Air Berlin: Lufthansa und Easyjet haben den Zuschlag noch nicht sicher
Der Verkauf der Teile dürfte genug erlösen, um den Staatskredit zurückzuzahlen. Der Bund macht dann sogar einen satten Gewinn.
Das Schicksal der insolventen Air Berlin zeichnet sich immer deutlicher ab. Am Wochenende haben die Gläubiger der Fluggesellschaft mit deren Konkurrenten Lufthansa und Easyjet über einen Aufteilung der Flotte verhandelt. Zudem sickerte auch eine Größenordnung für einen möglichen Gesamterlös durch.
Am Montag kommt das Board, der Verwaltungsrat der unter britischem Recht eingetragenen Air Berlin PLC, zusammen, um Eckpunkte abzusegnen. Den Vorsitz führt der ehemalige Bahn-Manager Gerd Becht, der den Posten im Sommer vom langjährigen Air-Berlin-Chef Joachim Hunold übernommen hatte. Am Nachmittag wollen Vorstandschef Thomas Winkelmann und die externen Verwalter auf einer Pressekonferenz in Berlin über den Stand der Dinge informieren. Wie berichtet, soll aber noch kein abschließender Verkaufsbeschluss getroffen werden, die Gläubiger geben sich und den Bietern noch bis zum 12. Oktober Zeit.
Lucas Flöther, der vorläufige Sachverwalter des Unternehmens, will zunächst die großen Airline-Teile verkaufen, dann soll über die Technik und andere Unternehmensteile verhandelt werden. Insgesamt hofft Flöther wohl, mindestens 350 Millionen Euro erlösen zu können.
Lufthansa hatte erklärt, neben den bereits von Air Berlin gemieteten 38 Flugzeugen weitere 20 bis 40 der insgesamt 144 Maschinen haben zu wollen. Zudem will man bis zu 3000 Mitarbeiter übernehmen. Der deutsche Marktführer will nach Angaben aus Verhandlungskreisen 200 Millionen Euro direkt geboten haben und bereit sein, bis zu 100 Millionen Euro Betriebskosten in der Übergangszeit zu übernehmen.
Letzteres wäre nötig, da der von der Bundesregierung über die Staatsbank KfW gewährte Überbrückungskredit über 150 Millionen Euro nicht ausreichen dürfte, um den Betrieb bis Mitte Oktober zu finanzieren, wie es in Unternehmenskreisen heißt. Der Betrieb laufe zwar mittlerweile wieder ohne größere Ausfälle, allerdings kann man wohl davon ausgehen, dass die Buchungszahlen angesichts des Ausfallrisikos stark eingebrochen sind. In Internetforen äußern Bürger seit Wochen massive Kritik an der Gewährung des Kredits der bundeseigenen KfW für Air Berlin. Man habe den Flugbetrieb nur über die Bundestagswahl hinaus sicherstellen wollen und würde Steuergeld verbrennen, so der Tenor.
Kredit ein gutes Geschäft für den Bund
Das genaue Gegenteil scheint der Fall. Laut einem Bericht der „Rheinischen Post“ kostet der Kredit elf Prozent Zinsen pro Jahr. Zudem verlange die Staatsbank eine Bearbeitungsgebühr in Höhe von einer Million Euro. Dieser Kredit muss von Lufthansa, Easyjet oder möglichen weiteren Käufern von Firmenteilen abgelöst werden. Am Ende dürfte die KfW einen Gewinn in Höhe von mehreren Millionen Euro machen, abhängig von der Laufzeit der zu verschiedenen Terminen ausgezahlten Kredittranchen, heißt es.
Zu diesen für Kreditgeber attraktiven Konditionen hätten sich Mitte August, als das Unternehmen den Insolvenzantrag stellen musste, womöglich auch private Geschäftsbanken gefunden – allerdings sei wohl kein privates Institut so schnell zur Stelle gewesen, um den Flugbetrieb abzusichern, hört man in Kreisen des Unternehmens.
Eine Vorentscheidung ist also getroffen – das Rennen um die wertvollsten Teile ist aber noch nicht entschieden. Zum einen ringen Lufthansa und Easyjet angeblich noch um besonders begehrte Start- und Landerechte (Slots) in Düsseldorf, Air Berlins zweitem großen Standort neben Berlin-Tegel. Zum anderen bedeute der Beschluss des Gläubigerausschusses nicht, dass bis zum Abschluss der Verhandlungen noch ein anderer Bieter gewinnt, berichtet das „Handelsblatt“ aus Unternehmens- und Gläubigerkreisen. Ziel der Gläubiger ist es ja, einen möglichst hohen Verkaufserlös zu erzielen. Andere Punkte sind nachrangig, was die Gewerkschaften Verdi und VC Cockpit, aber auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) bei vielen Gelegenheiten kritisiert haben.
Bessert British Airways das Angebot nach?
Manche Branchenbeobachter werten die Einladungen, Angebote nachzubessern, vor allem als Signal an die IAG. Die Holding von British Airways und Iberia hatte ein Angebot vorgelegt, das Insidern zufolge als ernste Konkurrenz zu dem von Lufthansa angesehen werden kann, schreibt das „Handelsblatt“. Deshalb habe es in Luftfahrtkreisen für Verwunderung gesorgt, dass die IAG bei den weiteren Verhandlungen über den Verkauf von Air Berlin keine Rolle mehr spielen soll. Doch offensichtlich hoffen der Sachwalter Flöther und der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus noch auf Nachbesserungen. „Es ist noch gar nichts entschieden“, sei auch aus dem Umfeld von Lufthansa zu hören.
Im Rennen sind auch noch Interessenten für die Air Berlin Technik. Bei diesem Teilunternehmen sind für Montag in Berlin und für Dienstag in Düsseldorf Betriebsversammlungen angesetzt. Die Mitarbeiter werden sich aber noch etwas länger gedulden müssen, um etwas über ihre Zukunft zu erfahren. Die Gläubiger hatten sich Donnerstag darauf verständigt, über einen Verkauf erst zu entscheiden, wenn klar ist, für welche Airline künftig Flieger gewartet werden sollen.