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Immer mehr Deutsche lassen sich Essen liefern.
© Getty Images/iStockphoto

Essenslieferdienste: Oft bestellt und nicht immer pünktlich

Essenslieferdienste werden in Deutschland immer beliebter. Ein Test zeigt: Die Unternehmen werben vor allem mit großer Auswahl und hohem Tempo. Doch das bleibt oft auf der Strecke.

Die Berliner sind Kochmuffel. Laut Umfragen und Studien stellen sich die Leute nirgendwo in Deutschland so selten an den Herd wie in der Hauptstadt. Aber auch im Rest der Republik werden die Hobbyköche seltener. Gegessen wird trotzdem. Dabei spielen bei der Nahrungsaufnahme der Deutschen vor allem zwei Kriterien zunehmend eine Rolle: Schnelligkeit und Bequemlichkeit. Neben Fast-Food-Ketten bedienen seit einiger Zeit immer mehr Essenslieferdienste diese Nachfrage. Sie überlassen Restaurants das Kochen und kümmern sich ausschließlich darum, wie das Essen zum Kunden kommt. Der Tagesspiegel hat vier von ihnen getestet und jeweils ein warmes Mittagessen bei ihnen bestellt. Dabei haben wir ausschließlich Punkte für den angebotenen Service vergeben, die Qualität des Essens blieb außen vor.

FOODORA

Geschäftsgebiet: diverse Bezirke in Berlin und bundesweit

Mindestbestellwert: 12 Euro

Bezahlung: Kreditkarte, Sofortüberweisung, Paypal

„Wir liefern, du genießt“, lautet der Slogan von Foodora. Das Unternehmen liefert Essen in verschiedenen Großstädten aus – auch in Berlin. Wer auf der Plattform Essen bestellt, darf sich sicher sein, dass seine Order zumindest auf der Straße keinen CO2-Ausstoß verursacht: Die Boten des Unternehmens sind fast ausschließlich mit Fahrrädern unterwegs. Einen Pluspunkt gibt es daher für die Umweltverträglichkeit. Dafür muss der Kunde bei der Auswahl an Gerichten bei Foodora Einschränkungen hinnehmen: Das Unternehmen liefert nur das Essen von Restaurants aus, die sich in der Nähe der Lieferadresse befinden. Im Gegenzug verspricht Foodora die Zustellung eines Gerichts innerhalb von 30 Minuten. Theoretisch klingt das gut. Praktisch hat es von der Bestellung (Hähnchenbrust mit Gemüse an Duftreis) bei einem vietnamesischen Restaurant bis zur Lieferung an den Askanischen Platz fast eine Stunde gedauert. Immerhin schickt Foodora nach 35 Minuten Wartezeit eine Nachricht aufs Handy. „Lieber Kunde, deine Bestellung wird sich leider etwas verspäten. Bitte entschuldige vielmals“, heißt es dort. Mein Magen knurrt. Nach 54 Minuten schließlich überreicht mir der Fahrradkurier Jordi zwar ein warmes, aber leider nicht mehr ganz vollständiges Gericht: Teile der Sauce sind aus dem Aluminiumbehälter herausgeflossen und haben sich in der Papiertragetasche verteilt. Sarah Kramer

LIEFERHELD

Geschäftsgebiet: ganz Berlin und fast bundesweit (8000 Restaurants)

Mindestbestellwert: meistens kostenlos

Bezahlung: Kreditkarte, Sofortüberweisung, Paypal oder Barzahlung

Das ist Pech: Mein Lieferheld-Fahrer baut auf den glatten Straßen einen Unfall. Das indische Restaurant, bei dem ich bestellt habe, informiert mich, dass die Lieferung deshalb eine halbe Stunde später ankommt. So warte ich insgesamt anderthalb Stunden auf eine Linsensuppe, ein Chicken Curry plus Fladenbrot für zusammen 11,40 Euro. Weil es einen Rabatt von 17 Prozent gibt, rutscht die Summe auf 9,46 Euro. Blöd, denn der Mindestbestellwert liegt bei 9,90 Euro. Bestellung und Bezahlung laufen ansonsten reibungslos, ich registriere mich per Facebook und werde mein Geld per Paypal los. Die Rechnung kommt per Mail. Im Umkreis meines Schreibtischs werden mir 146 Restaurants in elf Kategorien (von asiatisch bis vegetarisch) angeboten, die ich nach Empfehlungen, Bewertungen, Mindestbestellwert oder Distanz sortieren kann. Auf Platz eins bis fünf: Inder. Der kleinste Mindestbestellwert bei den 146 Angeboten liegt bei 10 Euro. Ich nehme einen gut bewerteten Inder. Der erwartete Lieferzeitpunkt wird sekundengenau angegeben, die Wartezeit nennt Lieferheld „Zeit für Vorfreude“. Der Ersatzfahrer überreicht mir schließlich als Entschuldigung fürs lange Warten ein großes Extra-Mango-Lassi. Statt des bestellten Fladenbrots bekomme ich Reis. Das Essen wird branchentypisch in Plastikschale und Alufolie ohne Besteck serviert – und ist angenehm heiß. Wie es seinem verunglückten Kollegen geht, kann mir der freundliche Ersatz-Lieferheld leider nicht sagen. Henrik Mortsiefer

DELIVEROO

Geschäftsgebiet: ganz Berlin und bundesweit (2000 Restaurants)

Mindestbestellwert: abhängig vom Restaurant

Bezahlung: PayPal oder Kreditkarte

Erst hat die Bestellung nicht glücken wollen, weil die Nachfrage auf der Internetseite zur Mittagszeit so groß war – dann kam der Fahrer fünf Minuten früher als gedacht. Im Gebiet „Gleisdreieck“ hatte der Lieferdienst Deliveroo nach Angabe der Adresse 42 Restaurants vorgeschlagen. Viele Burger, viel Pizza. Eine schwere Entscheidung. Das Menü des vietnamesischen Restaurants, das ich wählte, war übersichtlich, die Bezahlung nach der Registrierung einfach. 40 Minuten brauchte der freundliche Fahrer, um einen Glasnudelsalat mit Frühlingsrollen zu bringen. Der Haken: Aus dem Aluminiumbehälter war die Sauce herausgeflossen und hatte sich in der Papiertüte verteilt, sodass sie bei der Übergabe riss. Meine Hände klebten, Servietten fehlten, das Essen war lauwarm. Der nette Fahrer suchte nach einer neuen Tüte, die er leider nicht fand. Marie Rövekamp

LIEFERANDO

Geschäftsgebiet: ganz Berlin und fast bundesweit (10 000 Restaurants)

Mindestbestellwert: abhängig vom Restaurant

Bezahlung: Kreditkarte, Sofortüberweisung, Paypal, Lastschrift, Barzahlung

Die Auswahl ist groß. Zumindest auf den ersten Blick. 184 Restaurants werden in der Nähe vom Potsdamer Platz angezeigt, bei denen man über Lieferando bestellen kann. Wer gleich für mehrere Personen bestellen will, hat die Qual der Wahl. Wer dagegen für sich alleine bestellt, muss ein Menü wählen oder sich selbst einschränken. Gerade einmal 17 Restaurants haben einen Mindestbestellwert von weniger als zehn Euro. Immerhin verlangt von denen keiner einen Aufpreis für die Lieferung. Auffällig ist allerdings, dass alle angezeigten Restaurants mindestens vier von fünf Sternen in der Bewertung bekommen haben. Die Wahl fällt auf einen Koreaner, Bimbambap mit Hühnchen wandert in den Warenkorb. Die Bezahlung per Paypal klappt reibungslos, in 45 Minuten soll das Essen da sein. Tatsächlich geht es schneller: Bereits nach 40 Minuten kommt ein Fahrer und überreicht eine Papiertüte. Das Essen, das in einer Pappschachtel mit Kunststoffdeckel steckt, ist leider nicht richtig heiß. Es hätte sich gelohnt, vor Ort im Restaurant zu essen, statt das Gericht zu bestellen. Den Business- Lunch, bei dem es für denselben Preis zusätzlich noch eine Miso-Suppe und eine hausgemachte Limonade dazu gibt, gibt es nur im Restaurant – nicht beim Lieferdienst im Netz. Carla Neuhaus

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