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Am Mittwoch ist aus Anlass der Pressekonferenz erstmalig eine Maschine der Fluglinie Ryanair regulär auf dem Flughafen gelandet.
© Andreas Arnold/dpa

Flugverkehr: Ryanair greift Lufthansa in Frankfurt an

Ab April fliegt der Billigflieger Ryanair ab Frankfurt. Lufthansa sieht das als Chance und erhofft sich niedrigere Gebühren. Fraport weist das zurück.

Er hätte es als Konkurrenz empfinden können. Doch Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat nichts dagegen, dass künftig auch Ryanair-Jets am Frankfurter Flughafen und damit auf der Heimatbasis der Lufthansa landen. Im Gegenteil: Spohr erhofft sich damit eine Gebührensenkung am größten deutschen Flughafen. Am 8. April nächsten Jahres sollen mit Beginn des Sommerflugplans erstmals vier Maschinen von Ryanair nach Alicante, Malaga und Palma de Mallorca und ins portugiesische Faro abheben.

Spohr begrüßt den Auftritt der Iren in Frankfurt. Man stehe an vielen Flughäfen in Europa mit Ryanair in Konkurrenz.

Allerdings stellte er auch klar, dass Lufthansa im Blick auf die Gebühren genauso behandelt werden müsse wie Ryanair. „Ab Sommer nächsten Jahres erwarte ich Einsparungen bei den Gebühren in Frankfurt von 200 bis 300 Millionen Euro“. Rechtlich könne er sich nichts anderes vorstellen. Dass ausgerechnet die Iren bei der lange erwarteten Entlastung helfen, damit könne er leben. „Ryanair kann uns gar nicht so viel ärgern, wie uns die Gebührensenkung hilft“. Doch da könnte er sich täuschen.

Genehmigung wird im November erwartet

Fraport-Vorstandschef Stefan Schulte wies das Ansinnen Spohrs auf niedrigere Gebühren zurück. Anreize gebe es nur für neue Fluggesellschaften oder für bereits in Frankfurt aktive Airlines, wenn sie neue Ziele anfliegen. Letzteres könnte dann auch für den Lufthansa-Ableger Eurowings gelten. Spohr jedenfalls will auch Eurowings-Maschinen nach Frankfurt bringen, wenn es nötig sei. Bislang gibt es von dort nur eine Verbindung nach Rostock.

Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport will den Antritt der Iren in Frankfurt mit einem über drei Jahre laufen Anreiz-Programme unterstützten. Schulte wollte das Volumen am Mittwoch, nachdem zum ersten Mal überhaupt eine Ryanair-Maschine in Frankfurt gelandet war, nicht im Detail benennen. Solche Programme sollen aber für alle neuen Airlines in Frankfurt gelten und für die, die neue Ziele anfliegen. „Das kann bei den Gebühren für Start und Landung und für die Abfertigung ein Nachlass von 40 bis 50 Prozent sein“, sagte Schulte.

Noch freilich ist das Programm vom hessischen Wirtschaftsministerium als Aufsichtsbehörde nicht genehmigt. Schulte erwartet noch im November das Ja.

Ticketverkauf ab sofort

Trotz ausstehender Genehmigung verkauft Ryanair selbst ab sofort Tickets für die täglichen vier Flüge ab Frankfurt, wie David O’Brien, kaufmännischer Leiter bei Ryanair, am Mittwoch betonte - und dies für Preise ab 9,99 Euro. Frankfurt sei für Ryanair eine strategische Basis und werde kontinuierlich weiter ausgebaut. 400.000 Passagiere sollen im ersten Jahr ab Frankfurt mit den Iren fliegen.

Der Billigflieger investiert in den Auftritt an Deutschlands wichtigstem Flughafen rund 180 Millionen Euro. Die Boeing 737-800-Jets von Ryanair sollen zunächst auf dem Vorfeld von Terminal 2 abgefertigt werden.

„Wir müssen uns für Billigflieger öffnen vor allem wegen der Konkurrenz anderer Flughäfen. Es ist das am stärksten wachsende Segment im Flugverkehr“, sagt Fraport-Chef Schulte. Ryanair-Manager O’Brien versicherte, dass der Antritt in Frankfurt keine Auswirkungen auf die Flüge der Iren von nur 120 Kilometer entfernten Flughafen im rheinland-pfälzischen Hahn haben werde, der von Ryanair als „Frankfurt-Hahn“ bezeichnet wird.

 Lufthansa legt Zahlen vor

Lufthansa-Chef Spohr will unterdessen den Billigableger Eurowings weiter ausbauen, trotz der jüngsten Streiks und dem Konflikt mit der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo. Allerdings verbuchte Eurowings in den ersten neun Monaten einen Betriebsverlust von 35 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum hatte es noch einen Gewinn von 60 Millionen Euro gegeben. Trotzdem habe sich Eurowings als erfolgreiche Zweitmarke etabliert. Bei den Verhandlungen zur geplanten Übernahme von Air-Berlin-Maschinen mitsamt Besatzung komme man gut voran. Details nannte Spohr nicht.

Unter dem Strich verbuchte Lufthansa in den ersten neuen Monaten einen Betriebsgewinn von knapp 1,7 Milliarden Euro, ein leichtes Minus von 0,9 Prozent gegenüber dem Rekordergebnis im Vorjahreszeitraum. Getragen wurde das Ergebnis vom Passagier-Verkehr, der Betriebsgewinn dort stieg um 179 Millionen auf 955 Millionen Euro. Profitiert hat die Lufthansa erneut von gesunkenen Treibstoffkosten: Sie lagen um fast 800 Millionen Euro niedriger als im Vorjahreszeitraum.

Zwar konnte die Lufthansa mehr Passagiere in ihren Jets begrüßen. Aber der Preisdruck ist weiter hoch, so dass der Umsatz um fast zwei Prozent auf 23,9 Milliarden Euro gesunken ist. Trotzdem bleibt der Lufthansa-Chef für das gesamte Jahr zuversichtlich. Der Betriebsgewinn soll wie 2015 wieder bei rund 1,8 Milliarden Euro liegen. „Trotz der Volatilität unseres Geschäftes und trotz des schwierigen Marktumfeldes schauen wir auch optimistisch in das Jahr 2017“, sagt Spohr. Der Antritt von Ryanair in Frankfurt macht ihm da offensichtlich keine Sorgen.

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