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Noch nicht in Rente: Konzernchef Rüdiger Grube wird in ein paar Tagen 65., aber bis mindestens Ende 2017 will er den Vorstand führen.
© dpa

Deutsche Bahn: Pünktlicher, sauberer, sicherer

Im ersten Halbjahr schneidet die Bahn besser ab als im Vorjahr. Konzernchef Rüdiger Grube will „Qualitätsführer“ werden.

Wenn er das große Ziel erreichen will, dann muss Rüdiger Grube noch ein paar Jahre dranhängen. Gesundheitlich gehe es ihm bestens, sagte der Bahnchef am Mittwoch, ein paar Tage vor seinem 65. Geburtstag. Sein Vertrag läuft bis Ende 2017, doch um die Bahn vom „profitablen Marktführer“ zum „profitablen Qualitätsführer“ zu machen, wird die Zeit nicht reichen. Dafür gibt es einfach zu viele Baustellen. Buchstäblich. Mit 750 Baustellen muss die Bahn jeden Tag zurechtkommen. Grube zufolge hat man diese Hindernisse genauer analysiert und festgestellt, dass 60 Baustellen die „Haupttreiber für Unpünktlichkeit sind“. Von diesen 60 wiederum beeinträchtigen zwölf den Verkehr ganz besonders, sodass die Bahn acht der zwölf Baustellen aufgelöst hat. Im Ergebnis seien in diesen Wochen 79 Prozent aller Züge im Fernverkehr pünktlich; vor einem Jahr lag die Quote noch bei 66 Prozent.

"Bahnfahren ist attraktiver geworden"

Pünktlichkeit und überhaupt die Qualität der Bahn standen im Mittelpunkt der Halbjahrespressekonferenz Grubes. „Bahnfahren ist attraktiver geworden“, meinte der Bahnchef, die Kundenzufriedenheit liege aktuell um 4,4 Prozent über dem Vorjahreswert, was unter anderem an sauberen Toiletten liege. Das Thema Qualität geht die Bahn auf vier Themenfeldern an: Neben der Pünktlichkeit sind das Fahrzeug- und Bahnhofsqualität sowie Informationen für Reisende. Mit speziellen Teams auf sogenannten Knotenbahnhöfen sei die Planmäßigkeit der Abfahrten erhöht worden, zum Beispiel in Stuttgart von 61 auf 79 Prozent oder in Leipzig von 67 auf 84 Prozent. Berlin sieht mit 67 Prozent (plus vier) nicht sonderlich gut aus in dieser Statistik.

Das Bemühen um pünktliche Züge ist Grube zufolge „mit großen Kraftanstrengungen verbunden“, da die Bahn das größte Investitionsprogramm in ihrer Geschichte umsetze, dabei die Schieneninfrastruktur modernisiere, Züge aufhübsche und Bahnhöfe reinige. In den 248 ICE-Zügen seien beispielsweise alle Teppiche gesäubert worden, und rund die Hälfte der Bahnhöfe habe inzwischen eine „Intensivreinigung“ erfahren.

Die Bahn hat 18 Milliarden Euro Schulden

Für die Investitionen braucht die Bahn, die mit gut 18 Milliarden Euro verschuldet ist, eine Menge Geld. Die internationale Tochter DB Arriva sowie das Logistikunternehmen DB Schenker sollen deshalb zum Teil an die Börse gebracht werden. Über Zeitpunkt und Modalitäten wird frühestens im Herbst entschieden, wenn sich die Situation an den Finanzmärkten womöglich entspannt hat.

Grube treibt die Digitalisierung der Bahn voran und baut den Konzern zu einem Mobilitätsanbieter „von Tür zu Tür“ aus. Dazu arbeite man auch am autonomen Fahren auf der Straße, „und zwar sowohl für das Auto, den Bus und den Lkw“. Für neue, datenbasierte Geschäftsmodelle wird in den kommenden Monaten eine Tochter mit dem Namen DB Digital Ventures gegründet, die intensiv mit Start-ups zusammenarbeiten soll. Spätestens 2025 werden nach Einschätzung Grubes vollautomatische Züge auf der Schiene fahren. Das wolle er keineswegs als „Kampfansage an die Lokführer verstehen“, sagte der Bahnchef und betonte die Chancen, „das Berufsbild des Lokführers weiter aufzuwerten“. Die monatelange Auseinandersetzung mit der Lokführergewerkschaft GdL hatte im vergangenen Jahr dazu beigetragen, dass die Bahn einen Jahresverlust von 1,3 Milliarden Euro einfuhr.

Die Fernbusse machen Verluste

In diesem Jahr sieht das besser aus. Der Umsatz steigt voraussichtlich nur leicht auf 41 Milliarden Euro, doch der Gewinn vor Steuern soll bei rund 1,8 Milliarden Euro liegen. Im Fernverkehr läuft es derzeit gut, im ersten Halbjahr wurden zehn Prozent mehr Fahrgäste befördert als vor einem Jahr. Und das keinesfalls nur aufgrund von Billigtickets, die knapp sechs Prozent aller verkauften Tickets ausmachen. Sorgen macht weiterhin der Fernbusmarkt, auf dem auch die Bahn unterwegs ist. Derzeit konsolidiere sich der Markt, und die Fahrgastzahlen stagnierten. „Wir fahren mit Dumpingpreisen Minusbeträge ein“, ärgerte sich Grube über „den Blödsinn“ auf dem Fernbusmarkt. Derzeit erlösten die Anbieter 3,7 Cent je Person und Kilometer, kostendeckend seien aber erst sechs Cent. „Wir werden uns das genauer angucken müssen“, kündigte Grube an.

500 zusätzliche Sicherheitskräfte

Die Sicherheit will die Bahn weiter ausbauen, allein für Videotechnik auf Bahnhöfen investieren der Konzern und die Bundespolizei 85 Millionen Euro zusätzlich. Die 3700 Sicherheitskräfte der Bahn sollen spätestens Anfang 2017 alle mit Bodycams ausgerüstet sein. Weitere 500 Personen will Grube in den nächsten Jahren einstellen.

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