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Neuauflage möglich. Piloten der Fluggesellschaft Ryanair streikten zuletzt vor dem Firmensitz des Unternehmens.
© Niall Carson/PA Wire/dpa

Piloten kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen: Neue Streiks bei Ryanair nicht ausgeschlossen

Die Piloten-Gewerkschaft VC will in den Tarif-Verhandlungen mit Ryanair zwei Schlichter einschalten. Ohne spürbare Fortschritte sind auch neue Streiks möglich.

Im Tarifstreit zwischen der Pilotenvereinigung Cockpit (VC) und dem irischen Billigflieger Ryanair zeichnet sich eine Annäherung ab. Bis zum Monatsende will man sich mit Hilfe zweier von beiden Seiten benannten Schlichter auf die Eckpunkte der Tarifverträge für die in Deutschland beschäftigten Piloten verständigen. Solange konstruktive Gespräche stattfinden, soll es keine weiteren Streiks geben, sagten Gewerkschaftsvertreter am Montag. Voraussetzung sei allerdings, dass die Fluggesellschaft auf weitere „Strafaktionen“ verzichtet, so der Cockpit-Vorsitzende für Tarifpolitik, Ingolf Schumacher. "Die Geduld der Piloten ist natürlich begrenzt. Irgendwann ist Schluss", sagte Dirk Polloczek, Präsident des europäischen Dachverbands ECA. Es müsse belastbare Fortschritte und Lösungen für Piloten am geschlossenen Standort Bremen und an der reduzierten Basis am Niederrhein geben, sagte VC-Präsident Martin Locher. "Wenn wir die nicht bekommen, können wir weitere Eskalationsszenarien nicht ausschließen."

Die Schließung der Basen in Bremen und Eindhoven sowie die drastische Reduzierung der Station am Niederrhein-Airport in Weeze wertet die Gewerkschaft als Versuch, das Personal einzuschüchtern. Ryanair verweist auf rein wirtschaftliche Gründe. Dagegen spricht laut VC-Präsident Martin J. Locher, dass die jeweiligen Strecken mit im Ausland stationierten Maschinen weiter bedient werden.

Schützenhilfe von Hubertus Heil

Für die betroffenen Besatzungsmitglieder fordert die Gewerkschaft einen Sozialplan. Denen seien Arbeitsplätze an anderen Stationen selbst in Marokko angeboten worden. Wer beispielsweise aus familiären Gründen am jetzigen Standort bleiben möchte, bekomme nur unzureichende Zuschüsse für die temporäre Anreise zu anderen Einsatzorten.

Schützenhilfe bekommen die Piloten von Arbeitsminister Hubertus Heil, der für die SPD einen Änderungsantrag zum Betriebsverfassungsgesetz eingebracht hat. Denn bisher gilt die Pflicht zur Gründung eines Betriebsrates nicht für das fliegende Personal. Wenn die CDU mitziehe, könne die Gesetzesänderung noch in diesem Jahr beschlossen werden, so der Bundestagsabgeordnete Bernd Rützel. Ingolf Schumacher ist da noch skeptisch, denn neben Ryanair sind nicht nur die Besatzungen von Germania, Sun Express und Laudamotion bisher ohne Mitbestimmung, sondern auch ein Teil der Flotte von Eurowings, der Billigflugtochter der Lufthansa. Wenn so ein „einflussreicher Player“ mitspiele, „macht das den politischen Prozess nicht leichter“.

Europäische Gewerkschaften solidarisieren sich mit Ryanair-Piloten

Weil auch viele Airlines aus anderen Ländern betroffen sind und Unternehmen wie Ryanair Basen in ganz Europa betreiben, wird parallel ohnehin eine EU-Lösung angestrebt. Verkehrskommissarin Violeta Bulc müsse ihr Aviation Package noch in dieser Legislaturperiode um eine soziale Komponente erweitern, forderte der Bundestagsabgeordnete Arno Klare (SPD). Und Landerechte in der EU sollten zukünftig nur noch Luftverkehrsgesellschaften erhalten, die nachweislich über einen Betriebsrat verfügen.

Bei einem Treffen in Berlin versicherten am Montag Gewerkschaftsvertreter aus Frankreich, Großbritannien, Irland, Norwegen, Österreich, der Schweiz und den USA ihre Solidarität mit den Ryanair-Piloten. Der Präsident des europäischen Pilotenverbandes ECA, Dirk Polloczek, kritisierte, dass Ryanair für ihre polnische Tochtergesellschaft wieder scheinselbstständige Piloten rekrutiere.

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