Berliner Traditions-Schokoladenfirma: Rausch gibt Supermarkt-Geschäft auf
Weil Verlustgeschäfte drohen, verkauft Rausch seine Schokoladenprodukte statt bei Edeka und Co. künftig nur noch im eigenen Haus am Gendarmenmarkt und online. Die Hoffnung lautet: Direktvertrieb.
Noch liegen in den Supermärkten Schokoladentafeln mit dem goldenen Schriftzug Rausch - aber nicht mehr lange: Die Berliner Traditionsfirma zieht sich aus dem regulären Einzelhandel zurück. „Im September sind zuletzt Produkte an die bisherigen Vertriebspartner ausgeliefert worden“, sagte Geschäftsführer Robert Rausch dem Tagesspiegel.
Seit 1999 hatte das Familienunternehmen seine Plantagenschokolade an Supermärkte und Fachhändler geliefert, darunter Edeka, Kaiser’s, Rewe und das KaDeWe - insgesamt einige tausend Kunden, heißt es. „Es war kein Verlustgeschäft, aber es wäre absehbar eines geworden“, erklärte Rausch. Fortan werde es die Schokolade nur noch im eigenen Haus am Gendarmenmarkt sowie im eigenen Onlineshop geben.
Das Unternehmen, das heute rund 400 Mitarbeiter beschäftigt, wurde 1918 in Berlin gegründet und ist in fünfter Generation in Familienhand. Infolge der aktuellen Maßnahme rechnet Robert Rausch zunächst mit einem Umsatzeinbruch von bis zu sieben Millionen Euro im Jahr, dafür würden hohe Händlermargen eingespart. Langfristig soll das Geschäft so wieder profitabler werden.
Der Absatz außerhalb des eigenen Hauses habe zuletzt nur noch zehn Prozent vom Gesamtumsatz ausgemacht, betonte Rausch. Mit neu designtem Onlineshop will Rausch neue Kunden ansprechen, die Produktpalette auch ausbauen. „Aber auch Preiserhöhungen werden wohl nötig“, sagte er. Eine 100-Gramm-Tafel kostet derzeit 2,20 Euro.
Rausch verarbeitet in seinen Schokoladen ausschließlich reine Edelkakaosorten, die die Firma direkt in den Herkunftsländern bezieht und im Einkauf drei- bis fünfmal teurer seien als herkömmlicher Konsumkakao. Im Direktvertrieb setzt die Firma nun auf Kunden, die „die besondere Qualität der Schokoladen wertschätzen. Es ist frustrierend, wenn man sich bei sengender Hitze durch den Dschungel mit Spinnen und Schlangen schlägt, um die besten Kakaobohnen zu finden, und dann wird Schokolade im Supermarkt verramscht“, sagte Rausch. Ins Haus am Gendarmenmarkt kehren jährlich knapp eine Million Besucher ein, die Mehrheit davon Touristen. „Unser Ziel ist, dass viele davon anschließend auch online bei uns bestellen.“
„Tree to door“ heißt die neue Strategie der Firma – alles aus einer Hand, vom Kakaobaum bis zum Kunden. Nur so könne man die hohe Qualität der Schokolade auch sicherstellen.
Unverändert wird Rausch aber Schokolade an den Discounter Lidl liefern, der diese dort unter Eigenmarke vertreibt. Im Jahr produziert Rausch für die Kette und andere Geschäftskunden eigenen Angaben zufolge 20 000 Tonnen Premiumschokolade. Lange stellte die Berliner Firma auch die rot glitzernden Schokoladenherzen der Fluggesellschaft Air Berlin her. Im Frühling dieses Jahres beendete die Airline aus Einspargründen die Zusammenarbeit und vergab den Auftrag an den Schweizer Konzern Lindt.
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