Fliegen: Lufthansa könnte Air-Berlin-Strecken übernehmen
Ausgerechnet Konkurrent Air Berlin könnte durch die Lufthansa gerettet werden. Angeblich steht eine Übernahme von Teil-Strecken und 40 Flugzeugen an.
Berlin - Die Konstellation mag auf den ersten Blick überraschen: Angeblich will die Lufthansa ausgerechnet ihren angeschlagenen Konkurrenten Air Berlin retten. Die Kranich-Airline plant offenbar, alle Strecken von Air Berlin zu übernehmen, die nicht über die beiden Drehkreuze in Düsseldorf und Berlin führen, dazu will sie rund 40 geleaste Air-Berlin-Flugzeuge samt Besatzung. übernehmen. Bereits ab dem Winterflugplan, der am 31. Oktober beginnt, soll die Übernahme umgesetzt werden, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Damit wolle die Lufthansa einen unkontrollierten Zusammenbruch von Air Berlin verhindern – und die Chance für Billigflieger wie Ryanair und Easyjet verbauen, sich in Deutschland noch breiter zu machen.
Bereits Ende Oktober soll es losgehen
Bereits im Juli hatte das „Handelsblatt“ über solche Übernahme-Pläne berichtet. Nun scheinen sie sich zu konkretisieren, Ende September soll der Lufthansa-Aufsichtsrat die Übernahme des Teil-Streckennetzes absegnen, heißt es in der „Süddeutschen“. Noch gebe es aber Differenzen über den Umfang der Kooperation. Denn neben Air Berlin muss auch mit der arabischen Fluggesellschaft Etihad verhandelt werden, die mit rund 30 Prozent größter Air-Berlin-Aktionär ist. Die Araber haben bereits mehrere Hundert Millionen Euro Darlehen in das angeschlagene Unternehmen gesteckt, das seit Jahren rote Zahlen schreibt.
Air Berlin wäre mit 100 Flugzeugen etwa um ein Drittel kleiner
Erst im August hatte Air-Berlin-Chef Stefan Pichler „tiefgreifende Veränderungen“ im Unternehmen angedeutet. Für das Unternehmen könnte ein solches Kooperationsmodell mit Lufthansa nun eine erhebliche Kostenersparnis bringen. Denn die Frankfurter würden das kommerzielle Risiko für die Strecken übernehmen. Dazu wäre Air Berlin mit weniger als 100 Flugzeugen etwa um ein Drittel kleiner und könnte sich auf Düsseldorf und Berlin konzentrieren. Die bisher noch aus rund 140 Jets bestehende Flotte ist komplett geleast, eigene Maschinen besitzt Air Berlin nicht mehr.
Lufthansa will sich im Kampf gegen Ryanair und Easyjet wappnen
Lufthansa wiederum passt die Übernahme deshalb gut ins Konzept, weil Lufthansa-Chef Carsten Spohr die eigene Tochter Eurowings im Kampf gegen Billigflieger wie Ryanair und Easyjet ausbauen will. Eurowings ist als Plattform angelegt, an der andere Fluggesellschaften auf verschiedene Weise andocken können. Der Kauf anderer Fluglinien ist dabei ebenso denkbar wie eine Kooperation oder eben ein sogenannter Wet-Lease, wie er nun offenbar mit Air Berlin geplant ist. Die Rettung des früheren Erzrivalen erscheint dabei die angenehmere Lösung zu sein, als sich im Fall eines etwaigen Air-Berlin-Aus direkt gegen Easyjet und Ryanair durchsetzen zu müssen. Kurz nach dem Brexit-Votum Ende Juni hatten die beiden Billiganbieter bereits angekündigt, neue Maschinen nur noch außerhalb Großbritanniens stationieren zu wollen. Deutschland wäre dafür wohl ein willkommener Standort.
Für Etihad ist Air Berlin nach wie vor wichtig
Auf Anfrage wollten sich am Sonntag weder die Sprecher von Air Berlin noch von Lufthansa zu den möglichen Übernahmeplänen äußern. Ein Sprecher von Etihad war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Für die arabische Fluglinie ist Air Berlin ein wichtiger Partner, der als Zubringer für das Etihad-Drehkreuz Abu Dhabi fungiert – selbst dürfen die Araber nämlich nur wenige deutsche Flughäfen anfliegen.