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Vielen Deutschen fehlt angeblich die Zeit, sich ein Essen selber zuzubereiten.
© dpa

Studie zu Ernährung in Deutschland: Niemand kocht so selten wie die Berliner

Beim Essen ist den Deutschen neuerdings "gesund" wichtig. Zugleich macht falsche Ernährung viele krank. Nirgendwo leiden so viele unter Diabetes und hohem Cholesterinspiegel wie in Berlin und Brandenburg.

Von Maris Hubschmid

Hauptsache, es schmeckt? Mitnichten. Erstmalig hat in einer repräsentativen Umfrage der Techniker Krankenkasse (TK) eine Mehrheit angegeben, dass „gesund“ für sie das wichtigste Ernährungskriterium ist. Sahen bei der Erhebung im Jahr 2013 noch 35 Prozent der Befragten den Gesundheitswert ihres Essens als entscheidend an, waren es diesmal 45 Prozent. Damit schlägt das Kriterium „gesund“ das Kriterium „lecker“ (41). Auch „kalorienarm“ und „schnell“ haben als Maßstäbe an Bedeutung verloren.

Herz-Kreislauf-Krankheiten sind Haupttodesursache

Das neue Bewusstsein ist offenbar dringend nötig. Laut der Kasse ist die Zahl ernährungsbedingter Krankheiten hierzulande deutlich gestiegen. So hätten allein die Arzneimittelverordnungen im Bereich Herz-Kreislauf-Krankheiten bei Erwerbsfähigen binnen 15 Jahren um mehr als 80 Prozent zugenommen. Diese Krankheiten sind – wie in vielen Industrienationen – Haupttodesursache. „Mit Ernährung lassen sich viele Risikofaktoren reduzieren“, sagte Jens Baas, TK-Vorstandsvorsitzender, in Berlin, wo er die Studie gemeinsam mit dem Verbraucherschutzverein Foodwatch vorstellte.

Jeder Zweite sieht: Ich bin zu dick

An der Einsicht hapert es nicht: Knapp die Hälfte der Befragten attestiert sich selbst Übergewicht. Auch Unwissen ist demzufolge nicht das Problem. „Häufig fehlt es an der Zeit für den Einkauf und die Zubereitung von frischen Lebensmitteln“, erklärt Gesundheitspsychologin Annegret Flothow von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. „Die Menschen greifen dann aus Bequemlichkeit zu Fertiggerichten oder Snacks, die häufig zu viel Fett, Salz oder Zucker enthalten.“ TK und Foodwatch sehen deshalb Industrie und Politik in der Pflicht: Das Angebot müsse sich ändern und eine gesunde Ernährung vereinfachen. Allerdings gab jeder Vierte zu, bei Stress oder Frust wissentlich zu Ungesundem zu greifen.

In Berlin bleibt die Küche kalt

Dabei wird nirgendwo in Deutschland so selten noch zu Hause gekocht wie in Berlin und Brandenburg. Den Satz „Bei uns gibt es fast jeden Tag Selbstgekochtes“ bejahte hier gerade mal ein Drittel der Befragten. Gleichzeitig ist der Prozentsatz derer, die unter Stoffwechsel-Erkrankungen wie Diabetes oder zu hohem Cholesterinspiegel leiden, in der Region am höchsten (26 Prozent).

Was aber hält die Menschen vom Kochen ab? „Keine Zeit“, gab die Hälfte an, „keine Lust“ beinahe jeder Dritte. Bemerkenswert ist, dass Frauen nach wie vor häufiger kochen als Männer, sich entgegen der vermeintlichen Erwartung aber auch viele Singles an den Herd stellen. Und auch wenn der Anteil an Freizeitköchen unter den Senioren am größten ist (67 Prozent): Am zweithöchsten ist er mit 57 Prozent unter den jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren.

Veganer kaum messbar

Fleischlos ernährt sich noch immer nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung (zwei Prozent). Und trotz Hype: Veganer waren mit zwei Prozent lediglich in der Altersgruppe der 18-39-Jährigen überhaupt messbar.

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