Bundeskartellamt: Online-Vergleichsportale sind nicht immer verlässlich
Wettbewerbshüter kritisieren Online-Portale: Wichtige Anbieter fehlten, das Ranking sei unklar, die Marktabdeckung oft mäßig.
Für die meisten Menschen gehören sie zum Alltag - die Vergleichsportale im Internet. Wer seinen Stromanbieter oder Autoversicherer wechseln will, einen günstigen Tarif für das Handy sucht oder einen billigen Flug, geht ins Internet und sucht Rat bei Portalen wie Verivox, Check24, Toptarif oder Expedia. Glaubt man TNS Infratest, tun das 72 Prozent der mehr als 56 Millionen deutschen Internetnutzer. Doch eine neue Untersuchung des Bundeskartellamts sät Zweifel an der Aussagekraft der Portale.
"Unsere Untersuchung offenbart eine Anzahl von möglichen Rechtsverstößen", sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt am Mittwoch in Bonn. "Es fehlt oft an einer Aufklärung der Verbraucher darüber, wie die Reihenfolge der Suchergebnisse und die Empfehlungen der Vergleichsportale im Einzelnen zustande kommen".
150 Vergleichsportale wurden befragt
Um den Markt zu untersuchen, hatte das Bundeskartellamt 150 Vergleichsportale aus den Bereichen Reisen, Energie, Versicherungen, Telekommunikation und Finanzen zu allgemeinen Strukturdaten befragt, in einer zweiten Runde wurden die 36 relevantesten Anbieter näher unter die Lupe genommen. Die Wettbewerbshüter wollten wissen, welche Kooperationen es zwischen den Portalen gibt, wie groß die Marktabdeckung der Portale ist, wie das Ranking funktioniert und wie die Auswahl der Verbraucher ansonsten beeinflusst wird.
"Viele Vergleichsinformationen sind zutreffend und seriös", betont Mundt, aber die Wettbewerbshüter sind auch auf zahlreiche Verhaltensweisen gestoßen, die Verbraucher in die Irre führen können. Die Anbieter haben nun bis Anfang Februar Zeit, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen.
Wichtige Anbieter sind nicht einbezogen
Die Vorwürfe des Bundeskartellamts reichen weit: Bei Versicherungsvergleichen etwa würden wichtige Anbieter nicht einbezogen. So etwa arbeitet die Huk Coburg mit keinem der Portale zusammen. "Anbieter von Hotelzimmern können sich Listenplätze auf Hotelplattformen erkaufen", kritisiert Mundt. Und mitunter decke ein Portal weniger als 50 Prozent der im Markt befindlichen Angebote ab.
Fazit: "Der Verbraucher kann sich nicht immer darauf verlassen, tatsächlich das für ihn beste Angebot auf einem Vergleichsportal zu finden", sagt der oberste deutsche Wettbewerbshüter. Für Verbraucher gilt daher: Vergleichen Sie mehrere Portale, verlassen Sie sich nicht auf eines allein.
Auch Verbraucherschützer sind kritisch
Das Bundeskartellamt ist nicht der erste Kritiker. Bereits vor zwei Jahren hatten Verbraucherschützer die Arbeit der Vergleichsportale kritisch unter die Lupe genommen. Die „Marktwächter Digitale Welt“, ein Zusammenschluss von Verbraucherzentralen, hatten damals kaum ein gutes Haar an den Dienstleistern gelassen. Die Verbraucherschützer hatten 27 Portale in den Bereichen Strom und Gas, Telekommunikation und Flüge untersucht. Ihr Ergebnis: Zwischen den Portalen gibt es große Preisunterschiede. Zudem zweifeln die Verbraucherschützer an der Unabhängigkeit der Dienstleister. Sie kritisieren, dass die Portalbetreiber die Provisionen, die sie von Versicherungen, Versorgern oder Telefonanbietern bekommen, nicht offenlegen. Zudem würden viele Portale zu einer Familie gehören, daher sei es mit der Unabhängigkeit auf dem Markt nicht so weit her, wie es die Anbieter die Verbraucher glauben lassen.
Der vielleicht schlimmste Vorwurf zielt aber direkt auf das Kernversprechen: Die Portale, sagen die Verbraucherschützer, hätten gar nicht immer die besten Preise. Wer günstige Telefon-, DSL- oder Flugtarife suche, sei bei der Telekom, bei Vodafone oder der Lufthansa manchmal besser aufgehoben als bei den Vergleichsportalen. In sieben von 40 Fällen seien die Portalpreise bei Flugangeboten höher als eine Buchung über die Airline-Webseite. Nur im Bereich von Strom und Gas bescheinigen die Verbraucherschützer den Portalen fast durchgängig gute Arbeit.
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