zum Hauptinhalt
Der Konzern RWE veröffentlichte am Donnerstag seine Quartalszahlen.
© dpa

Verlust im zweiten Quartal: RWE rutscht tiefer in die Krise

Bei RWE bröckeln die Gewinne weiter ab. Firmenchef Terium muss sich rechtfertigen, warum er - anders als Konkurrent Eon - die konventionelle Erzeugung nicht auslagert. Ein wenig Entlastung bringen Gewinne der Windparks.

Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern RWE schliddert immer weiter in die Krise. Im ersten Halbjahr rutschte der um Sondereffekte bereinigte Nettogewinn der Essener um fast 28 Prozent auf 543 Millionen Euro ab, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Einbußen gibt es vor allem bei der konventionellen Stromerzeugung mit Kohle und Gas. RWE denke aktuell dennoch nicht an eine Abspaltung der konventionellen Sparte wie Konkurrent Eon, sagte RWE-Chef Peter Terium in einer Telefonkonferenz.

„Wir haben einen Plan, wie wir den Konzern wieder nach vorn bringen werden.“

Eine solche Abspaltung brächte „kaum absehbare Probleme und Risiken“ und er sehe kein nachhaltiges Potenzial. Ein integrierter Konzern mit der gesamten Palette von der Erzeugung bis zum Vertrieb habe mehr Möglichkeiten - auch wenn das RWE-Vorgehen weniger radikal und spektakulär wirke. RWE steuere „mit aller Kraft“ gegen die branchenweite Krise, versicherte Terium: „Wir haben einen Plan, wie wir den Konzern wieder nach vorn bringen werden.“ Künftig will RWE mit einer gestärkten Zentrale und weniger Bürokratie schneller auf neue Herausforderungen reagieren können. Entsprechende Pläne für einen tiefgreifenden Umbau der Konzernstruktur hatte der Aufsichtsrat am Montag gebilligt.

Im zweiten Quartal kam sogar ein Verlust zustande

Der Rückgang im ersten Halbjahr war noch stärker als erwartet. Im zweiten Quartal kam sogar ein Verlust zustande. Dabei drückte neben einer höheren Steuerlast der anhaltende Verfall der Strompreise im Großhandel, der sich immer stärker in die Bilanzen im klassischen Erzeugungsgeschäft von RWE frisst. Zudem entwickelte sich das für den Konzern wichtige Geschäft in Großbritannien zu einem Sorgenfall. Dort gibt es EDV-Probleme und Kundenverluste.

Der Umsatz blieb trotz des Strompreisverfalls an der Börse vor allem dank eines gestiegenen Gasabsatzes stabil bei 25,1 Milliarden Euro. Dass unter dem Strich der Überschuss um 70 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro stieg, lag fast allein am Sonderertrag aus dem Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea im ersten Quartal. Trotz der zunehmenden Probleme im Tagesgeschäft hielt der Vorstand an seinen Prognosen für das Gesamtjahr fest.

Größtes Sorgenkind sind weiter die klassischen Großkraftwerke

Demnach soll das bereinigte Nettoergebnis weiter bei 1,1 bis 1,3 Milliarden Euro landen, 2014 waren es noch 2,3 Milliarden. Größtes Sorgenkind sind weiter die klassischen Großkraftwerke, deren betrieblicher Gewinn in den ersten sechs Monaten auf weniger als die Hälfte abrutschte. Dagegen verdreifachte sich der Gewinn bei den erneuerbaren Energien vor allem dank neuer Windparks. RWE fährt einen strikten Sparkurs auch bei neuen Investitionen: Sie gingen allein im ersten Halbjahr um 21 Prozent auf konzernweit knapp 1,2 Milliarden Euro zurück. Mehr als 1000 Stellen wurden abgebaut. RWE beschäftigte Ende Juni damit noch 58 700 Mitarbeiter.

Zur Startseite