Berliner Smartphonebank: N26 steigt zum wertvollsten deutschen Start-up auf
Die Smartphonebank konnte erneut frisches Geld einsammeln - und ist jetzt mehr als drei Milliarden Euro wert.
Erst in der vergangenen Woche ist N26 in den USA gestartet, nun gibt es wieder Grund zum Feiern: Die Berliner Smartphonebank ist zum wertvollsten deutschen Start-up aufgestiegen. In einer weiteren Investitionsrunde konnte N26 umgerechnet 152 Millionen Euro einsammeln, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Dadurch sei das Jungunternehmen jetzt rund 3,1 Milliarden Euro wert – rund 700 Millionen mehr als noch im Januar.
N26 kann seinen rasanten Aufstieg also fortsetzen. Erst zum Jahresbeginn bekamen die Berliner rund 260 Millionen Euro – ein Rekord für ein deutsches Finanz-Start-up. Zum Kreis der Geldgeber gehörten dieses Mal ausschließlich Investoren, die sich schon in der vorangegangenen Runde beteiligt hatten – darunter der Versicherer Allianz, der deutsch-amerikanische Investor Peter Thiel und der chinesische Internetkonzern Tencent. Mit den eingesammelten Geldern ist N26 jetzt auf Augenhöhe mit seinen ärgsten Konkurrenten aus dem europäischen Ausland. Das schwedische Fintech Klarna und die britische Onlinebank TransferWise kommen auf eine ähnlich hohe Unternehmensbewertung.
Börsengang erst in drei bis fünf Jahren
In Deutschland konnte N26 den Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 hinter sich lassen, der mit einer Bewertung von knapp drei Milliarden Euro bislang an der Spitze stand. Während andere Unternehmen dieser Größe mittlerweile an den Finanzmärkten gehandelt werden, will sich N26 mit einem Börsengang noch Zeit lassen. „Das ist eine interessante Option, steht aber frühestens in drei bis fünf Jahren auf dem Programm“, heißt es dazu vom Unternehmen.
Mit dem frischen Geld will die Bank zunächst in weitere Produkte wie Gemeinschaftskonten und in neue Funktionen der Smartphone-App investieren. Zudem wollen die Berliner Jungunternehmer ihre weltweite Expansion vorantreiben, vor allem in Brasilien und den USA. Seit der vergangenen Woche können die ersten Kunden in den USA ein Konto bei N26 eröffnen – allerdings nur diejenigen, die vorher auf einer Warteliste standen. Erst „später in diesem Sommer“ wollen sich die Berliner dann komplett für den US-Markt öffnen. Zudem bereitet N26 einen Geschäftsstart in Brasilien vor.
Das Ziel sind 50 Millionen Kunden
„Unsere Hypothese ist, dass das, was in Europa funktioniert hat, auch in den USA und Brasilien funktionieren wird“, sagt Mitgründer und Finanzchef Maximilian Tayenthal. In den kommenden zwei Jahren sollen Australien, Kanada und Mexiko folgen. Außerdem sollen die Mittel auch in den Ausbau der Teams an den Standorten Berlin, Wien und Barcelona fließen. Schon jetzt ist N26 in 24 europäischen Ländern aktiv und hat in den vergangenen vier Jahren rund dreieinhalb Millionen Kunden gewonnen. In den kommenden Jahren sollen weltweit 50 Millionen Menschen ein Konto bei den Berlinern haben, so das Ziel.
Finanzaufsicht mahnt - N26 bessert nach
Einigen Kunden ist diese Expansionsstrategie aber offenbar schon zum Verhängnis geworden. Im Frühjahr wurden Fälle bekannt, bei denen Betrüger N26- Konten leer räumten – und die Bank daraufhin nicht erreichbar war. Das berichteten betroffene Kunden. Diese seien über Wochen per automatisiertem Chat oder per E-Mail vertröstet worden. Kritiker warfen der Bank vor, dass der Kundenservice nicht mit dem rasanten Wachstum mitgehalten habe.
Im Mai ordnete auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin zahlreiche Nachbesserungen bei N26 an. Die Behörde hatte Mängel bei Maßnahmen gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung entdeckt. N26 musste daraufhin sämtliche noch unbearbeiteten Fälle von Transaktionen abarbeiten, die als unregelmäßig identifiziert wurden. Außerdem sollte die Smartphonebank auffällige Bestandskunden neu identifizieren. Obendrein verhängte Berlin eine Strafe in Höhe von 50.000 Euro gegen das Fintech, weil es gegen die Datenschutzgrundverordnung verstoßen haben soll.
Belegschaft massiv gewachsen
N26 hat aber bereits eingelenkt: Die Belegschaft habe sich seit dem vergangenen Jahr auf 1300 Beschäftigte verdreifacht, heißt es. Im selben Zeitraum soll auch die Zahl der Servicemitarbeiter von 120 auf 800 angestiegen sein. „Auch unser Team zur Bekämpfung von Geldwäsche und Finanzkriminalität haben wir massiv ausgebaut“, erklärte das Unternehmen auf Nachfrage. Zudem würden die Mitarbeiter laufend geschult.
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