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Jeder Verbraucher hat ein Rating. Die Schufa stellt kreditrelevante Informationen zusammen und versorgt Vertragspartner mit Informationen zur Bonität.
© Jens Kalaene/picture alliance / dpa

Schufa und andere Auskunfteien: "Man kann die Bewertung nicht überprüfen"

Ohne Schufa-Auskunft gibt es keine Wohnung und keinen Kredit. Doch wie die Bewertung zustande kommt, wissen die Verbraucher nicht. Experte Frank-Christian Pauli fordert im Interview eine Klarstellung.

Herr Pauli, wie mächtig ist die Schufa?

Die Schufa hat eine große Bedeutung für das tägliche Leben. Ihr Rating entscheidet etwa, ob man einen Kredit bekommt, wie teuer er ist und ob man auf Rechnung zahlen darf. Die Schufa ist aber bei Weitem nicht die einzige Auskunftei. Sie ist nur diejenige mit dem höchsten Bekanntheitsgrad und, so weit man weiß, auch den meisten Datensätzen über Verbraucher in Deutschland.

Wie der Bonitätswert zustande kommt, ist Betriebsgeheimnis der Schufa. Was können Verbraucher gegen einen schlechten Score tun?

Verbraucher können erfragen, welche Daten die Schufa verwendet, und können die Angaben korrigieren, wenn sie falsch sind. Aber sie können nicht die Bewertung überprüfen, also nicht die Gewichtung der Daten. Es kann ja sein, dass ein Merkmal, das bei der Schufa zu einer schlechten Bewertung führt, einen ganz harmlosen Grund hat.

Zum Beispiel?

Wenn jemand oft umzieht, kann dahinter die Flucht vor Gläubigern stecken. Aber viele müssen aus beruflichen Gründen häufig den Wohnort wechseln. Wenn man wüsste, welcher Bereich die Bewertung nach unten zieht, könnte man solche Dinge richtigstellen.

Sollte die Politik einen gesetzlichen Auskunftsanspruch schaffen, der die Bewertung offen legt?

Ja, wobei der Auskunftsanspruch in der EU-Datenschutzverordnung eigentlich schon steht. Das neue EU-Recht schreibt vor, dass Betroffene von automatisierten Entscheidungen ihren Standpunkt einbringen und eine Entscheidung anfechten können müssen. Dafür muss man aber einschätzen können, ob man richtig bewertet worden ist oder nicht. Wie das zu gewährleisten ist, muss daher schnellstmöglich klargestellt werden. Zudem sollten die Algorithmen nicht nur von den Aufsichtsbehörden überprüft werden, sondern auch von unabhängigen Wissenschaftlern.

Wie oft werden Verbraucher schlechter bewertet als angemessen wäre?

Schwer zu sagen, aber es kommt vor. 2004 ist aufgefallen, dass Verbraucher, die Kreditkonditionen bei mehreren Banken verglichen haben, in der Bonität abgerutscht sind, weil die Schufa das als echte Kreditanfragen gewertet hat. Die Schufa hat versprochen, das zu ändern. Aber die Stiftung Warentest ist später bei Tests erneut auf das Phänomen gestoßen.

Würden Sie der „Open Schufa“-Initiative Daten zur Verfügung stellen?

Die Initiative stellt wichtige Fragen. Die Diskussion ist auch wichtig, aber eigentlich breiter als der Blick auf die Schufa. Neue technische Möglichkeiten etwa könnten den Markt für Bonitätsbewertungen bald verändern.

Frank-Christian Pauli ist Finanzexperte des Bundesverbands der Verbraucherzentralen.
Frank-Christian Pauli ist Finanzexperte des Bundesverbands der Verbraucherzentralen.
© Gert Baumbach/VZBV

Frank-Christian Pauli ist Finanz- und Kreditexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) in Berlin.

Heike Jahberg

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