Abbau von Arbeitsplätzen: Osram streicht weitere 7800 Stellen
Der Leuchtmittelhersteller Osram baut in einer neuen Sparrunde 7800 Stellen ab - davon 1700 in Deutschland. Betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen im Ausland drohen. Auch der Standort Berlin ist betroffen.
Der Leuchtmittelhersteller Osram opfert in einer weiteren Sparrunde fast 8000 Arbeitsplätze der Rendite. Wegen des schwindenden Geschäfts mit Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren will das Unternehmen weitere 7800 Stellen streichen, davon 1700 in Deutschland, wie die ehemalige Siemens-Tochter am Dienstagabend mitteilte. Der Stellenabbau solle im Herbst beginnen und bis September 2017 abgeschlossen werden. Die Kosten bezifferte Osram auf rund 450 Millionen Euro. Durch die Stellenstreichungen sollen die Kosten bis zum Ende des Geschäftsjahrs 2017 (Ende September) dauerhaft um rund 260 Millionen Euro gedrückt werden. Betroffen sind neben der Münchner Zentrale im Inland vor allem die Fertigungsstandorte in der bayerischen Landeshauptstadt sowie in Augsburg, Berlin und Eichstätt. Allein in Berlin beschäftigt Osram 1280 Mitarbeiter.
Dabei könnte es auch zu betriebsbedingten Kündigungen kommen. Dies könne er nicht ausschließen, sagte Osram-Chef Wolfgang Dehen am Mittwoch in einer Telefon-Konferenz. Im Ausland werde es zu Werksschließungen kommen, nicht aber in Deutschland, sagte Dehen.
Dem Beschluss ging eine lange Aufsichtsratssitzung voraus. Insidern zufolge leisteten die Arbeitnehmervertreter heftigen Widerstand gegen die Pläne, die Aufsichtsratschef Peter Bauer letztlich mit den Kapitalvertretern durchsetzte. Vorstandschef Wolfgang Dehen, dessen Vertrag 2016 ausläuft, könnte demnach die Last des neuerlichen Umbaus vor seinem Abschied in den Ruhestand auf sich nehmen, um seinem Nachfolger einen weitgehend unvoreingenommenen Start zu ermöglichen.
Es läuft bereits ein Sparprogramm
Es ist nicht der erste Stellenabbau bei Osram. Durch das bereits laufende Sparprogramm fallen bis zum Herbst dieses Jahres 8700 Arbeitsplätze weg, knapp 1500 davon in Deutschland. Da es Osram nur mit Mühe gelingt, das rückläufige Geschäft mit herkömmlichen Leuchtmitteln für Gebäude durch den Verkauf von LED-Leuchtdioden auszugleichen, wird der Sparkurs nun verschärft.
Noch kann das Traditionsunternehmen, das vor einem Jahr sein Börsendebüt feierte, den Schwund bei traditionellen Leuchtmitteln mit dem Wachstum bei den modernen, stromsparenden Leuchtdioden annähernd ausgleichen. Im dritten Quartal sank der Umsatz dem Unternehmen zufolge gegenüber dem Vorjahreszeitraum um ein Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn (berichtetes Ebita) habe sich mehr als verdreifacht und 81 Millionen Euro beziehungsweise 6,7 Prozent des Umsatzes erreicht. Grund hierfür war laut Osram, dass im Vorjahreszeitraum hohe Kosten für den Konzernumbau anfielen.
Bei LED-Leuchten steht Osram unter Preisdruck
Osram bestätigte die Ende Mai gesenkte Prognose. Der Konzern erwartet einen Umsatz auf Vorjahresniveau und allenfalls ein geringes Umsatzwachstum. Zudem gehe der Vorstand unverändert davon aus, dass im laufenden Geschäftsjahr der Konzerngewinn nach Steuern stark ansteigen werde. Im Geschäftsjahr 2012/13 hatte Osram bei einem Umsatz von 5,29 Milliarden Euro einen Gewinn nach Steuern von 33,6 Millionen Euro erreicht.
Im kommenden Jahr würden die Kosten des neuen Sparprogramms ihre Spuren in der Bilanz hinterlassen, warnte Dehen. Ende Mai hatte der frühere Siemens-Vorstand die Umsatzprognose für das laufende Jahr gesenkt. Bei LED-Leuchtdioden sorgt die weltweite Konkurrenz für einen enormen Preisdruck.
Seit der Abspaltung von der Mutter ist Osram nicht zur Ruhe gekommen. Neben dem Jobabbau und Patentstreitigkeiten mit asiatischen Rivalen gibt es Personalquerelen im Vorstand. Jüngst warf Technikchef Peter Laier nach 18 Monaten das Handtuch. Nachdem Siemens die Osram-Aktien an seine Aktionäre verschenkt hatte, waren die Titel vorübergehend zum Liebling der Börsianer geworden. Der Kurs stieg bis Anfang März, seither geht es bergab.
Der wiederholte Stellenabbau erinnert an andere Konzernsparten und -ableger, die nach der Abspaltung vom Mutterkonzern Siemens Jobs abbauten, etwa das Telefontechnikgeschäft unter den Namen Unify und NSN. Manche Firmenteile wurden auch wie der Komponentenhersteller Epcos von Rivalen geschluckt. Das Mobiltelefongeschäft ging unter dem Namen BenQ ganz unter. (Reuters/dpa)
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