"Öko-Porsche" Taycan: Rasen mit gutem Gewissen ist jetzt ab 100.000 Euro zu haben
Dagegen sieht Tesla alt aus: Porsche hat sein erstes vollelektrisches Auto vorgestellt. Der Taycan wird CO2-frei hergestellt und emittiert keine Schadstoffe.
Der eigentliche Knaller der Präsentation kommt am Schluss. Dass der Porsche Taycan lautlos auf die Bühne fahren würde, war eh klar. Auch die betont futuristischen Werbefilme, in denen das erste rein elektrische Auto der schwäbischen Sportwagenbauer geradezu verschmilzt mit den „Elementen“ Sonne, Wind und Wasser – geschenkt.
Aber als der Wagen unter Laserstrahlengewitter auf der Bühne des eigens errichteten Messebaus am Flughafen Neuhardenberg zum Stehen kommt, öffnet sich die Rückwand des dunklen Würfels und gibt den Blick frei auf eine der größten Photovoltaik-Anlagen Deutschlands: Solarmodule bis zum Horizont.
So erklärt sich auch, warum der Taycan nicht in Berlin präsentiert wird, wie lange angekündigt, sondern in der brandenburgischen Provinz. Die drei über die Welt verstreuten Orte für die Vorstellung sollen für die wichtigsten Märkte Deutschland, Nordamerika und China stehen. Und vielleicht stärker noch für die drei wichtigsten erneuerbaren Energien: Sonne in Neuhardenberg, Wasser an den Niagarafällen, Wind auf einer chinesischen Insel, auf der ein großer Windpark gebaut wurde.
„Heute beginnt das Zeitalter der Elektromobilität“, sagt Porsche-Chef Oliver Blume in seiner Rede, die er vom Teleprompter abliest. Der Taycan stehe für die „Neupositionierung“ der Marke. Im Jahr 2025 werde jeder zweite Porsche einen elektrischen Antrieb haben – da sind Hybride natürlich mit eingerechnet.
Der Taycan soll aber nicht nur mit Ökostrom emissionsfrei fahren, er wird auch CO2-neutral produziert. 700 Millionen Euro hat das Unternehmen in die Fabrik in Stuttgart-Zuffenhausen investiert. Blume will auch Ängste zerstreuen, dass die E-Mobilität Arbeitsplätze kostet. Seit 2011 habe sich Porsches Belegschaft weltweit verdoppelt. Soll heißen: Eine erfolgreiche Strategie und gute Produkte können den Vereinfachungseffekt durch den E-Antrieb überkompensieren. Elektromotoren plus Batterie brauchen wesentlich weniger Arbeitsschritte als die komplizierten Verbrennungsmotoren.
Zunächst kommen zwei Topmodelle auf den Markt
Schaut man sich in Neuhardenberg die aufgeschnittenen Modelle und das Chassis ganz ohne Karosserie an, bekommt man ohnehin nicht den Eindruck, der Taycan sei zu simpel aufgebaut. E-Motoren an der Vorder- und Hinterachse, Luftfederung, Allradlenkung und eine sehr aufwändige Sicherheitsausstattung lassen erahnen, dass die hohen Preise nicht allein den satten Gewinnmargen von Porsche geschuldet sind.
Um die Zahlungsbereitschaft derjenigen abzuschöpfen, die unbedingt zu den ersten Taycan-Fahrern auf der Straße gehören wollen, bringt Porsche 2020 zunächst die beiden Topmodelle Taycan Turbo und Turbo S auf den Markt. Die Bezeichnung „Turbo“ aus der Verbrennerwelt wirkt ein bisschen absurd, soll aber die Porsche-Tradition ins Elektrozeitalter fortsetzen.
Für das teuerste Modell Turbo S sollten Interessenten mindestens 185.456 Euro einplanen, für den Turbo 152.136 Euro. Später wird es ein Einsteigermodell für etwas unter 100.000 Euro geben. Viel Geld zweifellos, aber für einen Porsche Panamera oder eine Mercedes S-Klasse kann man genauso viel anlegen.
Tesla Model S sieht alt aus dagegen
Für den Preis fährt Porsche aber auch eine Technik auf, die zum Beispiel einen Tesla Model S noch älter aussehen lässt als er ist. Die Elektrik des Taycan arbeitet mit einer Spannung von 800 Volt, bisher waren 400 Volt üblich. Die höhere Spannung erlaubt unter anderem niedrigere Kabelquerschnitte, was Gewicht spart. Der Porsche kann mit 270 Kilowatt Leistung laden. Heute sind 150 Kilowatt die Obergrenze. Um Strom für 100 Kilometer zu laden, braucht das Auto nur fünf Minuten. Die Reichweite nach der Norm WLTP beträgt bis zu 450 Kilometer.
Die Leistung des Taycan liegt im Normalfall bei 460 Kilowatt, das entspricht 625 PS. Der Turbo S kann beim Beschleunigen mit einer Overboost-Funktion 761 PS mobilisieren, der Turbo 680 PS. Das maximale Drehmoment beträgt 1050 Newtonmeter und 850 Newtonmeter bei der schwächeren Variante. Beides wären für Verbrenner enorme Werte.
So kommt es nicht mehr überraschend, dass der Turbo S in 2,8 Sekunden auf 100 Stundenkilometer beschleunigt, der Turbo in 3,2 Sekunden. Ein Formel-1-Auto schafft das kaum schneller. Dabei ist der Taycan mit 2300 Kilogramm deutlich schwerer. Das Gewichtsproblem durch die großen Akkus kann auch Porsche nicht ganz aus der Welt schaffen.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität