Einzelhandel: Metro will Real loswerden
280 Lebensmittelmärkte mit 32 000 Beschäftigten werden zum Verkauf gestellt. Ein Käufer fürs Ganze ist auf dem deutschen Markt kaum möglich.
Metro-Chef Olaf Koch betreibt weiter konsequent die Zerlegung des Handelskonzerns. Am Freitag teilte er mit, die gut 280 Real-Märkte mit 32 000 Beschäftigten verkaufen zu wollen. Wann und wie und an wen, ließ er offen. „Wir wissen, es gibt Interessenten“, sagte Koch. Zum Verkauf stehe ein „profitables Unternehmen mit über sieben Milliarden Euro Umsatz“. Als Zugabe wirbt Koch mit einem lukrativen Paket von 65 Immobilien. Die Metro wolle sich künftig auf das Großhandelsgeschäft (Cash & Carry) beschränken. Bereits vor einem Jahr hatte Koch die Elektronikmärkte Saturn und MediaMarkt abgespalten und unter dem Namen Ceconomy an die Börse gebracht. Die Kaufhof-Warenhäuser, die jetzt mit Karstadt fusionieren, waren 2015 von der Metro verkauft worden.
Für Real will Koch bis zum nächsten Frühjahr einen Käufer finden. Vermutlich sind Sondierungsgespräche mit potenziellen Käufer so weit fortgeschritten, dass die Metro als börsennotiertes Unternehmen am Freitag mit einer Adhoc-Mitteilung darüber informieren musste. In der Branche wird derweil gerätselt, wer für Real infrage komme. Das Theater um die Übernahme der Kaiser’s-Märkte durch Edeka ist noch schlecht in Erinnerung: Auf dem oligopolistischen deutschen Markt gibt es im Falle inländischer Käufer immer Probleme mit dem Kartellamt. Es sei denn, wie dann später auch im Fall Tengelmann, mehrere Käufer teilen sich das Objekt der Begierde.
Kaufland hat angeblich Interesse
Womöglich kommt Kaufland für einzelne Real-Märkte in Betracht. Jedenfalls soll die Schwarz-Gruppe, zu der neben Kaufland auch Lidl gehört, bereits in Mietverträge von Real eingestiegen sein, heißt es in Branchenkreisen. Attraktiv sind vor allem die Standorte und weniger das Geschäftskonzept von Real. Die Kette ist auf dem Markt zwischen den Vollsortimentern (Edeka, Rewe, Kaufland) und den Discountern (Aldi, Lidl) etwas verlorengegangen. „Es reicht nicht, die Braut auf Kosten der Beschäftigten zum Verkauf aufzuhübschen“, schimpfte Stefanie Nutzenberger von Verdi über die neueste Entwicklung.
Die Gewerkschaft ärgert sich seit Langem über Metro/Real, denn Koch ist aus dem Flächentarif ausgetreten und zahlt neu eingestellten Real-Mitarbeitern nun fast ein Viertel weniger als den Tarif-Beschäftigten. Die Kündigung des Tarifs und der damit einhergehenden Beschäftigungs- und Standortsicherung „stellt sich uns heute als Vorbereitung für den Verkauf des Unternehmens dar“, sagte Nutzenberger. „Wir erwarten, dass die Metro wenigstens jetzt Verantwortung für die 32 000 Beschäftigten übernimmt“, sagte die Verdi-Frau. Die Gewerkschaft wünsche sich einen Verkauf von Real „als Ganzes an ein seriöses Unternehmen“.
Ausländer kommen kaum in Frage
Aber wo soll das herkommen? Der deutsche Lebensmittelhandel gilt trotz der wenigen großen Anbieter - Edeka, Rewe, Lidl und Aldi decken mehr als 80 Prozent des Marktes ab – als wettbewerbsintensiv und margenarm. Große Konzerne wie Ahold (Niederlande), Carrefour, Auchan (Frankreich) oder Tesco (Großbritannien) haben sich deshalb hier nicht hingetraut. Der US-Handelsriese Wal-Mart gilt immer noch als abschreckendes Beispiel: Er hatte 85 Filialen in Deutschland eröffnet und sie 2006 nach neun Jahren frustriert verkauft – an Real.
Metro in der Hand tschechischer Investoren
Die Real-Mutter Metro wiederum löst sich auf und hat nach enttäuschenden Jahren auch einen neuen Ankeraktionär. Die Duisburger Industriellenfamilie Haniel verkaufte einen Anteil von gut sieben Prozent an den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky, der sich dazu eine Option auf weitere 15,2 Prozent von Haniel an der Metro gesichert hat. Dazu wollen die Tschechen die knapp zehn Prozent übernehmen, die Ceconomy an der Metro hält. Kretinskys Holding EHP hatte von Vattenfall das Braunkohlegeschäft in der Lausitz übernommen.
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