Autohersteller: Opel will Neustart möglichst ohne Entlassungen
100 Tage nach der Übernahme durch die Peugeot-Mutter PSA macht Opel Tempo beim Umbau. Kündigungen soll es nicht geben, doch dafür muss noch mit den Gewerkschaften verhandelt werden.
Der neuerliche Sanierungsversuch für Opel und die Rückkehr des Autobauers in die Gewinnzone will Vorstandschef Michael Lohscheller bis 2020 ohne Entlassungen und ohne Werksschließungen schaffen. „Wir haben das klare Ziel: Wir wollen auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Und wir wollen jedes der sechs Werke in Europa erhalten und modernisieren“, sagte Lohscheller am Donnerstag bei der mit Spannung erwarteten Vorstellung des Zukunftsplans „Pace“ (englisch für Tempo) in der Opel-Zentrale in Rüsselsheim. 2020 will das Unternehmen erstmals seit 1999 wieder einen Betriebsgewinn erwirtschaften. PSA Peugeot-Citroën-Vorstandschef Carlos Tavares betonte, dass das Unternehmen keine Zeit mehr hat. „Opel ist in einer dramatischen Situation. Wir haben keine Minute zu verlieren.“ Tavares hatte Opel nach der Übernahme im Sommer 100 Tage Zeit gegeben, einen Sanierungsplan vorzulegen. Beide Manager machten deutlich, dass die Arbeit erst jetzt beginnt. Der Plan sei fünf Prozent der Sanierung, 95 Prozent entfielen auf seine Umsetzung.
Opel ist derzeit auch nicht in der Lage, den ab 2020 von der EU-Kommission geforderten Grenzwert für Kohlendioxid von 95 Gramm je Kilometer einzuhalten. Zumal das gerade prämierte und von Opel hochgelobte Elektrofahrzeug Ampera e wieder eingestellt wird, weil die Lizenz noch bei der ehemaligen Opel-Mutter General Motors (GM) liegt. Jetzt will Opel die Klimaziele dadurch erreichen, dass bis 2024 alle Modellreihen mindestens ein Batterie- oder ein Hybrid-Fahrzeug anbieten. „Dank vollem Zugriff auf die Technologie von PSA Peugeot-Citroën wird Opel mit der britischen Schwestermarke Vauxhall bei den CO2-Emissionen europaweit eine Führungsrolle einnehmen“, verspricht Lohscheller.
"Opel bleibt eine echte deutsche Marke"
Auch dies soll, ähnlich wie die Ausweitung des Exportgeschäftes auf Märkte außerhalb Europas wie China, Brasilien, Saudi-Arabien oder Taiwan, die Arbeitsplätze und Opel-Werke in Europa sichern. Bis 2020 sollen 20 neue Märkte erschlossen werden, zehn Prozent des Umsatzes soll dann auf den Export entfallen. Für die Opel-Beschäftigten in Deutschland gilt ohnehin ein Kündigungsschutz bis Ende 2018, für die deutschen Werke in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern eine Bestandsgarantie bis 2020. „Der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen über 2018 hinaus und die Zusage, keine Werke schließen zu wollen, sind ein Anfang, auf dessen Basis wir die kommenden Verhandlungen aufbauen können“, sagte Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug am Donnerstag. Die bei Opel geltenden Tarifverträge müssten auch im neuen Konzern Kernbestandteil des Unternehmensplans sein, sagte IG Metall-Bezirksleiter Jörg Köhlinger. Auch die Jobs der 7000 Experten im Technischen Entwicklungszentrum in Rüsselsheim sind, so sagt Lohscheller, sicher. Dort würden weiter alle Opel-Modelle entwickelt. „Opel bleibt auch deshalb eine echte deutsche Marke.“
PSA-Chef will jeden Stein umdrehen
Tavares und Lohscheller wollen mit dem Betriebsrat zusammenarbeiten und sich dessen Wünsche anhören. „Aber wir müssen dringend handeln“, stellt der PSA-Chef klar. „Wir werden jeden Stein umdrehen, um Kosten zu senken“, ergänzt Lohscheller. Das sei unvermeidlich. Der Dialog mit der Arbeitnehmervertretung habe bereits begonnen. Die eingeplanten Synergien von 1,1 Milliarden Euro bis 2020 für eine Gewinnmarge von zwei Prozent und von 1,7 Milliarden Euro bis 2026 für eine Marge von dann sechs Prozent sollen unter anderem durch „innovative Arbeitszeitmodelle“, Kurzarbeit, freiwilliges Ausscheiden, Vorruhestand und Altersteilzeit erreicht werden. Auch der Vorstand und das Management würden verschlankt, sagt Lohscheller. „Die Treppe wird von oben gekehrt.“ Der Opel-Chef lässt allerdings offen, wie viele Arbeitsplätze auf sozialverträglicher Basis wegfallen sollen. Beobachter schätzen, dass Opel bis zu 6000 Beschäftigte zu viel an Bord hat.
Die Kosten pro Auto sollen um 700 Euro sinken
Erreicht werden sollen die Einsparungen auch durch den Abbau von Komplexität in allen Bereichen des Unternehmens, durch eine schlankere Produktion, durch die Reduzierung der Fahrzeugplattformen bei Opel von neun auf nur noch zwei auf Basis der PSA-Technologie Mitte des nächsten Jahrzehnts. Die Zahl der Antriebe soll von zehn auf vier sinken. Die Kosten pro gebautem Fahrzeug will Opel bis 2020 um 700 Euro drücken. Derzeit verbucht der Autohersteller mit jedem verkauften Auto einen Verlust von fast 700 Euro. Generell soll das Unternehmen die Gewinnschwelle bereits bei 800 000 Autos pro Jahr erreichen. Wo sie derzeit liegt, ließ Lohscheller offen. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen insgesamt knapp 980 000 Autos verkauft und trotzdem erneut einen Verlust von 240 Millionen verbucht. Insgesamt steckt Opel seit 1999 in den roten Zahlen.
Obwohl die Umsetzung von „Pace“ erst ansteht, sprach Vorstandschef Lohscheller am Donnerstag von einem „großen und historischen Tag“ für das Unternehmen. „Opel wird profitabel, elektrisch und eine globale Marke.“ PSA-Chef Tavares verwies auf die dramatisch positive Wende, die der französische Autokonzern von 2013 bis 2017 geschafft habe. Es gebe keinen Grund, warum das Opel und Vauxhall nicht auch gelingen sollte. PSA hatte Opel zum 1. August für gut zwei Milliarden Euro von GM übernommen.
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