Schon heute verlangen Banken in Einzelfällen Strafzinsen, wenn Großanleger Geld bei ihnen parken. Kleinanleger und -sparer sind davon aber bislang nicht betroffen. Das Bargeld bewahre sie vor Strafgebühren, sagt Sinn. „Solange es Bargeld gibt, kann man sich vor einer solchen Ausbeutung schützen“, meint Sinn – notfalls, indem man das Geld unters Kopfkissen legt.

In Kleve am Niederrhein sollen zumindest Ein- und Zwei-Cent-Münzen bald der Vergangenheit angehören. Unter der markigen Überschrift „Kleve verbannt das Kleingeld“ wurden 800 Einzelhändler in dieser Woche aufgerufen, sich ab dem 1. Februar an der Aktion zu beteiligen. Die Preise sollen dann auf- beziehungsweise abgerundet werden: Kosten zwei Artikel zusammen beispielsweise 14,48 Euro werden bar 14,50 Euro fällig, kommt ein Gesamtpreis von 15,61 Euro zustande, wird auf 15,60 Euro abgerundet.

Kleingeld sei für den Einzelhandel zunehmend ein Kostenfaktor, heißt es zur Begründung. „Wir liegen nah an der Grenze, die Niederländer machen das seit elf Jahren“, erklärte die Geschäftsführerin des Stadtmarketings, Ute Marks. „Vielleicht geht ja von dem kleinen Kleve mal eine Welle übers Land.“

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