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Nicht nur Jürgen Fitschen (l.) und Anshu Jain könnten Geld verlieren. Auch die Boni für die frühere Bankspitze um Josef Ackermann steht zur Disposition.
© picture alliance / dpa

Deutsche Bank: Millionenboni der Chefs in Gefahr

Weil die Risiken und Vergleichszahlungen so hoch sind, blockiert der Aufsichtsrat der Deutschen Bank nun rückwirkend die Auszahlungen der Boni.

Für die Deutsche Bank ist es ein wohl einmaliger Vorgang: Der Aufsichtsrat hat dem Vorstand für 2011 gewährte langfristige Bonuszahlungen zumindest zum Teil blockiert. Hintergrund sind bestehende Rechtsrisiken und drohende Strafen und Vergleichszahlungen, die sich auf Milliardenbeträge belaufen könnten. Betroffen sein sollen die beiden Vorstandschefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain, Finanzvorstand Stefan Krausse und Privatkunden-Chef Rainer Neske, aber auch Ex-Bankchef Josef Ackermann sowie die ehemaligen Vorstandsmitglieder Hugo Bänziger und Hermann- Josef Lamberti. Vergütungsexperten begrüßen den Schritt: Die Bankenregulierung greife, indem Boni zurückgehalten oder letztlich gestrichen werden können, wenn die Ergebnisse schlechter oder die Risiken höher sind als erwartet.

Die Deutsche Bank lehnte eine Stellungnahme am Dienstag ab. Indirekt wurde die Entscheidung des Aufsichtsrates unter dem Vorsitzenden Paul Achleitner bestätigt. Laut Geschäftsbericht erhielten die sieben Vorstandsmitglieder für 2011 insgesamt rund 26,4 Millionen Euro, davon 8,5 Millionen als Grundgehalt und 17,2 als Bonus „mit langfristiger“ Anreizwirkung. Jain erhielt 5,8 Millionen, davon 4,3 Millionen als Bonus. Bei Fitschen waren es knapp 2,9 Millionen, der Bonus lag bei gut 1,5 Millionen. Ackermann wurden 6,3 Millionen gezahlt, der Bonus summierte sich auf 3,85 Millionen Euro. Wie viel der Boni jetzt vom Aufsichtsrat zurückgehalten werden, ist unklar.

Die Summe der Strafen und Vergleiche ist zu hoch

Hintergrund sind offenbar Vorwürfe auf Manipulationen bei Zinsen, möglicherweise auch bei Devisen. Zudem gibt es in den USA Klagen wegen Hypothekenpapieren. 2012 und 2013 hat die Bank für Strafen und Vergleiche insgesamt fünf Milliarden Euro gezahlt.

Der Frankfurter Vergütungsexperte Michael Kramarsch wertet das Vorgehen der Deutsche Bank-Kontrolleure positiv: „Wenn Boni aufgrund von Geschäftsergebnissen gezahlt werden, für die sich im Nachhinein Belastungen ergeben, etwa durch Rechtsstreitigkeiten oder Strafen, muss der Aufsichtsrat prüfen, ob die Auszahlung berechtigt ist. Ist das nicht der Fall oder besteht das Risiko, dass die Ergebnisse nachträglich belastet werden könnten, kann er solche Boni zurückhalten und einfrieren.“ Der Vorgang zeige, „dass die Malus-Regelung, also die Streichung von Boni bei schlechten Ergebnissen, kein stumpfes Schwert ist“.

Die Deutsche Bank hat seit 2013 ein neues Vergütungssystem

Seit 2013 gilt bei der Deutschen Bank als Teil des von Fitschen und Jain verkündeten Kulturwandels ein neues Vergütungssystem, ausgearbeitet unter anderem vom früheren BASF-Chef Jürgen Hambrecht. Danach richtet die Bank die Boni stärker an der Verantwortung der jeweiligen Banker aus und auch an Risiken, die sie zu verantworten haben. Eine nachhaltige Leistung, Finanzdisziplin und eine „angemessene Risikokultur“ sollen die Vergütung bestimmen. Auch die Kundenzufriedenheit und die Einhaltung ethischer Standards im Umgang mit Kunden sollen einfließen. Seit 2013 hat der Aufsichtsrat einen „Vergütungskontrollausschuss“ eingesetzt. Boni für den Vorstand werden nach Angaben der Bank seit 2013 nur in Aktien ausbezahlt.

Das Einfrieren der Boni bedeutet nicht, dass sie nicht gezahlt werden. Der Aufsichtsrat prüft die Lage regelmäßig und klärt je nach Stand der Rechtsstreitigkeiten, ob der Bonus freigegeben wird. Der Vorstand selbst rechnet mit weiteren Vergleichszahlungen und Strafen. Ende Juni hatte er dafür 2,2 Milliarden Euro zurückgestellt. Für weitere Risiken in Höhe von 3,2 Milliarden Euro wurde noch keine Vorsorge getroffen.

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