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Wolfgang Krogmann, Deutschland-Chef des irischen Textildiscounters Primark.
© Thilo Rückeis

Im Gespräch mit Wolfgang Krogmann: Primark vertraut auf deutsche Schnäppchenjäger

Die Billigtextilkette eröffnet weitere Filialen – auch in Berlin am Bahnhof Zoo. Ihr Deutschland-Chef kritisiert die Wegwerf-Kultur.

Dunkelblauer Anzug, hellblaues Hemd, braune Wildlederschuhe – und passend zum Einstecktuch, bordeauxfarbene Socken. Deutschlands oberster Chef der Billigtextilkette Primark, Wolfgang Krogmann, ist im feinen Zwirn nach Berlin gekommen. Ja natürlich, sagt er, trage er auch Primark-Kleidung, Jeans, Sakkos, T-Shirts und Socken.

In der Hauptstadt will der Geschäftsführer zwei weitere Filialen aufmachen, zusätzlich zu den Geschäften am Alexanderplatz und im Schloss-Center in Steglitz. Bereits am 18. Oktober soll mit der Filiale im neuen Shoppingcenter Zoom in der City West deutschlandweit der 28. Laden eröffnet werden, im Sommer nächsten Jahres soll die vierte in den Gropius Passagen dazukommen.

350 neue Mitarbeiter in Berlin

Dafür stellt das Unternehmen 350 neue Mitarbeiter ein, sodass am Ende etwa 1150 Mitarbeiter für Primark in der Stadt arbeiten. „Berlin ist so groß, dass es genügend Platz gibt, zudem profitieren wir von den Touristen, die hierher kommen“, sagt Krogmann. Nicht nur in der Hauptstadt will die Textilkette expandieren, auch in Bonn, Kiel und Wuppertal sind in den nächsten zwei Jahren weitere Filialen geplant. Die Verträge seien bereits unterschrieben.

Deutschland sei ein attraktiver Markt - auch weil hier die meisten Menschen in Europa leben. „In Deutschland sind wir profitabel“, sagt er ohne genaue Zahlen zu nennen. „Die Deutschen lieben es wenig zu zahlen und viel zu bekommen.“ Ob sie etwa geiziger sind als Menschen in anderen Ländern? „Nein, sie sind smart und clever“, meint Krogmann. „Modelle wie Aldi sind in Deutschland entstanden und haben sich dann weltweit verbreitet. “

30.000 Besucher strömen durchschnittlich jede Woche in einen Primark-Store. Denn die Textilkette verkauft Mode zu Billigpreisen. Eine Jeans kostet zwischen elf und 23 Euro, ein T-Shirt aus Baumwolle, das in Bangladesch hergestellt wurde, 2,50 Euro. Die teuersten Waren die Primark im Sortiment habe, seien ein Damen-Wintermantel und eine Winterjacke für Herren für je 45 Euro.

„Kleidung verdient Wertschätzung“

Gut und günstig müssen sich nicht ausschließen, sagt der Primark-Geschäftsführer. „Um niedrige Preise zu ermöglichen verzichten wir etwa größtenteils auf Werbung, auf Zwischenlieferanten, wir verpacken unsere Produkte bereits in den Produktionsstätten verkaufsfertig mit Kleiderbügeln und Preisetiketten.“

Dass immer mehr Billigkleidung im Altkleider-Container lande und inzwischen über eine Abgabe diskutiert wird, weiß Primark. „Wir finden das nicht gut“, sagt Krogmann. „Kleidung verdient Wertschätzung.“ Wie auch die Mitarbeiter, sagt der Deutschland-Chef.

Rund 7.000 Mitarbeiter beschäftigt die Modekette derzeit in Deutschland, weltweit sind es mehr als 75 000. Hierzulande werden die Mitarbeiter nach dem Einzelhandelstarif bezahlt, ein ungelernter Mitarbeiter erhält 12,70 Euro pro Stunde. „Wir sind die ersten, die im Einzelhandel einen Gesundheitstarifvertrag abgeschlossen haben“, betont Krogmann.

Ziel des mit Verdi abgeschlossenen Vertrages sei es, Führungskräfte zu qualifizieren, um die Gesundheit im Job zu fördern. So soll mit Mitarbeitern etwa darüber gesprochen werden, welches Arbeitspensum in welcher Zeit zu schaffen ist.

Kerstin Ruchay

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