Ortstermin: Merkel in der Monsterwelt
Die Bundeskanzlerin hat die Berliner Gründerszene als Wahlkampfthema entdeckt und besucht Wooga und Researchgate.
Interessiert beugt sich die Bundeskanzlerin über den Tablet-Computer und sieht sich „Pocket Village“ an, eines der neuen Spiele der Berliner Spielefirma Wooga. „Sie brauchen also ein Jahr, um so ein Spiel zu entwickeln?“, fragt Angela Merkel. Ja, bestätigt Wooga-Chef Jens Begemann und erklärt: „Die meisten Computerspiele sind für junge Männer gemacht. Aber wir wollen Spiele für jedermann machen. Unsere Spiele werden zu 70 Prozent von Frauen gespielt.“
Worin sich denn die Vorlieben von Frauen und Männern beim Spielen unterscheiden, will Merkel wissen, die an diesem Tag nicht nur Wooga, sondern auch das Wissenschaftlernetzwerk Researchgate und einen Empfang der Internetwirtschaft besucht, um sich über die Start-up-Szene in Berlin zu informieren. Frauen mögen kooperative Spiele, gestalten gern, bauen auf und achten aufs Design, sagt Begemann. Und solche Spiele macht Wooga, wie etwa Monsterworld, das jeden Monat von mehr als 20 Millionen Menschen gespielt wird. „Und nur zehn Prozent unserer Spieler kommen aus Deutschland“, sagt der Wooga-Chef. „Wir haben also eine Exportquote von 90 Prozent.“
Merkel schlendert durch die drei Etagen, die Wooga inzwischen in der Backfabrik am Prenzlauer Berg belegt und schüttelt die Hände vieler junger Menschen. Es riecht nach frischer Farbe, Holz und Teppichkleber. An jeder Ecke stehen Monster und andere Pappfiguren aus den sieben bereits veröffentlichten Spielen. Sieben weitere sind noch in der Entwicklung. „Wir haben inzwischen 280 Mitarbeiter und sind profitabel“, erklärt Begemann. „Pro Woche stellen wir zwei neue Mitarbeiter ein. Ende des Jahres wollen wir bei 400 sein.“ Merkel zeigt sich beeindruckt.
Zum Schluss posiert sie noch für ein Foto mit 40 Wooga-Mitarbeitern aus 40 Ländern. Sie sei ganz begeistert von der Spielefabrik, sagt sie. Und sie habe gelernt, dass sich Start-ups nicht in erster Linie Änderungen im Steuerrecht wünschen, sondern eine Willkommenskultur, die es den vielen Experten aus dem Ausland einfacher macht, hier Fuß zu fassen. „Das sollten wir uns zu Herzen nehmen“, sagt sie und eilt zum nächsten Termin.
Corinna Visser
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