15 Jahre nach Concorde-Aus: Nasa beauftragt einen neuen Überschalljet – ohne Knall
15 Jahre nach dem Ende der Concorde soll Lockheed Martin für die Nasa einen Überschall-Jet bauen. Das Besondere: Das "X-Plane" soll ohne Überschallknall fliegen.
Durch die Schallmauer ohne Knall: Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat mit dem Rüstungskonzern Lockheed Martin ein Abkommen für den Bau eines neuen "X-Planes" geschlossen, das ohne lärmende Stoßwellen schneller als der Schall fliegen soll. Wie die Nasa mitteilte, sind für die Entwicklung einer neuen Version der legendären US-Experimentalflugzeuge 247,5 Millionen Dollar (201 Millionen Euro) vorgesehen. Der erste Testflug soll im Jahr 2021 stattfinden.
Das Flugzeug werde auf einer Höhe von 55.000 Fuß (knapp 16,8 Kilometer) mit einer Geschwindigkeit von rund 1513 Stundenkilometern fliegen und dabei ein Geräusch verursachen "so laut wie das Schließen einer Autotür", erklärte die Nasa.
Konkret soll der Lärm der US-Raumfahrtbehörde zufolge "75 Perceived Level Decibel (PLdB)" erreichen – zum Vergleich: der Überschallknall der berühmten Concorde, die von 1976 bis 2003 im Linienverkehr in rund drei Stunden von Paris oder London nach New York donnerte, erreichte nach Angaben der Nasa 105 PLdB.
Bereits Mitte 2022 will die US-Raumfahrtbehörde das neue "X-Plane" über US-Städten testen. Dabei will die Nasa Daten sammeln und zugleich Erkenntnisse über die Reaktionen der Bevölkerung gewinnen. Ein vergleichsweise geräuscharmes Durchbrechen der Schallmauer könnte künftig den Überschalltransport von Menschen oder Waren auch über bewohntem Gebiet ermöglichen.
Der sogenannte "Sonic Boom" tritt auf, wenn sich beispielsweise ein Flugzeug mit Überschallgeschwindigkeit durch die Luft bewegt. Die Schallgeschwindigkeit, auch als Mach 1 bezeichnet, ist dabei abhängig von der Temperatur. Während sie in Bodennähe bei etwa 1225 Stundenkilometern liegt, nimmt sie mit zunehmender Flughöhe ab.
Als "X-Planes" wurden in den USA bereits in der Vergangenheit Experimentalflugzeuge oder Prototypen bezeichnet, mit denen neue Technologien erforscht werden sollten.
US-Präsident Donald Trump hatte die Finanzierung des Projekts aus Bundesmitteln im vergangenen Monat genehmigt. Das neue Flugzeug werde "neue Märkte für US-Firmen öffnen", die schnellere kommerzielle Verkehrsflugzeuge bauen, neue Jobs schaffen und die Flugzeiten durchs Land halbieren könnten, erklärte Trump.
Die Ära Concorde endete mit einer Katastrophe
Am 24. Oktober 2003 war der letzte kommerziell genutzte Überschall-Jet der Betreiber British Airways und Air France in London gelandet. Das Flugzeug ermöglichte es Jetsettern und Topmanagern ein Vierteljahrhundert lang, binnen dreieinhalb Stunden von Europa nach New York zu fliegen.
Im Juli 2000 kam es dann zur Katastrophe: Kurz nach dem Start vom Flughafen Paris verunglückte eine Concorde, alle 109 Insassen sowie vier Menschen am Boden starben. Ursache des Unglücks war ein auf der Startbahn liegender Blechstreifen.
Hinzu kamen die Luftfahrtkrise nach dem 11. September 2001 und rasant steigende Wartungskosten. Angesichts hoher Verluste war 2003 Schluss. An Plänen für einen Überschall-Nachfolger mangelte es seither nicht. Realisiert wurden sie bislang nicht. An Projekten für den Bau von Überschall-Passagierjets arbeiten derzeit auch andere US-Firmen – darunter Virgin Galactic und Spike Aerospace. (AFP, dpa)