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Der Handelssaal der Börse Frankfurt am Main.
© dpa/Christoph Schmidt

Börse: Mehr Börsengänge, hohe Kursgewinne

Der Drang aufs Parkett wird wieder stärker. 2015 wird es mehr Börsengänge als 2014 geben.

Am Aktienmarkt geht es weiter an einem Tag mit den Kursen hoch, am nächsten Tag wieder deutlich runter. Aber trotz der Unsicherheit denken wieder mehr Unternehmen an den Gang auf das rutschige Börsenparkett und wollen ihre Aktie an der Börse in Frankfurt listen lassen. Dabei melden sich durchaus prominente Kandidaten: Jüngst sind es die Online-Anzeigenfirma Scout24, die Immobilien und Autos offeriert, und Covestro, die abgespaltete Kunststoffsparte des Chemie-Konzerns Bayer. 700 Millionen Euro will Scout24 einsammeln, bis zu 2,5 Milliarden sollen es bei Covestro sein. Es wäre der größte Börsengang seit zwei Jahren.

Zu den bekannteren Kandidaten zählen auch die Reederei Hapag Lloyd, die Online-Anbieter Hello Fresh und Delivery Hero. Damit könnte es 2015 wieder deutlich mehr Börsengänge geben als im vergangenen Jahr.

Zalando war größtes IPO 2014

2014 registrierte die Deutsche Börse AG im regulierten Markt in Frankfurt 15 Initial Public Offerings (IPO), wie Börsengange im Englischen tituliert werden. Der größte war dabei der des Online-Schuh- und Modeanbieters Zalando, der durch die Emission knapp 530 Millionen Euro einnehmen konnte. Mit 1,4 Milliarden Euro sammelte die Berliner Rocket Internet, eine Holding für eine große Zahl von Internetfirmen, deutlich mehr ein. Allerdings ist die Aktie im weniger streng regulierten Entry Standard der Frankfurter Börse gelistet.

Mit dem schwedischen Online-Geldhaus TF Bank hat am Montag nach der Sommerpause das erste Unternehmen für den 18. September den Börsengang in Frankfurt angekündigt. Bis zu 200 Millionen Euro sollen eingesammelt werden. Es wäre der 14. Börsengang in diesem Jahr. Den größten hat bislang die Deutsche Pfandbriefbank mit Einnahmen von 1,16 Milliarden Euro auf das Parkett gelegt. Die Medienfirma Tele Columbus hat es auf gut eine halbe Milliarde Euro gebracht, der Finanzdienstleister ADO Properties auf 415 Millionen, der Technologie-Anbieter Siltronic AG auf 380 Millionen Euro. Zu den bekannteren Unternehmen gehören auch Sixt Leasing (240 Millionen Euro) und Windeln.de (183 Millionen Euro). Gut drei Milliarden Euro haben die Börsenneulinge in diesem Jahr bislang einsammelt.

Postbank wird wohl erst 2016 an die Börse gehen

Für Anleger, die die Papiere direkt bei der Emission gekauft haben, war dies allerdings nicht immer ein gutes Geschäft. Kaum ein Unternehmen konnte den Emissionskurs halten. Als wahrer Flop entpuppte sich das Papier von Roy Ceramics, das seit dem Börsengang im April fast 90 Prozent verloren hat. Auch bei windeln.de ist die Einbuße mit 40 Prozent deutlich. Freuen können sich dagegen die Besitzer des Papiers des Finanzdienstleisters Ferratum Oyj: Es hat seit der Erstnotiz Anfang Februar um fast 40 Prozent zugelegt. Leicht im Plus stehen immerhin die Papiere von Tele Columbus und der Deutschen Pfandbriefbank.

Zu den prominenten Börsenkandidaten zählt auch die Postbank - aber wohl erst 2016. Zwar ist die Aktie derzeit noch gelistet. Die Deutsche Bank will sie allerdings, nachdem sie die letzten Kleinaktionäre herausgedrängt hat, von der Börse nehmen und dann wieder neu an den Aktienmarkt bringen. Ob sie auf diesem Weg die gut sechs Milliarden Euro wieder erlösen kann, die sie 2010 für den Kauf der Postbank auf den Tisch gelegt, wird allerdings von Beobachtern bezweifelt.

Entwicklung in China bleibt Knackpunkt

Experten haben derzeit für die nächsten Monate bis hin in das Jahr 2016 bis zu 25 Unternehmen im Auge, die sich auf das Börsenparkett wagen könnten. Freilich bleibt es in vielen Fällen bei Ankündigungen. Oder der Börsengang wird verschoben, weil sich trotz nachträglicher Senkung des Emissionspreises nicht genügend Käufer finden oder weil die Börse gerade auf Talfahrt ist. Diese Erfahrung musste im Sommer die Berliner German Start Ups Group machen. Sie hat den Gang aufs Parkett erst einmal abgesagt. Ein neuer Termin steht noch nicht fest. Derzeit gilt dabei vor allem die weitere Entwicklung in China als Knackpunkt - für die Börse, aber auch für geplante Börsengänge.

Rolf Obertreis

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