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Schwarzes Gold. Öl ist immer noch der wichtigste Rohstoff für die mobilen Industriestaaten.
© picture alliance / dpa

Kürzung der Förderung: Opec-Einigung treibt den Öl-Preis

Zum ersten Mal seit 2008 hat das Opec-Kartell eine Kürzung der Öl-Förderung beschlossen. Der Preis steigt, doch Experten erwarten keine großen Sprünge mehr.

Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) hat sich überraschend nach schwierigen Verhandlungen am Mittwoch auf eine Kürzung der Ölförderung geeinigt. „Wir haben heute einen großen Erfolg beschlossen“, sagte der Ölminister aus Katar, Mohammed Bin Saleh Al-Sada. Es ist die erste Förderkürzung des Kartells seit 2008. Als wesentliche Maßnahme zur Erreichung des Ziels wurde die Mitgliedschaft von Indonesien, das rund 700 000 Barrel Öl am Tag fördert, ausgesetzt. Der Ölpreis kletterte daraufhin kräftig auf mehr als 50 Dollar pro Barrel (159 Liter). Auch die Heizöl- und die Spritpreise an den Tankstellen könnten in den kommenden Wochen steigen. In Berlin kostete der Liter Super E10 am Mittwoch im Schnitt 1,28 Euro, ein Liter Diesel 1,09 Euro.

Sprung nach oben. Nach der Opec-Entscheidung griffen Anleger am Ölmarkt zu.
Sprung nach oben. Nach der Opec-Entscheidung griffen Anleger am Ölmarkt zu.
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Mit der Maßnahme versuchen die klassischen Förderländer, den Verfall des Ölpreises zu stoppen, der bereits vor zwei Jahren begann, als ein Barrel noch deutlich mehr als 100 Dollar kostete. Die Opec-Vertreter stimmten bei ihren Beratungen in Wien einer entsprechenden Grundsatzvereinbarung zu. Bei einem Treffen in Algerien hatten sich die oft zerstrittenen 14 Länder des Kartells im September vorläufig darauf verständigt, die tägliche Förderung von aktuell 33,6 Millionen Fass auf 32,5 Millionen zu senken.

Der Einigung am Mittwoch vorausgegangen war die Bereitschaft Saudi-Arabiens, weniger Öl zu fördern. Zudem zeigten sich die Saudis offen für ein Entgegenkommen an den Erzrivalen Iran, der eine Ausnahmeregelung forderte.

Neue Produzenten füllen die Lücke

Analysten glauben trotz der Opec-Einigung auf eine Förderkürzung nicht an deutlich steigende Ölpreise. Das frühere Opec-Kartell hat weltweit an Einfluss verloren, Entscheidungen über Fördermengen wirken nicht mehr wie früher unmittelbar auf den Marktpreis. „Wenn die Opec heute die Fördermengen senkt und der Ölpreis dadurch ansteigt, wird das fehlende Angebot durch die neuen Produzenten aus den USA ersetzt und der Preis bleibt stabil“, beschreibt Walter Pfeiffer vom Beratungsunternehmen Roland Berger die Situation. Innovative Förderkonzepte in anderen Teilen der Welt hätten den Wettbewerbsdruck auf die klassischen Öllieferanten deutlich erhöht. Auch bei Ölpreisen von 50 Dollar pro Fass – also der Hälfte des Preises vor zwei Jahren – arbeiteten zum Beispiel viele US-Fracking-Unternehmen (Schieferölförderung) profitabel. Die Roland-Berger-Experten prognostizieren, dass sich der Ölpreis in den kommenden fünf Jahren auf seinem aktuellen Niveau (45 bis 55 Dollar) stabilisieren wird. Auch das Bankhaus Vontobel rechnet nicht mit einem Preissprung: „Der Ölpreis dürfte sich zwischen 50 und 55 Dollar stabilisieren.“ Und dies, obwohl in diesem Jahr die Entdeckung neuer Ölvorkommen auf den niedrigsten Stand seit 70 Jahren gesunken sei.

Aktien von Öl-Konzernen steigen

Gleichwohl griffen Anleger am Mittwoch nach der Opec-Entscheidung auf dem Ölmarkt und bei den Aktien von Ölkonzernen zu. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um bis zu 8,8 Prozent auf 50,45 Dollar je Barrel. Auch der Preis für ein Barrel der US-Leichtölsorte WTI kletterte zeitweise um 8,6 Prozent auf 49,20 Dollar. „Das Ausmaß der Kursbewegung zeigt, dass niemand den Zug verpassen will“, sagte Analyst Tamas Varga vom Brokerhaus PVM Oil Associates der Nachrichtenagentur Reuters. Die Aktien von BP, Eni, OMV, Repsol, Shell und Total gewannen bis zu 4,8 Prozent. An der Wall Street verteuerten sich die Energiewerte Exxon Mobil und Chevron ebenfalls.

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