zum Hauptinhalt
Die N26-Gründer Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf.
© Mike Wolff

Berliner Smartphone-Bank: N26 will jetzt in den USA durchstarten

Mehrmals hat die Smartphone-Bank N26 ihren Start in den USA verschoben. Jetzt soll es gelingen – für den Anfang aber nur mit einer begrenzten Zahl an Kunden.

Mehrfach hat die Berliner Smartphone-Bank N26 in der Vergangenheit ihren Start in den USA verschoben. Ein Jahr später als ursprünglich geplant, ist es nun aber soweit. Seit diesem Donnerstag können die ersten US-Kunden ein Konto bei N26 eröffnen. Zugänglich ist der Service allerdings in den USA auch jetzt noch nicht für jeden. Vorerst werden lediglich 100.000 Kunden aufgenommen, die bereits auf der Warteliste stehen. Erst „später in diesem Sommer“ will N26 sich dann komplett für den US-Markt öffnen. Geplant sei eine stufenweise Einführung, heißt es bei dem Berliner Start-up.

Offenbar will N26 sicher gehen, dass alles glatt läuft. Schließlich sind die USA ein enorm großer Markt. Und Gründer Valentin Stalf hat hohe Erwartungen an den Sprung über den Teich. „Der US-Start ist ein wichtiger Meilenstein für uns“, sagt er. „Wie bereits in Europa wird N26 das Banking-Verhalten auch in den USA radikal verändern.“

In 24 EU-Staaten ist N26 derzeit aktiv

Hierzulande war N26 lange ein Vorreiter. Die Berliner haben vor sieben Jahren als eines der ersten Start-ups ein Bankkonto rein fürs Smartphone entwickelt. Damit haben sie gerade unter jungen Menschen viele Kunden gewonnen. Inzwischen bieten sie ihren Dienst in 24 EU-Staaten an. Zuletzt ist den Gründern allerdings immer wieder vorgeworfen worden, sich zu stark aufs Wachstum und zu wenig auf die Sicherheit zu konzentrieren. Nachdem Kriminelle angeblich verstärkt N26-Konten für illegale Zahlungen genutzt haben, hat die Finanzaufsicht Bafin dem Start-up auferlegt, mehr gegen Geldwäsche zu tun. In Berlin musste N26 zudem eine Strafe in Höhe von 50.000 Euro zahlen, weil die Smartphone-Bank gegen die Datenschutz-Grundverordnung verstoßen haben soll.

Auch in den USA dürfte der Start nun nicht ganz einfach werden – allein schon deshalb, weil das Bankgeschäft dort anders funktioniert als in Deutschland. Während hierzulande einmal im Monat sämtliche Kreditkartenzahlungen vom Konto abgebucht werden, bekommt der Bankkunde in den USA mit seiner Kreditkarte tatsächlich einen Kredit, den er bis zu einer bestimmten Summe ausreizen kann. Eine solche „echte“ Kreditkarte aber will N26 in den USA zumindest anfangs nicht anbieten.

Nicolas Kopp leitet das US-Geschäft von N26.
Nicolas Kopp leitet das US-Geschäft von N26.
© promo

Stattdessen gehen die Berliner mit einer Debitcard an den Start, für deren Nutzung das Konto entsprechend gedeckt sein muss. Eine klassische Kreditkarte könnte später noch folgen. Einer Sprecherin zufolge arbeitet N26 an einer entsprechenden Lösung. Dass es die noch nicht gibt und sich der Start in den USA hingezogen hat, liegt auch daran, dass sie Berliner in den Vereinigten Staaten keine eigene Banklizenz haben. Stattdessen sind sie auf die Kooperation mit der US-Bank Axos angewiesen: Sie wickelt für die Berliner nun die Zahlungen der amerikanischen Kunden ab.

In den USA ist die Konkurrenz groß

Zusätzlich erschwert wir der Start in den USA durch die Konkurrenz vor Ort. Gleich mehrere US-Gründer setzen bereits auf ein ganz ähnliches Geschäftsmodell wie die Berliner: Sie alle wollen jungen, internetaffinen Kunden ein Bankkonto anbieten, das möglichst einfach zu bedienen ist. „Banking made awesome“, mit diesem Spruch wirbt zum Beispiel das Start-up Chime aus San Francisco. Allein schon der Werbespruch ähnelt dem der Berliner, die die erste Bank betreiben wollen, „die du lieben wirst“. Der Unterschied: Chime hat schon jetzt vier Millionen Kunden in den USA und damit einen gehörigen Vorsprung.

Gleichzeitig sind die Berliner nicht die einzigen, die derzeit versuchen auf dem amerikanischen Bankenmarkt Fuß zu fassen. So planen auch die beiden britischen Finanz-Start-ups Monzo und Revolut die Expansion in die USA. Auch sie bieten Konten fürs Smartphone an. Revolut gilt ohnehin als einer der ärgsten Konkurrenten von N26: Seit 2017 sind die Briten mit ihrem Smartphone-Konto auch in Deutschland aktiv. Zudem hat Revolut gerade erst angekündigt, in Berlin ein neues Technologiezentrum mit 80 Mitarbeitern zu eröffnen.

Wer von diesen Start-ups am Ende das Rennen macht – ob in den USA oder Europa – wird auch davon abhängen, wie viele Kunden sie als Hauptbank nutzen. Bislang dürfte das nämlich noch die Minderheit der Kunden sein. N26 kommuniziert keine Zahl, wie viele Kunden ihr Gehaltskonto bei ihnen haben. Womöglich bewusst. Denn bei dem britischen Start-up Monzo, das in diesem Punkt sehr viel offener ist, sind es lediglich ein Fünftel der Kunden.

N26-Gründer Valentin Stalf hält das aber nicht davon ab, ambitionierte Ziele auszugeben. Er will aus dem Berliner Start-up eine „globale Bank“ machen und „in den kommenden Jahren mehr als 50 Millionen Kunden erreichen“.

Zur Startseite