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Die Pflege soll besser werden. Deshalb hat der Gesetzgeber wieder einmal eine Pflegereform verabschiedet. Sie hat zum Jahreswechsel zahlreiche Änderungen gebracht. Wichtig: Verschiedene Leistungen können jetzt auch flexibler miteinander kombiniert werden.
© picture alliance / dpa

Bezahlung von Pflegekräften: Mit alten Menschen ist wenig zu verdienen

Pflegekräfte im Altenheim verdienen bis 30 zu Prozent weniger als im Krankenhaus - und bekommen oft auch nur Teilzeitjobs.

Pflege ist für die Beschäftigten in Deutschland nicht gleich Pflege. Wer sich um Kranke kümmert, kann verhältnismäßig gut verdienen. In der Altenpflege dagegen liegen die Löhne weit unter denen in vergleichbaren anderen Berufen. Und im Osten ist es besonders heftig. Hier kommen Fachkräfte der Altenpflege im Schnitt auf fast 30 Prozent weniger als in der Krankenpflege, wie eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) belegt.

"Lohnschere nicht zu begründen"

Diese Lohnschere sei „nicht vernünftig zu begründen“ und ein „unhaltbarer Zustand“, sagte der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), bei der Präsentation der Studie in Berlin. Die Devise „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ müsse für alle und auch für den Pflegeberuf insgesamt gelten. Schließlich seien die Grenzen längst fließend: In den Kliniken müssten immer mehr Pflegebedürftige, in den Altenheimen immer mehr schwer Kranke versorgt werden. Eine generalistische Pflegeausbildung tue schon allein deshalb not.

Außerdem benötige man wegen der Demografie jährlich zwei bis drei Prozent mehr Altenpflegekräfte, sagte Laumann. Wenn man die bisherigen mit einem Fünftel weniger abspeise als in anderen Branchen, seien kaum neue zu gewinnen.

Im Osten verdienen Altenpfleger keine 2000 Euro

Der IAB-Studie zufolge verdiente eine vollzeitbeschäftigte Krankenschwester im Jahr 2013 im Schnitt 3139 Euro brutto, im Osten kam sie auf 2738 Euro. Damit lag ihr Gehalt im Westen um 9,5 und im Osten sogar um 30,4 Prozent höher als in vergleichbaren anderen Jobs. In der Altenpflege ist es andersherum. Hier betrug der Bruttolohn für Fachkräfte durchschnittlich 2568, im Osten 1945 Euro – in vergleichbaren anderen Fachberufen wären sie auf 17,0 Prozent (West) beziehungsweise 16,1 Prozent (Ost) mehr gekommen.

Teilweise verdienten Fachkräfte der Altenpflege sogar weniger als Krankenpflegehelfer. Und am untersten Ende stehen die Altenpflegehelfer. Sie erhielten im Westen 1855 und im Osten nur 1495 Euro brutto im Monat.

Teilzeitquote teils über 70 Prozent

Tatsächlich liegen die gezahlten Löhne niedriger, denn nur jede zweite Fachkraft arbeitet Vollzeit, und bei den Helfern liegt die Teilzeitquote teils gar bei mehr als 70 Prozent. Erstaunt zeigte sich Laumann aber auch darüber, dass der Studie zufolge im Osten jede zweite Altenpflegerin nur deshalb in Teilzeit arbeitet, weil sie keine Vollzeitstelle findet. „Unfreiwillige Teilzeit passt nicht mit der Klage über den Fachkräftemangel zusammen“, meinte er.

Auffällig sind zudem die regionalen Lohnunterschiede. Während eine Krankenpflegerin an der Saar und in Bremen über 3200 Euro verdient, kommt sie in Sachsen und Brandenburg auf nicht mal 2700 Euro. Bei den Altenpflegern differieren die Löhne zwischen mehr als 2700 (Baden- Württemberg und Bayern) und nicht mal 1800 Euro (Sachsen und Sachsen-Anhalt). Und bei den Pflegehelfern betragen die Unterschiede bis zu 850 Euro. Am besten bezahlt werden Ungelernte in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, am schlechtesten wiederum in Sachsen.

Appell an die Pflegekassen

Weshalb es angesichts einheitlicher Pflegebeiträge derartige Differenzen gibt, konnte Laumann nicht beantworten. „Da haben die Leute, die die Pflegesatzverhandlungen führen, was zu erklären“, sagte er. Angesichts der  Bestandsaufnahme sei er „heilfroh“, dass die Kassen die Sätze nicht mehr unter Hinweis auf eine unnötige Tariflohn-Bezahlung drücken dürften. Allerdings müssten sie stärker kontrollieren, ob die angegebenen Tariflöhne auch gezahlt würden.

Lohnverhandlungen seien „nicht Sache der Politik“, räumte der CDU-Politiker ein. Gleichwohl forderte er für die Altenpflege „endlich flächendeckend faire und angemessene Löhne“ und rief die Gewerkschaften auf, dafür zu kämpfen. Die jedoch sehen die Regierenden in der Pflicht. Die Koalition müsse mit „handfesten Maßnahmen“ dafür sorgen, dass Altenpflegerinnen angemessen bezahlt würden, sagte Sylvia Bühler vom Verdi-Bundesvorstand. Parallel dazu strebe die Gewerkschaft an, den „Wettbewerb um die billigsten Löhne“ mit einem „allgemeinverbindlichen und möglichst bundesweiten Tarifvertrag für die Altenpflege“ zu beenden.

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