Ermittlungen gegen Ex-VW-Chef: Martin Winterkorn - durch Unwissenheit versagt
Für eine Verstrickung des ehemaligen VW-Chefs Winterkorn in den Diesel-Skandal gibt es keine Beweise. Aber ein Urteil über seine Führung. Ein Kommentar.
Die Einschläge kommen näher: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Martin Winterkorn nun auch wegen Betrugsverdachts. Wer die Geschichte des Diesel-Skandals verfolgt und den jüngsten Auftritt des früheren Volkswagen-Chefs beim Untersuchungsausschuss des Bundestages erlebt hat, wundert sich nicht.
Es gilt zwar nach wie vor die Unschuldsvermutung für den 69-Jährigen. Hinweise sind noch keine Beweise. Doch diese Hinweise, dass Martin Winterkorn mehr über den millionenfachen Abgasbetrug weiß und wusste, als er zugibt, werden immer zahlreicher. Gegen 37 Personen wird inzwischen ermittelt – und die einst wichtigste Person im VW-Konzern soll von allem nichts gewusst haben? Mehr als elf Millionen Fahrzeuge wurden weltweit manipuliert – und der oberste Ingenieur des Autokonzerns war ahnungslos? Winterkorn will kein Schreckensherrscher gewesen sein und stets „offene Türen“ gehabt haben – und niemand trat ein, um den Chef zu informieren?
Glaubwürdig sind die Antworten Winterkorns nicht. Aber selbst wenn keine Beweise für seine Verstrickung gefunden werden und Winterkorn nicht als Betrüger überführt wird: Als Vorstandsvorsitzender eines Unternehmens, in dem Betrug in dieser Dimension möglich war, hat er versagt.