Lichtspezialist im Umbau: Osram verdient mehr als erwartet
Der schwache Euro und eine Übernahme helfen: Die frühere Siemens-Tochter Osram, die sich gerade vom traditionellen Lichtgeschäft trennt, überrascht mit einem Gewinnsprung.
Der mitten im Umbau steckende Lichtspezialist Osram hat im dritten Geschäftsquartal vom schwachen Euro und einer Übernahme profitiert. Der Umsatz sei um 12 Prozent auf 1,35 Milliarden Euro gestiegen, teilte der M-Dax-Konzern am Mittwoch in München mit. Ohne die Effekte aus dem Kauf von Clay Park und dem schwachen Euro wäre der Erlös um ein Prozent gefallen. Der Überschuss sei um 44 Prozent auf 63,8 Millionen Euro geklettert. Damit übertraf die frühere Siemens-Tochter, die sich derzeit vom traditionellen Lampengeschäft trennt, die Erwartungen der Experten leicht. Osram-Chef Olaf Berlien bestätigte außerdem die Prognose für das bis Ende September laufende Geschäftsjahr. Basierend darauf und auf den mittelfristigen Aussichten soll die Dividende konstant bei 90 Cent je Aktie liegen.
Chinesen werfen den Hut in den Ring
Berlien hat keinen leichten Job. In den kommenden Monaten muss er den Konzern teilen und für das klassische Lampen-Geschäft eine möglichst gute Lösung finden. Was die Aufspaltung für die Beschäftigten und die Werke bedeutet, ist offen. Begleitet wird der größte Umbruch in der Unternehmensgeschichte von ersten Verkaufsspekulationen für die Sparte, nachdem der chinesische Investor Feilo Acoustics in der vergangenen Woche seinen Hut in den Ring geworfen hatte. Im April hatte der Manager, der seit gut einem halben Jahr an der Osram-Spitze steht, den Großumbau auf den Weg gebracht. Dabei steht er mächtig unter Druck: Die Billigkonkurrenz aus Asien sitzt der früheren Siemens-Tochter im Nacken, und die Zyklen für neue Produktentwicklungen werden immer kürzer. Er selbst sei anfangs vom Tempo des Branchenwandels überrascht gewesen, bekennt Berlien.
Eine Tochter für das Massengeschäft
Bis zum kommenden Frühjahr will er nun das Massengeschäft mit Halogen- und Energiesparlampen, aber auch mit modernen LED-Lampen in eine eigenständige Tochter ausgliedern. Der Konkurrent Philips geht bei seiner eigenen Aufspaltung noch ein Stück weiter: Die Niederländer haben bereits ihre Sparten für LED-Bauteile und Autolicht verkauft und wollen sich auch vom Rest des Licht-Geschäfts trennen.
Bei Osram sind rund 12 000 der weltweit 34 000 Beschäftigten vom Umbau betroffen, die auszugliedernde Sparte steht für etwa zwei Milliarden Euro Umsatz und damit 40 Prozent der Gesamterlöse. Entsprechend komplex ist der Prozess. Das ganze Unternehmen werde jetzt auseinandergenommen, und noch stehe gar nicht fest, welche Abteilungen des Lampen-Geschäfts im Konzern bleiben, in die neue Tochter ausgegliedert oder verschlankt werden sollen, heißt es in Arbeitnehmerkreisen: „Wir sind erst in der Findungsphase.“
Schlechte Stimmung in Berlin
Spekulationen um einen Spartenverkauf - ob ganz oder in Teilen - kämen da zur Unzeit und sorgten für Unruhe unter den Mitarbeitern. Ohnehin soll es auch angesichts der massiven Sparwellen mit der Stimmung an manchen Standorten nicht zum Besten stehen - allen voran in Augsburg und Berlin, wo Energiespar- und Halogenlampen gefertigt werden, die über kurz oder lang von LEDs verdrängt werden dürften.
Überraschend kommt die erste offizielle Interessenbekundung derweil nicht: Bereits seit einiger Zeit sollen informelle Gespräche mit potenziellen Investoren über die künftige Tochter mit dem Arbeitstitel „Lamps“ laufen. Zu Details äußerte sich Osram bisher nicht. Auch auf das Buhlen der Chinesen hatte der Licht-Konzern in der vergangenen Woche zurückhaltend reagiert.
Es sei noch kein Verkaufsprozess für das Lampen-Geschäft gestartet worden, hieß es aus der Firmenzentrale in München knapp. Daneben sind zwei weitere Varianten denkbar: Osram könnte Gemeinschaftsunternehmen mit Partnern gründen oder die Tochter über die Börse abspalten - so wie es Siemens einst selbst mit dem Licht-Spezialisten gemacht hatte.
Analysten bleiben abwartend
An der Börse war die Mitteilung von Feilo kurzzeitig bejubelt worden. Dabei klang das Ganze erst einmal reichlich vage: Welche Konzernteile genau zur Debatte stünden und welcher Preis dafür gezahlt werden solle, stehe noch nicht fest, erklärten die Chinesen. Man wolle Osram zunächst eine nicht bindende Absichtserklärung zukommen lassen - nach einer ausgemachten Sache klingt das nicht. Auch Commerzbank-Analyst Sebastian Growe bleibt vorerst abwartend. Es sei völlig normal, dass sich in einem solchen Stadium auch Unternehmen melden, denen es vor allem um den „Blick in den Datenraum“ eines Wettbewerbers und weniger um ernsthafte Kaufabsichten geht, schreibt er.
Künftig bleiben bei Osram die Geschäfte mit LED-Halbleitern und Spezialbeleuchtung. Dazu gehört auch Lichttechnik für die Autoindustrie, bei der die Münchner führend sind. Aber auch hier ist der Technologie-Wandel hin zu LED und Laserlicht längst im Gange. Auch nach der Aufspaltung bleiben die Herausforderungen für das Traditionsunternehmen also groß. dpa