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Zu schwach. Ob LED-Lampe oder klassische Glühbirne – Wachstum erwartet Osram vor allem im Geschäft mit LED-Halbleitern und Spezialbeleuchtung.
© picture alliance / dpa

Lampengeschäft wird selbstständig: IG Metall empört über Osram

Der Lichttechnik-Konzern Osram will das Lampengeschäft abspalten. Die Gewerkschaft fühlt sich übergangen und spricht von einem "überfallartigen Vorgehen". Osram weist dies zurück.

Die Beschäftigten des Lichttechnikherstellers Osram sind beunruhigt: Mit der Ankündigung, das Lampengeschäft, das 40 Prozent des Umsatzes ausmacht, rechtlich abspalten zu wollen, hat das börsennotierte Unternehmen viele der weltweit 34 000 Mitarbeiter verunsichert. Die IG Metall Berlin zeigte sich am Freitag „empört über das Vorgehen des neuen Osram-Vorstandsvorsitzenden Olaf Berlien“, der „ohne Not“ die Beschäftigten überrascht habe. Der Erste Bevollmächtigte Klaus Abel sprach von einem „überfallartigen Vorgehen“. In Berlin beschäftigt Osram 1100 Mitarbeiter.

Bereits vor einigen Tagen hatte Osram nach einer Vorabmeldung im „Handelsblatt“ in einer Börsenpflichtmitteilung erklärt, der Vorstand beabsichtige „die rechtliche Verselbstständigung des Lampengeschäfts der Allgemeinbeleuchtung“. Im Geschäftsjahr 2013/14 sei damit weltweit rund zwei Milliarden Euro Umsatz erzielt worden. Laut IG Metall wäre etwa ein Drittel der Belegschaft betroffen – auch im Berliner Werk. Hintergrund ist der Umbau des Konzerns: Osram will angesichts des dramatischen Wandels auf dem Lichtmarkt das Geschäft mit Lampen – darunter Halogen-, Energiespar- und LED-Lampen – komplett ausgliedern und sich auf das wachstumsstärkere Segment der LED-Halbleiter und der Spezialbeleuchtung konzentrieren. Am kommenden Dienstag will Osram-Chef Berlien das Vorhaben dem Aufsichtsrat präsentieren.

IG Metall sieht Mitbestimmung verletzt

„Die Bekanntgabe der Pläne vor der Beratung mit den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat ist eine Unverschämtheit und verstößt gegen Gesetz und Geist der Mitbestimmung“, erklärte Berlins IG-Metaller Abel. Der Osram-Vorstand wolle offensichtlich vollendete Tatsachen schaffen. „Wir haben von den Plänen aus der Zeitung erfahren“, sagte Abel.

Das Unternehmen wies die Vorwürfe zurück: Osram sei nach der Presseveröffentlichung aktienrechtlich verpflichtet gewesen, eine Mitteilung herauszugeben. Intern seien die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat bereits vor dem Zeitungsbericht informiert gewesen. „Entsprechende Unterlagen waren seit Dienstag im Datenraum zugänglich“, sagte Sprecher Jan-Peter Schwartz. Für die Beschäftigten ändere sich auch unmittelbar nichts. „Es geht zunächst nur um die rechtliche Verselbstständigung des Lampengeschäfts.“ Dieser Prozess könne ein Jahr dauern. Osram habe dann „alle Optionen“. „Wir schließen nichts aus, auch keinen Verkauf“, sagte der Sprecher. Es gebe aber noch „keinerlei Kontakte zu möglichen Partnern“. Auch über einen Börsengang war spekuliert worden. Dem Vernehmen nach soll Berlien die Betriebsratsvorsitzenden der Osram-Standorte bereits am Montag über die Pläne telefonisch informiert haben.

Die Gewerkschaft blieb bei ihrer Kritik: Die Informationspolitik sei befremdlich. Über einen so gravierenden Einschnitt wie die Abspaltung von 40 Prozent des Geschäfts habe man sehr viel früher mit den Arbeitnehmern sprechen müssen, sagte Abel auf Anfrage.

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