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Zusammen an Projekten arbeiten. Nerds sind beim Softwareentwickeln nicht gefragt.
© Le Wagon/dpa-tmn

Arbeiten in der IT-Branche: Programmieren im Team

Wie wird man eigentlich Softwareentwickler? Informatik oder Medizininformatik studieren? Ein duales Studium oder eine Ausbildung machen?

Die Wege in den Entwickler-Beruf sind vermutlich so vielfältig wie die Berufsprofile selbst. „Man wird zum Entwickler oder zur Entwicklerin, wenn man es will“, sagt etwa Stefan Hackenthal, geprüfter IT-Berater und Mitglied im Deutschen Bundesverband Informationstechnologie für Selbstständige (DBITS).

Jedenfalls sind die Karriereperspektiven in dem Job außergewöhnlich gut. Einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom zufolge gab es im Jahr 2019 über 100 000 offene Stellen für IT-Fachkräfte, etwa ein Drittel dieser offenen Stellen betraf Softwareentwickler. Allein für Berlin listet die Jobplattform Stepstone Anfang November mehr als 600 freie Stellen für Entwickler auf, gesucht sind etwa Experten für Kontrollsysteme, für Webservices, Travel & Logistic, Embadded Systems, Java oder Business Intelligence.

Grundsätzlich lassen sich mehrere Möglichkeiten, Softwareentwickler zu werden, unterscheiden. Für Simone Opel, Sprecherin des Beirats IT-Aus- und Weiterbildung in der Gesellschaft für Informatik (GI) sind das klassische Informatik- oder informatiknahe Studiengänge an Hochschulen und Unis, Ausbildungsberufe wie etwa der Fachinformatiker oder der mathematisch-technische Softwareentwickler und duale Studiengänge.

Selbststudium geht auch

Aber auch ein Quereinstieg ist möglich, etwa über ein Selbststudium oder verschiedene Zertifikatslehrgänge. Für diesen Weg hat sich Agathe Badia entschieden, die vor einigen Monaten bei der Jobplattform Honeypot in Berlin in die Rolle der Junior Developerin geschlüpft ist. Die 26-Jährige hat im vergangenen Jahr einen neunwöchigen Webentwicklungskurs besucht, in dem die Teilnehmer zum Beispiel verschiedene Programmiersprachen und die Grundlagen der Webentwicklung erlernten. Die Kosten der Weiterbildung lagen laut Badia bei insgesamt rund 6000 Euro, die ihr Arbeitgeber übernommen hat.

Für Leute, die sich vielleicht schon einiges selbst beigebracht haben, oder die bereits einen technischen oder IT-Hintergrund haben, könnten solche Bootcamps definitiv ein guter Weg sein, findet sie. In einer Ausbildung bekomme man aber breiter und fundierter vermittelt, worauf es im Entwickler-Beruf ankommt. Viele Unternehmen würden Kandidaten bevorzugen, die breites Fachwissen mitbringen. „In einem mehrwöchigen Bootcamp dagegen lernt man etwa eher, wie man speziell Smartphone-Apps programmiert und ist dann in einem Gebiet sehr, sehr gut“, erklärt sie.

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Sabine Opel rät Interessierten in Praktika auszuprobieren, was Spaß macht und welcher Bereich ihnen besonders liegt. Beschäftigt man sich auch gerne mit theoretisch-mathematischen Problemen oder liegt einem der Kundenkontakt? Ob es dann ein Studium oder eine Ausbildung, die Hochschule oder eine Universität, Wirtschafts- oder Medizininformatik sein soll, hängt von den eigenen Vorlieben und Voraussetzungen ab.

Aber worum geht es in dem Job nun eigentlich? Agathe Badia ist bei Honeypot als Junior Developerin Teil eines Teams. Das kümmert sich etwa im „Frontend“ um das Layout und die Funktionalität der Webseite, die der User sieht. Also etwa um die Frage, wie ein Button auf der Webseite funktionieren soll und was passiert, wenn User darauf klicken. Aber auch im Hintergrund der Webseite, dem Backend, gibt es viel zu tun. „Hinter den Kulissen müssen Developer dafür sorgen, dass zum Beispiel die Daten alle ordentlich sortiert sind“, erklärt Badia. Im Joballtag geht es etwa darum, eine neue Funktion für die Software der Firma zu entwickeln. Zum Beispiel einen Filter, der Unternehmen hilft, die richtigen Kandidaten zu finden, indem sie Gehaltsvorstellungen und Einsatzort voreinstellen.

Immer wieder neu dazu lernen

Wer als Software-Entwickler arbeiten will, muss sich auf lebenslanges Lernen einstellen. „Die Technologie verändert sich ständig“, sagt Badia. Das ist nur eine der Seiten, die sie an ihrem Beruf besonders mag. Ihr gefällt auch, dass sie in ihrem Job auf digitale Weise kreativ sein kann. „Mich interessiert etwa das Thema User Interface“, so Badia. Dabei geht es darum, die Benutzeroberfläche so zu gestalten, dass sie sich möglichst gut bedienen lässt. Woran sie sich hingegen erst gewöhnen muss: „Als Junior Developerin wird einem immer wieder bewusst, dass die eigene Arbeit nicht immer von Anfang an die beste ist.“ So werde man während des Prüfprozesses regelmäßig mit eigenen Fehlern konfrontiert. Auch sei es herausfordernd, sich immer wieder in komplexe Themen einzuarbeiten.

Deswegen findet Badia, dass es vor allem Neugierde, Geduld und Beharrlichkeit braucht, um den Job anzugehen. „Besonders, wenn man noch am Beginn seiner Karriere steht, wird man nicht alles von Tag eins an verstehen“, sagt sie. Manchmal sei eine Aufgabe wie ein Puzzle: Es kann dauern, bis sich die einzelnen Teile zusammenfügen und ein stimmiges Bild ergeben. Man müsse geduldig mit sich selbst sein, und akzeptieren, dass komplexe Aufgaben Zeit brauchen.

Sabine Opel betont, dass man das Bild der Nerds vergessen müsse, die alleine im Keller vor sich hin programmieren. „Man arbeitet im Team, spricht sich ab und muss Spaß daran haben, mit Leuten umzugehen, da sind auch Kommunikationsskills gefragt.“ dpa

Amelie Breitenhuber

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