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Fokus auf die US-Wirtschaft: Präsident Trump bei seiner Rede in Davos
© REUTERS/Jonathan Ernst

Präsident gegen Aktivistin?: Mit einem Satz macht Trump klar, dass Greta bei ihm kein Gehör findet

Das Fernduell des Präsidenten und der Aktivistin bleibt aus, weil Trump das Thema Klimaschutz schlicht ignoriert. Nur in einem Punkt ähneln sich beide Reden.

Viele hatten sich wohl mehr versprochen vom Fernduell zwischen Donald Trump und Greta Thunberg auf dem Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos. Doch inhaltliche Berührungspunkte gab es nur an einer Stelle: Der US-Präsident hatte in seiner Eröffnungsrede angekündigt, die USA werde sich dem Eine-Billion-Bäume-Programm der Vereinten Nationen auf dem Weltwirtschaftsforum anschließen.

Thunberg nahm die Vorlage in ihrer Rede auf einer Nebenbühne nur wenige Minuten später auf. "Natürlich ist es gut, Bäume zu pflanzen", sagte die Aktivistin. Aber es reiche nicht aus. "Das bewirkt keine Mitigation des Klimawandels." Es brauche keine "Netto-Null" bei den Emissionen, sondern eine "wirkliche Null". "Alles, was nicht sofort beginnt und das Problem an der Wurzel packt, ist untauglich."

Dass das rhetorische Fernduell der beiden ausblieb, lag nicht nur an der administrativen Fallhöhe zwischen Thunberg und Trump und der damit verbundenen Größe der Bühnen und Zuhörerschaft. Es lag vor allem daran, dass der US-Präsident das Thema Klimaschutz in seiner Rede schlicht ignorierte.

Nah dran kam er in seiner halbstündigen Ansprache erst nach rund 20 Minuten. Allerdings in seiner ganz eigenen Art. Er lobte, dass seine Regierung die Energieversorgung der USA mit Öl und Gas unabhängig von feindlichen Nationen gemacht habe, man bei der Förderung die weltweite Nummer eins geworden sei und die Energiepreise für die Verbraucher stark gesunken seien.

Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg spricht auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.
Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg spricht auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.
© REUTERS//Denis Balibouse

Auch das kann man als Kommentar zum Klimawandel werten. Die Aktivisten um Thunberg, nahm er allenfalls mit ein paar indirekten, giftigen Bemerkungen zur Kenntnis. Er machte damit allerdings deutlich, dass die Forderungen der Schwedin bei ihm nicht verfangen werden.

Diejenigen, die schon immer die Apokalypse vorhergesagt hätten, hätten schon immer falsch gelegen, so Trump. So hätten sie Ende der 1990er Jahre das Ende des Öls vorausgesagt und nichts sei passiert. Man müsse sie zurückweisen. Er lasse sein Land nicht von "radikalen Sozialisten" kaputtmachen.

Klimawandel sollte eigentlich das Hauptthema sein

Dass er mit seinem Versprechen, Bäume zu pflanzen, wenigstens das Thema Umweltschutz kurz streifte, gouttierte das Publikum, indem es ihn an dieser Stelle zum ersten und einzigen Mal mit Applaus unterbrach. Tatsächlich war es durchaus überraschend, dass Trump seine Rede praktisch ohne Klima-Bezug formulierte. Schließlich hatte das WEF im Vorfeld des Treffens Entscheidungsträger nach den drängendsten Problemen gefragt. Fragen rund um den Klimawandel belegten dabei diesmal die fünf ersten Ränge.

Hatte der Davos-Organisator Klaus Schwab noch in seiner Anmoderation für den US-Präsidenten betont, dessen Besuch auf dem WEG zeige, dass die USA weiterhin einen Führungsanspruch in der Welt für sich beanspruchen, war davon in Trumps Rede zunächst wenig zu hören. Denn den Großteil seiner Sprechzeit widmete Trump der Wirtschaft der USA und den Erfolgen, die er dort in den vergangenen Jahren errungen habe.

Greta Thunberg sitzt bei Donald Trumps Rede im Publikum.
Greta Thunberg sitzt bei Donald Trumps Rede im Publikum.
© REUTERS

Er begann mit einer langen Aufzählung davon, was er alles erreicht habe. Die Arbeitslosigkeit sei gesunken, Millionen junger Menschen hätten neue Jobs gefunden, die Gehälter seien im Schnitt um fünf Prozent angestiegen. All das sei vor drei Jahren undenkbar gewesen, so der US-Präsident.

Die Löhne der Arbeiter würden schneller steigen als die der Manager und überhaupt würden alle Firmen nach Amerika kommen wollen. "Auch viele von Ihnen", wandte er sich direkt an die Unternehmensführer im Saal und behauptete, dass im vergangenen Jahr ein Viertel aller Investitionen weltweit in die USA geflossen seien.

"USA! USA! USA!"

Viel Zeit widmete er auch seinem Lieblingsthema, dem Handelsstreit, speziell dem jüngst beschlossenem, ersten Abkommen mit China. "Der Welthandel ist wohl der Hauptgrund, weshalb ich mich überhaupt als Präsident beworben habe", sagte er. Niemand habe etwas gegen Chinas unfaire Handelspraktiken und deren Folgen getan. "Ich habe einfach nicht verstanden, warum niemand etwas dagegen tut, dass Amerika so viele Jobs an andere Länder verliert."

Dass der Handelskrieg nicht nur das chinesische Wachstum abgeschwächt hat, sondern auch in den USA tausende Arbeitsplätze gekostet hat, erwähnte er dabei nicht. Am Ende seiner Rede konnte man fast den Eindruck gewinnen, mit dem selbst für seine Verhältnisse inhaltlich recht flachen Tweet "USA! USA! USA!" habe Trump schlicht die Zusammenfassung seiner Rede gepostet.

War es thematisch zwar eine Rede mehr im Wahlkampf-Modus, denn in der Rolle des Weltpolitikers, gab Trump sich zumindest optisch als souveräner Staatsmann. Er redete ruhig und gestikulierte kaum. Und hier gab es dann doch eine Parallele zu Thunberg. Denn auch sie blieb im Gegensatz zu ihrem zornigen "How Dare You"-Auftritt auf dem UN-Klimagipfel ruhig und gelassen. Meist hatte sie ein leichtes Lächeln im Gesicht, laut wurde sie nie.

In ihrer Wortwahl setzte sie allerdings auf Emotionen. Entweder ihr handelt jetzt oder ihr müsst euren Kindern erklären, warum ihr es nicht einmal versucht hat, wandte sie sich an die Wirtschafts- und Politikentscheider vor Ort. Handelt "als würdet ihr eure Kinder mehr als alles andere lieben", forderte sie.

Und sie berichtete von einem Besuch bei Kohlearbeitern in Polen. Diese seien arbeitslos geworden, weil ihre Mine geschlossen worden sei, erzählte Thunberg. "Doch selbst die haben nicht aufgegeben", insistierte sie. "Selbst sie haben mehr verstanden als ihr, dass wir etwas ändern müssen."

Ob Trump die Rede der Aktivistin überhaupt gehört hat, ist unbekannt. Aber von "radikalen Sozialisten" lässt er sich ja eh nichts sagen.

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