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Single im Netz. Wer online nach einem Partner sucht, kann gezielt vorgehen. Es gibt spezielle Dating-Portale für fast jede Zielgruppe.
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Online-Partnerbörsen: Markt der einsamen Herzen

Wieder allein am Valentinstag? Viele Singles nutzen Online-Partnerbörsen und Flirt-Apps. Das Angebot ist riesig, doch immer wieder gibt es Probleme.

Liebe kann man nicht kaufen. Man kann ihr aber etwas auf die Sprünge helfen. Die Suche nach einem Partner oder einem Flirt spielt sich immer häufiger im Netz ab. Die Auswahl an Online-Partnervermittlungen, Singlebörsen und Dating- Apps ist groß – genau wie die Hoffnungen ihrer Nutzer: Nach Angaben des Digitalverbands Bitkom hat jeder sechste Internetnutzer online schon mal nach einem Partner gesucht. Das Oxford Internet Institute hat herausgefunden, dass sich im Schnitt 30 Prozent der Paare in westlich geprägten Ländern über Onlinedating kennengelernt haben.

Viele Angebote sind kostenpflichtig, und der Markt der einsamen Herzen ist heftig umkämpft. Rund 191 Millionen Euro Branchenumsatz wurden 2014 in Deutschland verzeichnet. Die Portale werben mit ausgeklügelten Vermittlungsmethoden, hohen Erfolgschancen und seriösen Mitgliedern. Doch immer wieder gibt es Betrugsfälle sowie Ärger um Verträge und mangelnden Datenschutz.

PARTNERBÖRSEN IM TEST

Im Dschungel der Dating-Plattformen hat man die Qual der Wahl. Einen aktuellen Test von elf deutschen Anbietern mit jeweils mehr als einer Million Mitgliedern hat Stiftung Warentest vorgelegt. Bei den Singlebörsen, wo die Nutzer selbst nach Profilen suchen, liegen die miteinander kooperierenden Portale Friendscout24 und Neu.de vorn. Meist sind hier jüngere Singles unterwegs, entsprechend sucht nicht jeder die große Liebe, manche haben es eher auf Flirts oder Affären abgesehen. Die Stärken der beiden Testsieger sind die Suchmöglichkeiten und die Passgenauigkeit aufgrund der abgefragten Merkmale. Bemängelt wurden die Registrierungsmodalitäten sowie Unklarheiten beim Vertrag und die unverschlüsselte Übertragung der Anmeldedaten.

Insgesamt etwas schlechter als die Singlebörsen schnitten die beiden erstplatzierten Partnervermittlungen Parship und Elitepartner ab. Hier suchen die Nutzer nicht selbst nach Kontakten, sondern bekommen Vorschläge auf Grundlage ihrer Angaben. Laut Stiftung Warentest funktioniert dieses System allerdings deutlich weniger gut als die selbstständige Recherche in den Singlebörsen. Die Passgenauigkeit der Vorschläge bei Parship sei deshalb gerade mal „befriedigend“. Elitepartner schwächelt bei Beratung, Kündigung und Löschung des Profils. Gut weg kommen die beiden Vermittlungen beim Aufbau des Onlineauftritts und der Datenverschlüsselung.

DER PREIS DER LIEBE

Viele Datingportale bieten zwar Gratis- Pakete an, doch damit lässt sich meist nicht viel anfangen. Bei eDarling, Parship und Elitepartner kann man mit kostenlosem Konto keine Direktnachrichten schicken oder empfangen, teilweise nicht mal Fotos anschauen. Das dürfte letztlich viele Nutzer dazu bringen, in die Liebe auch finanziell zu investieren. Die Preise schwanken stark. Die Partnervermittlungen schlagen mit vergleichsweise hohen Gebühren zu Buche. Unter den von Stiftung Warentest untersuchten Anbietern ist Academic Partner der teuerste. Bei einer Vertragslaufzeit von einem Vierteljahr werden 330 Euro fällig. Elitepartner und eDarling berechnen für den gleichen Zeitraum 210 Euro. Bei Parship beträgt die Mindestlaufzeit sechs Monate, dafür zahlen Nutzer insgesamt 359 Euro. Manche Portale verlangen eine Extragebühr für einen Persönlichkeitstest, mit dem die Nutzer einander zugeordnet werden.

Die getesteten Singlebörsen sind günstiger – dafür bieten sie weniger Service. Die Preise für eine dreimonatige Mitgliedschaft bei den getesteten Anbietern lag zwischen 45 Euro (Single.de) und 90 Euro (Zoosk). Völlig kostenfrei ist die werbefinanzierte Singlebörse Finya.

FÜR JEDEN TOPF EIN DATINGPORTAL

Vor dem passenden Partner kommt die Suche nach der passenden Onlinebörse. Elitepartner ist laut Werbespruch eine Plattform „für Akademiker und Singles mit Niveau“. Laut Webseite haben 68 Prozent der Nutzer einen „akademischen Hintergrund“. Elitepartner sieht sich vor allem als Angebot für diejenigen, die feste Partnerschaften wollen. Wie viele andere Vermittlungen auch, generiert hier ein System ein Persönlichkeitsprofil. Bei hoher Übereinstimmung werden die Nutzer einander vorgeschlagen. Das setzt natürlich voraus, dass die Nutzer ehrlich sind – auch zu sich selbst.

Die Smartphone-App Tinder wird vor allem von jüngeren Usern genutzt, die häufig nach schnellen Affären suchen. Entsprechend simpel sind die Profile, die sich aus den verknüpften Facebook-Profilen speisen. Wem das Bild eines anderen Users gefällt, vergibt ein Like. Basiert die Anziehung auf Gegenseitigkeit, öffnet sich ein Chatfenster. Daneben gibt es Anbieter, die sich an Menschen mit ganz speziellen Vorstellungen und Bedürfnissen richten. Bei einigen Börsen ist die Partnersuche zum Beispiel nach dem Glauben ausgerichtet. Bei eDarling etwa haben christliche Singles die Möglichkeit, gezielt nach Gleichgesinnten zu suchen. Das Start-up „Im Gegenteil“ kann man als „Partnervermittlung für Hipster“ bezeichnen: Junge Menschen, vor allem aus größeren Städten, werden vom Team porträtiert und auf der Webseite vorgestellt. Eine Registrierung gibt es nicht, man muss sich bewerben. Gleichklang ist eine Partnervermittlung für ökologisch Bewusste, Veganer und Vegetarier und Menschen mit Behinderungen und anderen Besonderheiten.

VERTRAGSFALLEN UMGEHEN

In der Verbraucherzentrale Hamburg hat man sich auf Beschwerden über Datingportale spezialisiert. „Fast täglich erreichen uns Anfragen“, sagt Juristin Julia Rehberg. Dabei geht es fast immer um Vertragsklauseln und Probleme mit der Kündigung. Bei „Diensten höherer Art“ ist die Möglichkeit einer fristlosen Kündigung eigentlich immer vorgesehen, sagt Rehberg. Manche Partnervermittlungen würden sich da aber querstellen. „Aktuell führen wir Gerichtsverfahren gegen Elitepartner und Parship, da geht es um Wertersatzforderungen.“ In einem Fall sollte ein Nutzer, der vom zweiwöchigen Widerrufsrecht Gebrauch machte, gut 75 Prozent des regulären Mitgliedspreises zahlen, weil ihm bereits Kontakte vorgeschlagen wurden.

„Bei den Singleportalen gab es häufiger Ärger mit Kündigungen per Mail, die nicht angenommen werden“, sagt Julia Rehberg. Nach Ansicht der Verbraucherzentrale ist es nicht rechtmäßig, dass die Anbieter nur postalische Kündigungsschreiben akzeptieren. Um das Risiko für negative Erfahrungen mit den Anbietern zu reduzieren, rät Herzberg auch zu kurzen Vertragslaufzeiten. „Auch wenn sie teurer sind – so kann man schauen, ob das Portal zu einem passt.“

Angie Pohlers

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