Internationale Tourismusbörse in Berlin: Reisen 2016: Was auf Urlauber zukommt
Die ITB wird 50 Jahre alt und präsentiert Roboter und Start-ups. Herausforderungen für die Branche sind der Terrorismus und die Flüchtlingskrise. Am Wochenende steht die Messe auch Privatbesuchern offen.
Endlich abschalten! Das mag für Urlauber gelten, nicht aber für die Reisewirtschaft: Rund um die Uhr verfügbare Vergleichs- und Bewertungsportale samt Online-Buchungsoption sind längst zentraler Bestandteil des Geschäfts. Auf der heute beginnenden 50. Internationalen Tourismusbörse ITB sollen vor allem digitale und technologische Visionen vorgestellt werden. „Jetzt kommt Travel 4.0 mit künstlicher Intelligenz und virtueller Realität“, verkündete Christian Göke, Chef der Messe Berlin, am Dienstag.
Wie das aussehen kann, zeigt der japanische Konzern Toshiba mit seinem humanoiden Roboter ChihiraKanae, der am Freitag als Messehostess ITB-Besucher begrüßt. Bei der Eröffnungspressekonferenz winkte die erstaunlich realistisch aussehende Puppe noch etwas ungelenk, wirkte recht distanziert und sprach lediglich Englisch. Während der Roboter vorerst Exot bleiben dürfte, bieten Start-ups heute schon etwa dreidimensionale Touren mit Virtual-Reality-Brillen an. Die besten Lösungen aus Berlin kürt Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) am Mittwoch beim Wettbewerb „Start Tourism up“.
Zum 50. Jubiläum will die ITB keine Spur von Altersschwäche zeigen. Mit neun Ausstellern aus fünf Ländern fing 1966 alles an. In der Zwischenzeit hat sich Deutschland international zum Reiseweltmeister gemausert, die ITB ist passenderweise die weltgrößte Messe ihrer Art. „Heute sind 187 Länder und Regionen durch 10.000 Aussteller vertreten“, sagte Göke. Rund 170 000 Besucher werden in den kommenden Tagen über das Gelände unterm Funkturm ziehen. Ein Drittel kommt privat, der Rest will Geschäfte machen, Kontakte knüpfen oder ist auf der Suche nach Urlaubstrends.
„Der Tourismus ist weltweit kräftig gewachsen“, sagte Michael Frenzel, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft. Laut Welttourismusorganisation seien die Ankünfte im vergangenen Jahr um mehr als vier Prozent auf 1,2 Milliarden gestiegen. Deutschland konnte in Sachen Übernachtungen die eigene Bestmarke um drei Prozent auf 436 Millionen verbessern. „Das liegt vor allem an dem starken Wachstum bei Gästen aus dem Ausland“, erklärte Frenzel. Auch die deutschen Flughäfen verzeichneten wieder Zuwächse, wobei sie im internationalen Vergleich hinterherhinkten. „Flugsteuer und Sicherheitsgebühren bremsen uns.“ Frenzel forderte gleiche Sicherheitsbestimmungen in allen Ländern, allein für einen fairen Wettbewerb. Sicherheit ist auch aus Urlaubersicht ein wichtiges Thema, betonte er. „Es gab Anfang 2016 Verunsicherungen angesichts der Vorfälle in einigen Destinationen.“ Das zeige sich bei den Buchungen, dennoch glaube er, dass auch dieses Jahr „vernünftig“ wird.
Die gesamten Buchungsumsätze für den Sommer übertreffen momentan zwar den Stand von 2014, liegen aber hinter 2015 zurück. „Buchungen für die Türkei, Ägypten und Tunesien erreichen derzeit nur 40 Prozent des Vorjahresniveaus“, sagte Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV). „Jetzt gilt es, die Unentschlossenen zu begeistern und ihnen zu zeigen, welche Länder es sonst noch gibt.“ Denn die Konsumlaune der Deutschen sei ungebrochen, beim Reisen wird offenbar nicht gespart.
Dazu passt die Prognose des DRV. 2016 werde bei den Deutschen das Jahr der Karibik. Allein für Kuba zeichne sich jetzt schon ein kräftiges Plus ab. „Da wollen viele hin, bevor die USA das Land touristisch stark besiedeln.“ Auch griechische Inseln wie Kreta und Rhodos, die von der Flüchtlingskrise nicht betroffen sind, legten zu. Am liebsten erkunden die Deutschen aber nach wie vor das eigene Land – Tendenz steigend.
So wichtig der deutsche Markt für die Branche auch ist – China holt auf. Für die Touristen aus Fernost werden an den Urlaubsorten zunehmend eigene Infrastrukturen geschaffen, Restaurants und Busunternehmen etwa. Ein Berliner Start-up präsentiert eine Shopping-App eigens für chinesische Besucher. Die ITB will mitmischen und richtet sich nach ihrem 2008 gestarteten Ableger ITB Asia in Singapur nun konkret an Chinas Reisewillige: 2017 soll die erste ITB China in Schanghai stattfinden.
Die Internationale Tourismusbörse ITB ist vom 9. bis zum 11. März nur für Fachpublikum geöffnet, an den beiden Wochenendtagen dann auch für Privatbesucher. Die Messe öffnet täglich von 10 bis 18 Uhr. Tickets kosten vor Ort 15 Euro, online sind sie für 12 Euro zu haben. Der Last-Minute-Eintritt am Sonntag ab 14 Uhr kostet 8 Euro. Schüler und Studenten zahlen für ein Tagesticket ebenfalls nur 8 Euro, Kinder unter 14 Jahren kommen in Begleitung Erwachsener umsonst auf die ITB. Weitere Infos gibt es auf der Website der ITB.