Ausbildungen bei der Feuerwehr: Löschen, retten, managen
Es gibt viele Ausbildungen bei der Berliner Feuerwehr – auch für Abiturienten und Hochschulabsolventen. Vicky Krützmann wird Brandoberinspektorin.
r
Wenn andere Studierende Semesterferien haben, lernt Vicky Krützmann, wie man ein Feuer in einem Lager löscht oder einen verunglückten Autofahrer mit einem hydraulischen Rettungsgerät aus seinem Fahrzeug befreit. Vicky Krützmann ist seit Mitte des vergangenen Jahres bei der Berliner Feuerwehr. Wenn die 26-Jährige nach dreieinhalb Jahren ihre Duale Ausbildung abgeschlossen haben wird, ist sie Brandoberinspektorin. „Der Weg ist hart, kein Zuckerschlecken“, konstatiert sie. „Aber die Ausbildung ist interessant, und ich werde mein Ziel erreichen.“
Die Chancen, bei der Feuerwehr einen Ausbildungsplatz und danach eine Stelle zu bekommen, sind momentan in Berlin und bundesweit sehr gut. Der Bedarf an Nachwuchs ist groß. Bei den Bewerbern spielen die berufliche Qualifikation, die Persönlichkeit und auch die gesundheitliche Eignung eine wesentliche Rolle: Erst wenn die Untersuchung beim Ärztlichen Dienst die uneingeschränkte Feuerwehrdiensttauglichkeit bestätigt, ist der Karriereweg frei.
Vicky Krützmann ist eine von derzeit 429 feuerwehrtechnischen Auszubildenden bei der Berliner Feuerwehr. Sie hat das Abitur gemacht, hat einen Master in Agrarwirtschaft. Ihr Geburtsort ist Breitenfelde, eine Gemeinde im Kreis Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein. Dort hat sie sich bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert. „Ich bin nach Berlin aus Leidenschaft für die Feuerwehr gekommen“, sagt sie. „Hier gibt es beruflich mehr Perspektiven.“ Ihr Studium qualifiziert sie für den gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst.
Zuerst die Theorie an der Beuth, dann die Praxis
Die ersten zwei Semester ihrer Ausbildung hat Vicky Krützmann an der Beuth Hochschule für Technik in Wedding absolviert. Hier werden in insgesamt sieben Semestern in 24 bis 30 Semesterwochenstunden theoretische Grundlagen der Natur- und Ingenieurswissenschaften vermittelt sowie Rettungswesen, Verwaltung und rechtliche Grundlagen. Außerdem stehen Brandschutz, Gefahrenabwehr und Katastrophenschutz, Personalführung und Kommunikationslehre auf dem Studienplan. In der vorlesungsfreien Zeit erhalten die Auszubildenden die praktisch orientierte Feuerwehrausbildung an der Berliner Feuerwehr- und Rettungsdienst-Akademie.
Leute-Newsletter: [Behalten Sie den Überblick über die Corona-Entwicklung in Ihrem Berliner Kiez. In unseren Tagesspiegel-Bezirksnewslettern berichten wir über die Krise und die Auswirkungen auf Ihre Nachbarschaft. Kostenlos und kompakt: leute.tagesspiegel.de].
Außerdem gehören Praktika in verschiedenen Bereichen der Feuerwehr und im siebten Semester ein Zugführerpraktikum auf einer Feuerwache zur Ausbildung dazu. „Es ist hilfreich, wenn man technisch interessiert und praktisch bewandert ist“, erklärt Krützmann.
Sollte sie sich nach ihrer Ausbildung entscheiden, später in einer Feuerwache zu arbeiten, wird die angehende Feuerwehrfrau im Einsatz mehrere Staffeln führen und die Personalplanung und die Mitarbeiterfortbildung verantworten. Entscheidet sie sich hingegen, als Sachbearbeiterin in einer Serviceeinheit oder im Stab tätig zu sein, übernimmt sie Aufgaben im vorbeugenden Brandschutz, im Technik- und IT-Bereich, im Personalmanagement oder in der strategischen Planung. „Es stehen mir nach der Ausbildung viele Türen offen“, sagt sie.
Vor allem die Kombination aus Theorie und Praxis und die Komplexität der möglichen Tätigkeiten reizen Vicky Krützmann an der Bachelor-Ausbildung. Damit ist sie nicht allein: „Für viele unserer Auszubildenden ist die Vielschichtigkeit des Jobs ein entscheidender Grund für ihre Berufswahl“, erklärt Carsten Imm, Fachausbilder an der Berliner Feuerwehr-Akademie in der Ruppiner Chaussee. Als weitere Gründe, bei der Feuerwehr beginnen zu wollen, würden „die Arbeit mit Menschen und die Krisensicherheit des Berufes“ genannt. Berlin sei eine wachsende Stadt, die viele Feuerwehrleute brauche. Imm betont aber, dass nicht jeder Kandidat geeignet sei: „Teamfähigkeit ist das wichtigste, was man mitbringen muss. Davon hängen Leben ab. So muss man sich im Einsatz hundertprozentig auf seinen Partner verlassen können.“ Zudem sollte man physisch und psychisch belastbar sein und Empathie besitzen, etwa bei Patienten.
Zwei Jahre Ausbildung ist minimum
Carsten Imm ist seit 2004 bei der Berliner Feuerwehr. Er war auf vielen Wachen tätig, hat sich vor allem für die Technik interessiert – und sich kontinuierlich weitergebildet. Seit 2018 kümmert er sich ausschließlich um den Feuerwehr-Nachwuchs. Je nach Ausbildungsweg sind die Azubis zwei Jahre oder länger in seiner Obhut: Mit Abitur kann man sich als Brandmeister-Anwärter/in im mittleren Dienst bewerben. (Wege:„112 Classic“, „112 Medic Expert“ oder „112 Medic“). Bewerbungsschluss ist der 3. Januar. Oder man kann sich um die Ausbildung „112 Dual“ als Brandoberinspektor-Anwärter/in bewerben für den gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst. Start ist am 1. Okt. 2021, Bewerbungsschluss der 1. Dezember. Mit einem Bachelorabschluss kann man sich um die zweijährige Ausbildung „112 Bachelor“ bewerben für den gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst. Nächster Einstellungstermin ist am 24. Sept. 2021, Bewerbungsschluss der 4. April. Mit einem Masterabschluss, einem Diplom oder dem ersten Staatsexamen kann man sich für die zweijährige Ausbildung „112 Master“ bewerben. Ziel: Brandreferendariat für die Beamtenlaufbahn des höheren feuerwehrtechnischen Dienstes.
Als große Herausforderung empfindet es Imm, jedem Auszubildenden gerecht zu werden: „Jeder Mensch ist anders, jeder hat eine andere Auffassungsgabe, der eine lernt gut durch Zuhören, ein anderer durchs Ausprobieren.“
Ihre Eltern, so erzählt Vicky Krützmann, waren zunächst skeptisch, als sie hörten, dass ihre Tochter Karriere bei der Feuerwehr machen möchte. „Inzwischen sind sie aber stolz auf mich“, sagt die angehende Feuerwehrfrau. „Man muss wissen, was man will, und darf sich nicht von seinem Ziel abbringen lassen“, rät sie Schulabgängern.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität